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Berlin: Mode: Der Modezirkus kommt

Berlin als Treffpunkt der internationalen Modeszene? Götz Offergeld ist eigentlich einer, der sich mit Versprechungen zurückhält.

Von Susanna Nieder

Berlin als Treffpunkt der internationalen Modeszene? Götz Offergeld ist eigentlich einer, der sich mit Versprechungen zurückhält. Einige sehenswerte Modeschauen hat er schon präsentiert. Wenn er nun wahr macht, was er am Freitagabend ankündigte, steht Berlin im Oktober 2002 ein Modespektakel ins Haus, für das sich tatsächlich die ganze Welt interessieren wird. "Wir planen eine Modewoche, für die einige Designer auf die Schauen in Paris verzichten werden," kündigt der Berliner Chef des Pressebüros Girault Totem an, dessen Hauptsitz sich in Paris befindet.

Er rechnet mit Vertretern des gefeierten Pariser Kreativ-Nachwuchses vom Rang eines Bernhard Willhelm, mit international erfolgreichen deutschen Jungdesignern und großen deutschen Namen. Und wenn alles gutgehe, komme auch der Mann der internationalen Mode, sagt Offergeld. Damit kann eigentlich nur Tom Ford gemeint sein, Chefdesigner von Gucci und Yves Saint Laurent.

Wimbledon in Spandau?

Gucci und YSL in Berlin statt Mailand und Paris? Das wäre, als würde das Tennisturnier von Wimbledon nach Spandau verlegt. Offergeld lächelt. "Berlin hat im Ausland ein ausgezeichnetes Image. Topmodels, internationale Presse - alle haben sofort zugesagt." Also auch Kate Moss und Suzy Menkes, die gefürchtete Modekritikerin der International Herald Tribune? Davon geht Offergeld aus. Diesmal hat er die Messlatte wahrhaftig hoch gehängt.

Dass Berlin bei den Kreativen hoch im Kurs steht, bewies am Freitag der ganze Abend. Organisiert wurde er von Girault Totem, die vor zwei Jahren im festen Glauben an das Potenzial der Stadt nach Berlin kamen. Gastgeber war die Galerie von Rot, deren Macher Sabrina Dehoff, Karsten Fielitz und Peter Seebacher verantwortungsvolle Stellungen in Pariser Modehäusern aufgegeben haben, um in Berlin frei zu arbeiten.

Gezeigt wurde Haute Couture des Labels Keupr / van Bentm. Michiel Keuper und Francisco van Benthum, die sich in Paris und London ihre Sporen verdienten, machten Berlin erst vor kurzem zu ihrem Firmensitz. Sie präsentierten vier Modelle, die keinen Zweifel daran ließen, was Haute Couture für die beiden Holländer ist: kein Aushängeschild, damit sich die Prêt-à-porter-Kollektionen besser verkaufen, sondern ein Experimentierfeld.

"Wir spielen gerne mit Grenzen. Mit den Grenzen von Kleidungsstücken", formuliert van Benthum seine Philosophie. Ein Mantel aus der aktuellen Kollektion kann auf der einen Seite wie ein eckiges Etui aussehen - einen Ärmel gibt es nur auf der anderen. Der ist dafür umso dramatischer gewölbt und überspitzt. Überhaupt: Überspitzungen. Stehkragen bis an die Augen, megabreite Schultern, ein gigantischer weißer Fuchsschwanz an der Seite, superspitze Schuhe. "Jemand hat mal gesagt, die Optik unserer Kleider ist so ungewohnt wie die schnellen Schnitte von MTV, als diese Art zu filmen neu war", sagt Keuper - ein perfekter Vergleich. Verwendet haben die Designer wunderbare alte Couturestoffe, zum Beispiel von Chanel. Wo sie die gefunden haben? In Berlin-Schöneberg.

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