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Erfolgsduo? Das war gestern. Karl-Heinz Müller und Klaus Wowereit verkörpern die Eventmetropole Berlin. Damit lagen sie lange Zeit im Trend.

© dpa

Modemesse in Schwierigkeiten: Abgang von Klaus Wowereit schadet Bread & Butter

Der Aufstieg von Klaus Wowereit ist eng verknüpft mit der Bread & Butter am Flughafen Tempelhof. Um die Verträge gab es viel Streit. Nun geht der Regierende – und auch die Messe rechnet sich nicht mehr.

Karl-Heinz Müller kämpft. Der Erfinder und Regisseur der „größten Modemesse weltweit“, der Bread & Butter auf dem Flughafen Tempelhof, steckt in großen Schwierigkeiten. Viele Aussteller, die früher Schlange standen, um ein Ticket für die B&B zu bekommen, haben ihm den Rücken gekehrt. Jetzt verdichten sich Hinweise, dass die Messe im Januar abgesagt wird. Zuvor hatte Müller bei einem Branchentreffen erklärt, dass sich die Messe wirtschaftlich für ihn nicht mehr rechne. „Es ist noch nichts entschieden, es gibt nur einen Haufen Spekulationen“, erklärte Müller dem Tagesspiegel. Berlin wolle er aber nicht in Frage stellen. Anfang nächster Woche werde er sich konkret äußern.

Wowereit holte B&B nach Berlin

Karl-Heinz Müller verkörperte bislang das Image der kreativen Partymetropole Berlin. Genau wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Dessen Rücktritt fällt zusammen mit Müllers B&B-Krise. Wowereit ebnete Müller 2009 den Weg nach Berlin, an den Flughafen Tempelhof, der wie geschaffen schien für das Konzept der Bread & Butter. Coole Jeansmode in einem einstigen Flughafen der US-Air Force, garniert mit Partys und Shows. Der Erfolg stellte sich ein. 2010 kamen 100 000 Fachbesucher und machten Berlin zur Modestadt. Die B&B in Tempelhof brachte ein Extraplus an Gästen und weltweite Aufmerksamkeit. Zuvor war die Messe in Barcelona gewesen, auch eine hochattraktive Stadt. Doch Berlin machte schließlich das Rennen. Wowereit konnte den Bread & Butter-Glanz auf sein Imagekonto buchen. Doch der Stern des Regierenden sank in den vergangenen Jahren, vor allem der BER nagte an seiner Reputation. Auch um Müller wurde es ruhiger. In diesem Sommer kamen die ersten Vorboten, dass es nicht mehr rund läuft.

Müller macht Rückzieher

Müller kündigte überraschend an, die B&B wieder nach Barcelona zu verlegen. Offenbar reagierte er auf ein schwindendes Interesse an seiner Messe, hatte die Zeichen aber völlig falsch interpretiert. Nach Barcelona wollten die meisten Aussteller gar nicht. Sie waren mit dem Konzept der Messe nicht mehr einverstanden. Müller machte notgedrungen einen Rückzieher und verlor weiteren Rückhalt. Er habe dieses „Rotationsprinzip“zwischen Barcelona und Berlin ohnehin nicht verstanden, sagt Jörg Wichmann, Chef der Konkurrenz-Messe „Panorama“. „Deutschland ist ein starker Markt. Wir stehen für den Standort Berlin.“ Müller gab dann vor zwei Tagen bekannt, dass die Messe nur noch eine Halle bespielen werde – von zuletzt fünf – und auf 200 Aussteller schrumpft. Geld sei mit der B&B nicht mehr zu verdienen und auch die geplante Expansion nach Seoul im nächsten September stellte der Messechef jetzt in Frage.

„Die Party-Zeiten sind vorbei“, sagt Panorama-Chef Wichmann. Die Kunden wünschten sich eine Konzentration auf das Geschäft, auf Business. „Unsere Marken verdienen Geld mit dem, was sie tun.“ Rund 60 Aussteller seien von der Bread & Butter zur Panorama gewechselt. Auslöser sei vor allem Müllers Ankündigung gewesen, nur noch eine Halle zu füllen. Das hätten viele als „Abgesang“ interpretiert, „da stand bei uns das Telefon nicht mehr still“.

Panorama überholt Bread & Butter

Inzwischen sei die Panorama zur führenden Messe aufgestiegen. „Wir sind jetzt so groß wie die alte Bread & Butter.“ Der Erfolg der Panorama sei vielleicht ein Symbol für den Wandel Berlins von der Partyhauptstadt zur Businessmetropole. Der Rücktritt vom „Regierenden Partymeister“ Klaus Wowereit passt da gut ins Bild. Sein Nachfolger, Michael Müller, hat schon angekündigt, dass sein Glamourfaktor deutlich geringer ausfalle.

Modeunternehmer Karl-Heinz Müller hatte zu Beginn seiner Startup-Karriere der Kölner Messe „Interjeans“ die Kunden abgejagt. Er galt als cooler Newcomer, der das trockene Messegeschäft in eine wilde Lifestyle-Party verwandelt. Auf der Höhe seines Erfolgs 2010 erklärte Müller: „Wir sind die Premier League“. Von seinen Standmieten könne die Berliner Messegesellschaft nur träumen. Nun hat die Berliner Messe offenbar wieder die Oberhand in Sachen Mode. Die Panorama war ganz klein in Schönefeld gestartet und 2013 zur Messe am Funkturm umgezogen.

Stadt zahlt auf jeden Fall

Der B&B-Vertrag gilt bis 2019. Eine Ausstiegsklausel gebe es nicht, heißt es. Findet die Messe nicht statt, müsste Müller trotzdem Miete zahlen. Für 61 000 Quadratmeter Fläche, einschließlich Teilen des Flugfeldes, sollen jedes Jahr 1,65 Millionen Euro fällig werden. 2009 war der Flughafen als Event-Standort noch unbekannt. Die B&B half, das Eventgeschäft am Flughafen anzukurbeln. Die Grünen und Teile der CDU glauben dagegen, die Modemesse behindere eine langfristige Entwicklung des Gebäudes. Zweimal im Jahr ist die Haupthalle plus Hangars einen Monat lang für die Messe reserviert.

Berlin ohne Wowereit und die Bread & Butter? Michael Müller muss neue Akzente setzen.

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