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Berlin: Modenschau mit dem kleinen Diktator

Morgen dreht Dani Levy vor dem Berliner Dom eine Massenszene seines neuen Hitler-Films

Die modischen Vorschriften für den morgigen Montag sind ebenso eindeutig wie antiquiert: In sind schlichte, nostalgisch anmutende Wintermäntel aus Wolle oder Baumwolle, Hut, Schiebermütze, Kopftuch, klassische Hosen, allenfalls knielange Röcke, Lederschuhe – alles in möglichst gedeckten Farben. Out sind Daunenjacken, Jeans, Miniröcke, Turnschuhe, und jeder grelle Farbtupfer ist tabu.

Menschen, die morgen in hoffnungslos altmodischer Kleidung der Ost-City zustreben, sollte man mit Nachsicht begegnen. Möglicherweise sind es nur Komparsen auf dem Weg zu den Dreharbeiten von „Mein Führer“, dem neuen Film von Regisseur Dani Levy, mit Helge Schneider in der Titelrolle. Die Einkleidung solcher Kleindarsteller ist gewöhnlich Aufgabe hoch qualifizierter Kostümbildner, diesmal ist es ihnen selbst überlassen, nach einigen Hinweisen, was geht und was nicht – schon dies ein Hinweis, dass es dem Regisseur um allzu viel historische Authentizität nicht geht.

Zu welchem Ort die Laienspieler kommen sollen, ist von der Produktionsfirma X-Filme offiziell geheim gehalten worden. „Nach dem großen Wirbel um Dani Levys Komödie ,Alles auf Zucker!‘ wollten wir sicherstellen, dass die Dreharbeiten ungestört verlaufen können“, verteidigte eine Sprecherin gegenüber der Agentur ddp die Heimlichtuerei. Übers Internet, die Homepage von Helge Schneider, waren Mitwirkende für die geplante Massenszene im Berlin des Januar 1945 gesucht worden. Die Teilnehmer erfahren erst heute per E-Mail den Drehort, der freilich kaum zu verschleiern ist. Seit Tagen schon entstehen links neben dem Berliner Dom große Kulissen. Von den Arbeitern ist ohne weiteres zu erfahren, dass hier Levy seinen Hitler-Film drehen werde. Die Parkbuchten dort sind für diesen Montag gesperrt, bei den Kolonnaden am Neuen Museum auch noch am Dienstag.

Begonnen hatten die Dreharbeiten zu „Mein Führer – Die wirkliche wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ am 17. Januar im ehemaligen Kammergericht in der Charlottenburger Witzlebenstraße, 1936 bis 1943 Sitz des Reichskriegsgerichts. Einen Tag hatte Levy in der Kulisse „Berliner Straße“ im Studio Babelsberg gedreht, zehn Tage lang wurde ein Kasernengelände in Krampnitz zum Drehort.

Das Projekt ist offenbar eine parodistische Reaktion auf Filme wie „Der Untergang“. „Hitler lebt und erzählt, wie er wirklich war – ein Schwächling, der nur mit Hilfe des Juden Grünbaum nach oben kam“, so beschrieb das Medienboard Berlin-Brandenburg – es fördert mit 450 000 Euro – die Handlung. Helge Schneider also nicht als großer Diktator, sondern nur als kleines Würstchen.

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