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Möglicher Probebetrieb beim BER: Was auf die Passagiere zukommt, ist weitgehend unklar

Beim geplanten BER-Probebetrieb denkt Airport-Chef Mehdorn vor allem an seine Tests. Doch wer denkt an die Passagiere? Ob BVG, S-Bahn, Taxi oder Minikiosk - die Frageliste von der Anreise bis zur Verpflegung ist lang.

Hartmut Mehdorn will ihn unbedingt – den Probebetrieb am so genannten Nordpier des BER-Flughafens. „Was fertig ist, soll auch genutzt werden“, findet der Flughafenchef. Und auch mit dem Testen könne man nicht früh genug beginnen. Noch in diesem Jahr, am liebsten am 1.Juli, will Mehdorn loslegen. Was auf die Passagiere zukommt, ist aber weitgehend ungeklärt.
Fest steht, dass es zunächst nur die Kunden von Germania betreffen wird. Drei bis zehn Flüge pro Tag sind vorgesehen. Das Wichtigste dabei ist, dass die Passagiere wissen, dass sie nicht im bisherigen Terminal abgefertigt werden. Auf dem Ticket wird aber wahrscheinlich weiter SXF stehen, das internationale Kürzel für den bisherigen Flughafen; der künftige BER ist ja offiziell noch nicht in Betrieb.
Ob die BVG, die später alle fünf Minuten Busse zum BER schicken will, einen Teilbetrieb vorzeitig aufnimmt, steht nicht fest. Es gebe Gespräche, sagte Sprecherin Petra Reetz. Linienbetrieb gibt es zum Willy-Brandt-Platz beim Nordpier derzeit nur durch die Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald; meist stündlich.

Die Flughafengesellschaft will Passagiere, die am Nordpier abgefertigt werden, vom alten Terminal per Shuttle-Bus zum Nordpier kutschieren; die Fahrt über die Autobahn dauert rund zehn Minuten. Wie häufig der Bus fahren wird, steht nach Angaben von Flughafensprecher Ralf Kunkel noch nicht fest. Wer auf den letzten Drücker am alten Terminal ankommt, kann Pech haben, wenn der Shuttle-Bus weg ist. Wer sich dann ins Taxi setzt, ist bei der kurzen Fahrt zum Nordpier zehn bis zwölf Euro los. Zu Fuß ist man eine knappe Stunde unterwegs.

Auch ankommende Passagiere werden nach den derzeitigen Plänen vom Nordpier – mit ihrem Gepäck – per Bus zum alten Terminal gefahren. Wer mit dem Taxi in die Stadt will, kann sich derzeit nur einen Fahrer aus dem Landkreis Dahme-Spreewald aussuchen; Berliner Taxifahrer dürfen nicht in Schönefeld warten, sondern nur bestellte Fahrten absolvieren. Weil über 90 Prozent der Fahrer Berliner seien, die wegen des Flughafen-Geschäfts eine Konzession vom Landkreis erhalten haben, würden sie die Berliner Ziele leicht finden, sagt Uwe Gawehn von der Taxi-Innung. Ärger gebe es aber schon jetzt bei Fahrten an den Stadtrand. Weil Berlin kein Pflichtfahrgebiet für die Fahrer aus dem Landkreis sei, lehnten sie kurze Fahrten häufig ab. Gawehn fordert, dass sich Senatsverkehrsverwaltung und Landkreis hier schnell einigen – möglichst noch vor dem Probebetrieb am Nordpier. Mit der Bahn könnte man den BER umsteigefrei erreichen. Doch der unter dem Hauptterminal liegende Bahnhof für Fern- und Regionalzüge sowie für die S-Bahn bleibt geschlossen; er geht erst in Betrieb, wenn die Haupthalle fürs Publikum geöffnet ist – frühestens 2015.

Flughafensprecher Kunkel sieht hier kein Problem. Etwa zwei Drittel der Passagiere von Germania kämen ohnehin mit dem Auto zum Flughafen. Dies sei bei so genannten Warmzielen üblich. Und der Weg zum BER ist bereits ausgeschildert, auch wenn das Flughafenziel noch durchgestrichen ist. Wer sein Auto im BER-Parkhaus abstellt, muss dann zum Nordpier laufen, nach Kunkels Angaben rund 350 Meter ungeschützt im Freien. Einen direkten Zugang gibt es erst zum Hauptterminal. Der Weg zum Nordpier ist damit meist länger als heute in Schönefeld, wo 250 Meter bis 400 Meter zwischen Parkhaus und Terminal zu absolvieren sind.

Wer es ins Nordpier geschafft hat, soll dort auch einen Kiosk vorfinden. Einen Betreiber für den Minibetrieb mit geringem Umsatz gibt es allerdings noch nicht. Vielleicht reicht es auch nur zu Automaten mit Getränken und Sandwiches.
Nicht nur deshalb sieht Martin Burkert (SPD), der neue Vorsitzende im Verkehrsausschuss des Bundestages, die geplante Teileröffnung skeptisch. „Das Ansehen des BER ist sowieso schon schwer beschädigt. Sofern es nur das kleinste Risiko gibt, würde ich dafür plädieren, es nicht zu tun“, sagte er dem Tagesspiegel. Ob der Probebetrieb, der fünf bis sieben Millionen Euro kosten soll, kommt, entscheidet der Flughafenaufsichtsrat. Mitarbeit: Carsten Brönstrup

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