zum Hauptinhalt

Berlin: Möhring ade! (Kommentar)

Nun ist also auch das allererste "Möhring" am Ende. Das allererste jedenfalls dem alten, guten Namen nach am allerersten Möhrung-Platz Ecke Kurfürstendamm / /Uhlandstraße.

Nun ist also auch das allererste "Möhring" am Ende. Das allererste jedenfalls dem alten, guten Namen nach am allerersten Möhrung-Platz Ecke Kurfürstendamm / /Uhlandstraße. Es macht dicht. Als Hemingway und Brecht zur Welt kamen - 1898 - machte Oscar Möhring an dieser Stelle sein Café auf. Vor 30 Jahren ging das Café an Pfennig.

Es ist doch kurios, dass unsere Stadtplaner immerzu Cafes und Büros ins planerische Feld führen, wenn es ihnen neuerungswütig um "Urbanität" geht. Sollen die Planer und Spekulanten ihre Bürohäuser hinklotzen und dann - steuerbegünstigt, versteht sich - - drauf sitzen bleiben - for Sale. Aber wer überall Cafés hinstellen will, plappert dummes Zeug, verhöhnt einen guten Begriff.

Wenn nun auch das "Möhring" schließt, gibt es kein annähernd vergleichbares Café mehr am "prominenten" Abschnitt des Kurfürstendamms. Auch das andere sogenannte "Möhring", das frühere Café Schilling neben dem Marmorhaus ist schon vor ein paar Jahren vom Pfennig-Unternehmen dicht gemacht worden. Es ist nun ein einschlägig und mehrfach am Damm vertretener Klamottenladen.

So bleiben nur noch Erinnerungen, die aber nach heutigen Maßstäben keinen Pfennig mehr wert sind. Zum Beispiel ans "Fräulein Emma". Als sie 80 wurde (1975), war ich bei ihr im alten, jetzt also fälligen "Möhring". Man ehrte sie mit einer Feier. Dort stand sie bis zum 75. in Lohn und Brot - und Kuchen. Angestellt von Oscar Möhring, dem Gründer. Das "Fräulein Emma" hatte alle Zeitgefahren erlebt und mit dem Café überlebt: "Inflation, Deflation, Krieg und alles, was es so gibt." Auf "Fräulein Emmas" 80. hatte uns damals eine Frau aufmerksam gemacht, die als Schülerin bei Möhring Naschwerk gekauft hatte oder billige Kuchenstücke vom Vortag. Eine Zeit, da Kunden von Kindesbeinen an mit einem Geschäft Fühlung hatten, ist längst vorbei. Auch auf diesem neuen Feld wächst nichts mehr, das Erinnerungswert hat.

Ekkehard Schwerk

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false