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Lebenslang für den Mörder Edin A.

© K. Gehrke

Mörder von Heiligensee: Lebenslange Haft nach Mord an Ex-Freundin

Erst fesselte und knebelte er ihren 12-jährigen Sohn, dann drang er in die Wohnung seiner Ex-Partnerin ein und erstach sie. Vor Gericht erklärte der Angeklagte: "Ich habe sie endlos geliebt".

Erst brachte Edin A. den Sohn seiner Ex-Lebensgefährtin in seine Gewalt, fesselte und knebelte den Zwölfjährigen in einer Gartenlaube. „Jetzt töte ich deine Mutter“, soll er angekündigt haben. Mit dem Schlüssel des Jungen schlich der 32-Jährige in die Wohnung der Mutter in Heiligensee.

Michelle E. saß auf dem Sofa und erwartete ihren Sohn, als plötzlich A. vor ihr stand. Die 35-Jährige hatte „keine Chance“. Stiche in den Hals – „absolut tödlich“, hieß es am Freitag im Urteil des Landgerichts. Wegen Mordes erging gegen A. eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Eine Beziehung, die als große Liebe begann. Schnell nahm Michelle E. den Mann aus Bosnien-Herzegowina bei sich auf. Er machte Heiratspläne. Für ihn war es wie ein Traum. Doch das Verhältnis kühlte sich ab und war aus Sicht der Frau nach etwa zwei Jahren beendet.

Als A. dann ihren Sohn in einem Streit am Arm gepackt hatte, warf sie den Mann aus der Wohnung. „Er konnte aber nicht von Michelle E. lassen“, sagte der Vorsitzende Richter. Ab und zu sahen sie sich, aber nicht mehr als Paar. Als A. dann befürchtete, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gab, verfolgte und belauerte er die Frau. Das war im April 2017 – rund drei Monate nach der Trennung.

Ein perfider Plan

In der Nacht zum 18. Mai hockte er unter ihrem Balkon. „Er fasste den Entschluss, die Frau zu töten und dazu ihrem Sohn aufzulauern, um an die Wohnungsschlüssel zu kommen“, so das Gericht. Ein perfider Plan. Gegen 10.30 Uhr sprach er den Jungen auf der Straße an und log: „Ich habe noch ein Handy von deiner Mutter.“ David (Name geändert) ging mit zu einer Gartenlaube 500 Meter entfernt.

„Er fesselte den Jungen an Händen und Füßen, verschnürte ihn“, hieß es weiter im Urteil. „Er versetzte ihm eine Ohrfeige, um das Schreien zu unterbinden.“ Dann knebelte er David mit einer Socke und Klebeband. Und kündigte die Tötung an, sind die Richter überzeugt. Während der Junge völlig verängstigt und hilflos in der Laube eingesperrt war, stand Edin A. 30 Minuten später vor Michelle E., in seiner Hand eine Schreckschusspistole.

„Er zeigte ihr die Schlüssel ihres Sohnes und bedrohte sie mit der Waffe“, sagte der Richter. Sie solle nichts Falsches machen, wenn sie den Jungen wiedersehen wolle, habe er erklärt. „Aus Sorge um ihren Sohn und um ihr eigenes Leben verhielt sie sich ruhig.“ Edin A. habe sie geschlagen, dann sei er in die Küche gegangen. „Er holte ein Messer und stach in ihren Hals.“

In der Zeit kämpfte der Junge mit aller Kraft, um sich von den Fesseln zu befreien. Schließlich gelang es ihm. Es war 12.30 Uhr, als er am Kopf blutend und in Todesangst durch die Gartenanlage rannte. „Er will meine Mutter umbringen“, schrie er. Passanten alarmierten die Polizei. Im Krankenhaus erfuhr er vom Tod seiner Mutter. „Er ist im höchsten Maße traumatisiert“, sagte nun der Richter.

„Sie war eine Person, die ich endlos geliebt habe“

Der Angeklagte hatte erklärt, er habe im Affekt gehandelt. Es sei aus für ihn „nicht nachvollziehbaren Motiven“ zu den Stichen gekommen. „Sie war eine Person, die ich endlos geliebt habe.“ Für immer werde er die schreckliche Tat bereuen. Sein Verteidiger hatte auf einen Schuldspruch wegen Totschlags plädiert und eine Gesamtstrafe von acht Jahren Haft verlangt. Die Frau sei nicht arglos gewesen, sie habe sich Pfefferspray beschafft. „Sie wusste, er ist dicht dran.“

Die Richter schlossen sich der Staatsanwältin an und sprachen Edin A. des Mordes sowie der Geiselnahme, Körperverletzung und Nötigung schuldig. Mediziner hätten eindeutig festgestellt, dass sich Michelle E. nicht gewehrt habe. A. habe heimtückisch gehandelt, ihre Arg- und Wehrlosigkeit ausgenutzt. Eine geplante Tat sei es gewesen.

Reue nahmen die Richter dem Angeklagten ab. Mit seinem Geständnis habe er dem Jungen zudem eine Aussage vor Gericht erspart. Edin A. hörte das Urteil mit gesenktem Kopf. Sein Anwalt kündigte Revision an.

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