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Berlin: MoMA-Schau: Großer Ärger kurz vor Schluss

Organisatoren ändern Ticket-Regeln von einem auf den anderen Tag und stoßen Besucher vor den Kopf

Drinnen begrüßte man feierlich den einmillionsten Besucher, draußen staute sich Ärger: Bei der MoMA-Schau wurden am Mittwoch von einem auf den anderen Tag die Nutzungsbedingungen geändert. Wer eine Jahreskarte Plus der Staatlichen Museen besitzt, kann seit 1. September nicht mehr den VIP-Eingang nutzen, sondern muss sich in die Warteschlange einreihen. Und die ist lang. Bis zu elf Stunden wartet man an manchen Tagen auf Einlass in die Ausstellung mit Werken aus dem New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), die am 19. September endet.

„Ja, wir haben das geändert“, bestätigte Projektleiterin Katharina von Chlebowski. Der Tagesspiegel hatte am Dienstag berichtet, dass Besitzer einer Jahreskarte Plus ohne Warten den VIP-Eingang nutzen dürfen. Chlebowski und die Staatlichen Museen hatten das zuvor so bestätigt. Ohne weitere Ankündigung wurden die Bedingungen dann gestern geändert. „Es wurden zu viele Leute“, sagte Chlebowski zur Begründung. „Wir müssen eine zweite Schlange vor dem VIP-Eingang vermeiden und wollen auch so etwas wie Schlangengerechtigkeit herstellen.“ Die Staatlichen Museen begründeten die Änderung außerdem mit hohem Missbrauch der Tickets. Besitzer der Jahreskarte Plus hätten dafür freien Eintritt.

In der Redaktion gingen gestern zahlreiche Anrufe ein. „Das ist eine ungeheure Frechheit“, sagte Tagesspiegel-Leser Gunter Schulenburg. „Es ist eine Dreistigkeit sondergleichen, das der Presse selbst mitzuteilen, und das lesen dann Tausende, machen sich auf die Strümpfe und werden düpiert.“ Schulenburg wollte eine Jahreskarte Plus für Freunde kaufen. Er selbst hat bereits eine und kam mit dieser bisher umstandslos durch den VIP-Eingang. Leserin Gabriele Rese sagte: „Ich bin 64 und kann nicht neun Stunden Schlange stehen. Deswegen sind wir extra hingefahren, um eine Jahreskarte Plus zu kaufen. Wir waren dort nicht die einzigen.“

Wer seit Mittwoch vergangener Woche und bis gestern eine Jahreskarte Plus eigens wegen MoMA gekauft hat und diese nun nicht gebrauchen kann, dem wollen die Staatlichen Museen den Kaufpreis erstatten. „Aus Kulanz“, wie der Leiter der Besucherdienste Christoffer Richartz sagt. Seine Mitarbeiter haben die Neuregelung am Mittwoch früh an die beteiligten Museen verteilt. Gut findet Richartz die neue Regelung allerdings nicht. Zuvor hatte der Verein der Freunde der Nationalgalerie, der die Ausstellung veranstaltet, stets verkündet, für Besitzer der Jahreskarte Plus habe man sich extra die Vergünstigung einfallen lassen, dass sie gegen den ermäßigten Eintrittspreis durch den VIP-Eingang dürfen. Ob die einseitige Änderung dieser Praxis rechtlich in Ordnung ist, dürfte zweifelhaft sein. „Das lässt sich wohl nicht mehr gerichtlich klären, denn bis zum Ende der Ausstellung kriegen Sie keine einstweilige Verfügung mehr durch“, sagt Rechtsanwalt Gerhard Wilms, der schon einmal in anderer Sache für MoMA-Besucher eine einstweilige Verfügung erstritt.

MoMA-Öffnungszeiten: Di, Mi, Do 8-24 Uhr, Fr 8-2 Uhr, Sa 10-2 Uhr, So 10-24 Uhr

Fatina Keilani

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