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Berlin: "Mondscheintarif": Die Museumsinsel als Alliierten-Verwaltung

Da lächelt der Chef-Ausstatter zufrieden. Ken Adams sitzt in einem US-Jeep und schaut zuerst an der Fassade des Bode-Museums hoch und dann in die Kameras der wartenden Fotografen.

Da lächelt der Chef-Ausstatter zufrieden. Ken Adams sitzt in einem US-Jeep und schaut zuerst an der Fassade des Bode-Museums hoch und dann in die Kameras der wartenden Fotografen. Der Schriftzug "Bode Museum" ist verdeckt, die Putten auch, stattdessen hängen lauter Nazisymbole herum und eine amerikanische Flagge baumelt müde flatternd am Mast. Die Sanierung des berühmten Baus auf der Museumsinsel gibt die Kulisse ab für den ersten Drehtag von "Taking Sides". Unter diesem Arbeitstitel dreht Istvan Szabo seinen Furtwängler-Film (wir berichteten) und Freitag war der erste Drehtag in Berlin. Auch Moritz Bleibtreu war mit von der Partie und Harvey Keitel, der sich jedoch nicht sehen ließ. Die Dreharbeiten von "Taking Sides" sind jedoch nicht die einzigen, die derzeit in der Stadt beobachtet werden können.

"Gott sei Dank habe ich persönlich noch nie eine so seltsame Frau kennengelernt". Tim Bergmann grinst über das ganze Gesicht, als er die Handlung des Kinofilms "Mondscheintarif" schildert, den er gerade in Berlin dreht. Dort spielt er den Arzt Daniel Hoffmann, der sich in die hübsche, aber leider etwas verwirrte Cora (Gruschenka Stevens) verknallt hat. Zwei Tage, bevor der Zuschauer in die Handlung einsteigt, hatten die beiden den besten Sex ihres Lebens miteinander, seitdem herrscht Funkstille. Cora liebt Daniel zwar auch, meint aber die ungeschriebenen Gesetze im Kampf der Geschlechter ganz genau zu kennen: "Nach dem ersten Sex rufst Du nicht an. Nie! Er muss anrufen, sonst war es für ihn nur ein einmaliger Ausgleich seines Hormonhaushaltes." Den Rücken stärkt ihr die beste Freundin Jo (Jasmin Tabatabai).

"Solche antrainierten Verhaltensweisen bringen nichts. Man sollte immer genauso leben, wie es einem das Herz diktiert", meint Tim Bergmann. Aber die Gefühlsverwirrungen, die die beiden Hauptpersonen erleben, hält er für sehr authentisch. "Ganz viel von den Unsicherheiten des Daniel habe ich an mir auch wieder erkannt. Im Alter um die 30 steht man vor vielerlei Entscheidungen und ändert seine Meinung jede Minute. Feste Bindung, ja oder nein. Kinder, ja oder nein." Eine Neuerfindung des Genres sei diese romantische Komödie zwar nicht, aber trotzdem ein ganz besonderes Projekt. Auch wegen des filmischen Stils von Kameramann Tommy Wildner. Der kommt aus der Musikvideo- und Werbungsbranche und verleiht "Mondscheintarif" einen ähnlichen Anstrich wie die bekannte amerikanische Serie "Ally Mc Beal". Schnelle Dialoge und Schnitte, Ausflüge in Phantasievisionen Coras, für die in den Berliner Straßen auch schon mal Klaviere vom Himmel stürzen mußten. Nächste Woche werden die sechs Wochen Dreharbeiten abgeschlossen sein, und Bergmann darf wieder nach München zurück, wo er (ein Düsseldorfer) seit neun Jahren lebt. In der Hauptstadt hat er seltsamerweise fast nur Auswärtige kennegelernt, "die Original-Berliner treffe ich irgendwie immer nur in der U-Bahn." Dabei ist dies nun schon der zweite Aufenthalt des Schauspielers in der Stadt nach einer dreimonatigen Theaterspielzeit mit dem Männerensemble zu anfang des Jahres. Damals hat er auch sein Lieblings-Freizeit-Lokal aufgestöbert - das Kuchi in der Kantstraße. Allein dafür will er bestimmt nochmal zurückkehren.

oew, rcf

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