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Mordanklage nach 15 Jahren: Hochschwangere Maike T. soll aus Habgier getötet worden sein

Maike T. war 17 und im achten Monat schwanger, als sie am 3.Juli 1997 spurlos verschwand. Jetzt ist gegen ihren Ex-Freund, seine Mutter und seinen Bekannten Anklage erhoben worden: Die Mutter soll die beiden Männer zu der grausamen Tat angestiftet haben.

Von Sandra Dassler

Vor 15 Jahren verschwand die im achten Monat schwangere Maike T. aus Leegebruch im Landkreis Oberhavel spurlos. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin Anklage gegen zwei Männer und eine Frau erhoben. Nach Abschluss der im vergangenen Jahr wieder aufgenommenen Ermittlungen sei man überzeugt, dass die 17-jährige Schülerin am 3. Juli 1997 ermordet wurde, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Neuruppin, Lolita Lodenkämper, am Montag dem Tagesspiegel.
Gegen den damaligen Freund der Verschwundenen, den heute 33-jährigen Michael Sch., und dessen Bekannten, den heute 79-jährigen Manfred Sch., wurde nun Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes erhoben. Sie sollen Maike T. aus Habgier heimtückisch in einem Waldgebiet umgebracht haben. Der Mutter von Michael Sch. wird vorgeworfen, die beiden Männer zu der Tat angestiftet zu haben. Die 60-jährige Frau wollte damit – nach Ansicht der Ermittler – Unterhaltsansprüche gegen ihren Sohn verhindern, der Vater des ungeborenen Kindes von Maike T. gewesen sein soll. Alle drei Angeschuldigte sitzen seit November 2012 beziehungsweise seit Februar 2013 in Untersuchungshaft. Sie schweigen zu den Vorwürfen. Die Leiche von Maike T. wurde nie gefunden, ihre Eltern konnten Tochter und Enkelkind bis heute nicht begraben.
Medienberichten zufolge hatte der Vater des Opfers sogar einen Privatdetektiv eingeschaltet, doch erst nachdem der Fall am 11. Januar 2012 noch einmal in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ aufgegriffen worden war, kam es zu den Verhaftungen. „Zwar gab es danach keine sachdienlichen Hinweise aus der Bevölkerung, aber durch die noch einmal durchgeführten intensiven Nachermittlungen hat sich eine – wie wir glauben – lückenlose Indizienkette ergeben“, sagte Staatsanwältin Lolita Lodenkämper.

Im November vergangenen Jahres wurden dann die beiden tatverdächtigen Männer, die in Berlin leben, festgenommen, das Landgericht Neuruppin stellte Haftbefehle aus, das Oberlandesgericht lehnte eine Haftbeschwerde der Beschuldigten ab. Im Februar dieses Jahres musste auch die Mutter von Michael Sch. auf Beschluss des Amtsgerichts in Untersuchungshaft, sie wurde an ihrem Arbeitsplatz in Kremmen festgenommen.

Sollte das Landgericht Neuruppin die Anklage zulassen, werde der Prozess wegen der Sechs-Monats-Frist wohl bereits in wenigen Wochen beginnen, sagte die Sprecherin des Landgerichts, Iris le Claire. Ein Beschuldigter darf grundsätzlich höchstens sechs Monate in Untersuchungshaft bleiben, bevor gegen ihn die Hauptverhandlung eröffnet wird. Weil der Ex-Freund von Maike T. zum Tatzeitpunkt noch im jugendlichen Alter war, ist die Große Jugendkammer des Landgerichts Neuruppin zuständig.

Ob die Indizien für eine Verurteilung der Verdächtigen ausreichen, ist allerdings fraglich – vor allem, wenn die Leiche der jungen Frau nicht gefunden wird. Noch hofften die Ermittler – so Lolita Lodenkämper – allerdings auf den Einsatz von speziell ausgebildeten Suchhunden vom Balkan. „Die können auch bereits skelettierte Leichen aufspüren“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Zuletzt war die Jugendliche im Juli 1997 nach einer Schwangerschaftsuntersuchung im Krankenhaus Hennigsdorf gesehen worden. Ihr damaliger Freund geriet bereits damals in Verdacht.

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