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Berlin: Mordfall Malicha: Blutfleck erschüttert plötzlich den Verdacht

Ein einzelner Fleck, rostbraun, nicht größer als ein Daumennagel. Im Mordfall Malicha hat eine Blutspur jetzt eine verblüffende Wende ausgelöst: Anthony D.

Ein einzelner Fleck, rostbraun, nicht größer als ein Daumennagel. Im Mordfall Malicha hat eine Blutspur jetzt eine verblüffende Wende ausgelöst: Anthony D., der sich derzeit zum dritten Mal wegen Mordes an dem Heizölmillionär Gerhardt Malicha und des Mordversuchs an seiner ehemaligen Verlobten Simone B. verantworten muss, wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Die zumindest vorübergehende Freiheit dürfte der US-Amerikaner dem Vortrag eines Gutachters zu verdanken haben. "Das Gericht sah anschließend keinen dringenden Tatverdacht mehr", sagt Justizsprecher Sascha Daue. Zum Erstaunen des Staatsanwalts: Er hat gegen die Freilassung bereits Beschwerde beim Kammergericht eingelegt.

Ein Unschuldiger jahrelang hinter Gittern? Ein frei umherlaufender Mörder? Beides scheint möglich im Fall Malicha. Zwei Instanzen konnten bislang nicht klären, ob der 37-jährige Angeklagte schuldig ist oder nicht. Ein Gericht verurteilte Anthony D., eines sprach ihn frei, beides wurde vom BGH beanstandet. Die Tat: Im August 1995 war der bettlägerige Öl-Großhändler in seiner Zehlendorfer Villa mit einem Knüppel erschlagen worden. Auch die Pflegerin des 69-Jährigen, die damals 26-jährige Simone B., fand man mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen. Als die Frau Wochen später aus dem Koma erwachte, beschuldigte sie ihren zur Gewalt neigenden Ex-Verlobten Anthony D.

Bis heute konnten die Fahnder keinerlei Beweise oder Spuren finden, die belegen, dass sich Anthony D. in Malichas Haus aufgehalten hat. Die Wende im dritten Prozess löste jetzt eine längst bekannte Spur, ein Fleck an einer Zimmerwand, aus. Schon 1995 hatten Experten den Fund analysiert und festgestellt: Das Blut stammt von Simone B.. Aber es wurde auch eine weitere, nicht identifizierbare DNA-Spur gefunden. Im dritten Verfahren legte sich der Polizei-Gutachter jetzt fest. "Er kam zu dem Schluss, dass es sich vermutlich um das Blut einer weiteren Frau handelt", sagt Justizsprecher Daue. Das Gutachten erschütterte offenbar den Verdacht der Richter.

Die Freilassung von Anthony D. stieß auch bei dem Vertreter der Nebenklage auf Unverständnis - und auf viele Fragen: "Wenn es sich um das Blut einer unbekannten Täterin handeln soll: Warum finden wir außer diesem winzigen Fleck sonst keine Spuren? Wo ist das andere Blut?", fragt Rechtsanwalt Sascha Balzer.

Anthony D. hatte vor Gericht beharrlich geschwiegen, dann aber unter Tränen seine Unschuld beteuert. Niemals hätte er der Geliebten so etwas antun können. Tatsächlich hat sich der Amerikaner aber schon öfter von der harten Seite gezeigt: 1991 war er auf seine damalige Verlobte mit einem Baseballschläger losgegangen, weil sie ihn verlassen wollte. Als der BGH das Urteil im Fall Malicha dann zum zweiten Mal kassierte, mussten die Fahnder nicht lange nach dem 37-Jährigen suchen: Er saß in Untersuchungshaft. Er hatte laut Anklage im Mai letzten Jahres seine neue Verlobte auf der Straße brutal zusammengeschlagen.

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