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Mordkomplott auf dem Reiterhof: Prozessauftakt am Berliner Landgericht

Der Prozess zum heimtückischen Mordkomplott in Lübars, bei dem die Pferdewirtin Christin R. umgebracht wurde, ist am Donnerstag im Berliner Landgericht eröffnet worden. Der Hauptangeklagte, Robin H., will erst einmal nicht aussagen.

Der da, „der rechts vorne ist es“, zischt eine Zuschauerin. Und deutet auf einen jungen Mann hinter Panzerglas, der unbewegt in die Kameras blickt. Ein Springreiter, 24 Jahre alt, groß und schlank, blaue Augen, die braunen Haare mit Gel gestylt. Robin H. ist ein unauffälliger Typ.

Doch aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist er einer, der extrem abgebrüht, brutal vorgegangen sein soll. Genau wie seine Mutter Cornelia H. Beide sollen den Mord an der 21-jährigen Christin R. in Lübars geplant und sich Mittäter organisiert haben. Nun stehen sie seit Donnerstag vor dem Berliner Landgericht.

Es geht um ein Mordkomplott. 2,4 Millionen Euro wollten Mutter und Sohn aus Versicherungen einstreichen, die sie zuvor auf das Leben Christin R.s abgeschlossen hatten. Verfolgt wurde dieser Plan aus Sicht der Anklage über Monate und schließlich mithilfe der drei Mitangeklagten umgesetzt. Doch wie eine Gemeinschaft von Verschwörern wirken die nicht mehr. Tanja L., 27 Jahre alt, hat als Freundin Robin H.s bei der Polizei ein Geständnis abgelegt und Einblicke gewährt in den Krimi, in dem sich jemand zu viel ausgedacht habe, wie ein Anwalt der Familie der Getöteten sagt.

Viele Freunde und Bekannte des Opfers sind gekommen, füllen den Saal, um diejenigen zu sehen, die die Pferdewirtin Christin R. umgebracht haben sollen. Viele weinen. Robin H. sieht nicht hin. Er vermeidet auch jeden Blickkontakt mit den Eltern der Toten und den beiden Brüdern. Sie hatten ihm bis vor neun Monaten vertraut. Er ging in ihrem Haus ein und aus als der Mann, mit dem Christin R. eine gemeinsame Zukunft auf einem Reiterhof aufbauen wollte.

Mutter und Sohn stammen aus Schleswig-Holstein. In Brandenburg wollten sie ins Geschäft mit Pferden einsteigen. Cornelia H. als eine Frau, die meint, Ahnung von Zahlen zu haben. „Anlageberaterin“, gibt die korpulente Frau in lindgrünem Pullover vor Gericht als Beruf an. Mit ihrem Reiterhof in Friesack aber kamen sie auf keinen grünen Zweig. 245 000 Euro Schulden häuften sich an. „Vermutlich im Oktober 2011 fassten sie den Plan, das Leben der Freundin von Robin H. auf hohe Summen zu versichern und anschließend die Geschädigte zu töten“, heißt es in der Anklageschrift.

Es kam zu einer ersten Attacke der Mutter mit einem Messer, die Christin R. abwehren konnte. Zwar ging die junge Pferdewirtin danach zurück zu ihren Eltern nach Lübars. Doch der Kontakt zu Robin H. hielt. Einen zweiten fehlgeschlagenen Mordanschlag, bei dem ihr Gift im Sekt verabreicht wurde, bemerkte sie gar nicht. In der Nacht zum 21. Juni wurde sie abermals in eine Falle gelockt. Für 500 Euro Lohn soll Steven McA., 22 Jahre alt, den Mordauftrag angenommen und Christin R. mit einem Seil erdrosselt haben.

Finster ist der Blick von Robin H., als der Oberstaatsanwalt das Geschehen auf dem Parkplatz gegenüber dem Freibad in Lübars schildert. Das Bild setzt sich zusammen aus dem, was vor allem Tanja L. den Ermittlern erzählte. Die Verkäuferin aus Nordrhein-Westfalen hatte wie Christin R. auf eine gemeinsame Zukunft mit Robin H. gehofft. Nun sitzt sie hinter Panzerglas, zweieinhalb Meter von Cornelia H. entfernt, aber innerlich um deutlich mehr Distanz bemüht, ablehnend. Tanja L. seien 50 000 Euro versprochen worden, verliest der Ankläger. Die zierliche Frau im karierten Blazer senkt den Kopf bei Nennung dieser Summe noch tiefer. Sie wirkt betroffen. Als Einzige scheint ihr nicht egal zu sein, worum es hier geht.

Jeder der Angeklagten hat seine Verteidigungsstrategie. Ob sie aussagen werden? Robin H. sagt: „Zunächst nicht.“ Gleiches bei seiner Mutter, bei Steven McA. und Sven L., der als Bruder von Tanja L. den mutmaßlichen Killer angeheuert haben soll. Nur Tanja L. haucht: „Ich werde mich äußern.“ Sie will auch Fragen beantworten. Nur die der anderen Verteidiger nicht.

Nach nicht einmal einer Stunde ist der erste Verhandlungstag vorbei. „Ich kann das alles nicht fassen“, sagt eine Freundin des Opfers weinend. Die Familie verlässt den Saal Hand in Hand.

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