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Mülldeponie Bernau: Ist der Qualm doch schädlich?

Die seit Tagen brennende Müllhalde in Bernau ist mittlerweile zu 90 Prozent mit Schaum, Erde und Bauschutt abgedeckt. Trotz positiver Messergebnisse schloss Brandenburgs Umweltminister Woidke eine mögliche Gesundheitsgefährdung nun doch nicht aus.

Bernau (13.09.2005, 12:31 Uhr) - Die Rauchentwicklung konnte weitgehend eingedämmt werden, teilte die Stadt am Dienstag mit. Im Laufe des Tages sollte die gesamte Fläche mit einer Decke überzogen und versiegelt werden. «Flammen sieht man nicht mehr», sagte Christian Trill, Sprecher der Kreisverwaltung Barnim. Die Rauchwolke sei ganz klein geworden und bestehe überwiegend aus Wasserdampf.

Nach Angaben der Stadt sind rund 130 Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz. Die Schadstoffmessung in den angrenzenden Wohngebieten gingen weiter, hieß es. Seit Ausbruch des Feuers in der Nacht zu Samstag blieben die Messergebnisse unter den Grenzwerten. Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) schloss aber eine mögliche Gesundheitsgefährdung trotzdem nicht aus. Die Summe der etwa 40 Schadstoffe könnte doch gefährlich sein, sagte er im Inforadio des RBB.

Ein Experte des Umweltbundesamtes (Dessau) sieht dagegen keine besondere Gefährdung für die Bevölkerung. «Solange kein Sondermüll dort deponiert war und die Feuerwehr die giftigen Gase überprüft, ist das letztlich so was wie ein ganz gewöhnlicher Brand», erläuterte Thomas Krämer, Umweltgift-Experte des UBA am Dienstag. Dabei seien die hohen Brand-Temperaturen von 1000 Grad Celsius sogar von Vorteil: «Desto mehr schädliche Substanzen gehen kaputt. Ein Schwelbrand wäre wesentlich schlimmer.»

Wenn PVC gelagert worden sei, könnten möglicherweise Dioxine entstehen. Abzuwarten und zu überprüfen sei deshalb, inwiefern eventuelle Brandprodukte in der Umgebung herabregnen. «Das muss dann gecheckt werden», betonte Krämer. Die Emissionsmessung während des Brandes mit einem mobilen Massenspektrometer sei zuverlässig. «Auch dass die konkreten Messwerte unterhalb der Grenzwerte nicht genannt werden, ist durchaus üblich - sonst werden nämlich viele mehr verunsichert als beruhigt.»

Wie das Feuer ausbrechen konnte, ist noch unklar. Die Ermittlungen dauern an, sagte eine Polizeisprecherin. «Es ist alles noch offen.» Einer Mitteilung des Landkreises zufolge können die Ermittler wahrscheinlich erst am Nachmittag ungehindert ihre Arbeit aufnehmen. Bisher kamen sie nicht dicht genug an die brennenden und Meter hohen Müllberge heran. Rund 15.000 Tonnen Gewerbemischabfälle standen in Flammen. Die Anlage war mit Abfall überfüllt. Die Betreiber hatten die zulässigen Höchstmengen, die sie lagern durften, weit überschritten. (tso/dpa)

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