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Über die Feiertage sammelt sich viel Müll, der sachgerecht entsorgt werden soll.

© Britta Pedersen dpa

Müllentsorgung nach dem Weihnachtsfest: Wohin mit dem Rest vom Fest?

Die Weihnachtsfeiertage sind vorüber, zurück bleibt eine Menge Abfall. Aber was wird jetzt damit? Eine kleine Müllkunde.

Weihnachten ist – auch – das Fest der überquellenden Tonnen. Das liegt daran, sich die Leerung wegen des Feiertags am Montag um einen Tag verschiebt und daran, dass das Weihnachten in den meisten Familien eben auch das Fest des Auspackens und Konsumierens ist. Insofern ist das Fest der richtige Anlass, um gewissermaßen einen genaueren Blick in die Tonnen zu werfen: Was passiert mit deren Inhalt? Was gehört wo hinein, was nicht? Und vor allem: Lohnt sich Mülltrennung, oder wird am Ende sowieso alles zusammen verbrannt, wie Halbwissende gern behaupten?

WERTSTOFFTONNE

Der Inhalt der gelben Säcke und (teils auch orangefarbenen) Tonnen aus Berlin wird vom Entsorger Alba in Mahlsdorf sortiert. Kriterium ist die Materialart, die von Sensoren blitzschnell erkannt wird, während sie – vor allem im Fall gängiger Kunststoffsorten wie PP, PE, PS und PET – fürs menschliche Auge kaum zu unterscheiden ist. Luftdüsen pusten die Teile zielsicher vom Fließband in den richtigen Sammelbehälter, laut Alba „zu mindestens 90 Prozent sortenrein“. Die Vorarbeit muss aber jeder zu Hause leisten: keine unterschiedlichen Verpackungen ineinanderstopfen, Aluminiumdeckel von Joghurtbechern abziehen, ebenso die Verschließfolie von Käse- und Wurstpackungen. Trocken und „löffelrein“ sollten die Packungen sein, industriell gereinigt werden sie nach Auskunft von Alba-Sprecherin Susanne Jagenburg später ohnehin.

Ob ein Plastikteil früher eine Shampooflasche oder ein Buddeleimer war, ist Alba und der Sortiermaschine egal. Problematisch sind dagegen Verpackungen aus Verbundstoffen, etwa verschiedenen miteinander verschweißten Folien, die dann doch nur verbrannt werden können. Besser als diese „thermische Verwertung“ ist die stoffliche, also Recycling. Laut Verpackungsverordnung müssen 30 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt werden. Für Alu- und Verbundverpackungen gelten 60 Prozent, für Weißblech und Papier 70, für Glas 75 Prozent.

Kunststoffe tragen laut Alba rund die Hälfte zum Inhalt der Wertstofftonne bei. 16 Prozent seien Metalle, 10 Papier, Pappe und Getränkekartons. Hinzu kommen 20 Prozent verwertungsfähige „Fehlwürfe“ wie Holz, Glas und Elektroschrott und vier Prozent kleinteiliger Restmüll. Zu dem gehören auch Kunststoffteile, die kleiner als 22 Millimeter sind.

Das Schlimmste, was der Sortieranlage passieren kann, ist eine Ladung Videokassetten: Deren Magnetbänder wickeln sich um die Aggregate, bis die Maschine stoppt und manuell befreit werden muss.

Originalverpackt. Nicht nur bei Loriots "Weihnachten bei Hoppenstedts" kam einiges an Verpackungsmüll zusammen.
Originalverpackt. Nicht nur bei Loriots "Weihnachten bei Hoppenstedts" kam einiges an Verpackungsmüll zusammen.

© Promo

RESTMÜLL

Das Meiste aus den grauen Tonnen landet im Müllheizkraftwerk Ruhleben der BSR: 520 000 Tonnen pro Jahr, die für 200 Gigawattstunden Strom und 630 Gigawattstunden Fernwärme reichen. Hinzu kommen 110 000 Tonnen Schlacke, die als Baustoff für die Sicherung alter Deponien verwendet wird, und – nach der Verbrennung – 12 000 Tonnen Metall zum Recycling. Noch mehr Metall, nämlich 18 000 Tonnen, wird laut BSR in den beiden Aufbereitungsanlagen in Pankow und Reinickendorf zurückgewonnen. Diese beiden Anlagen verarbeiten rund 310 000 Tonnen Hausmüll. Der geht zerkleinert und getrocknet als Ersatzbrennstoff ins Kraftwerk Jänschwalde und ins Zementwerk Rüdersdorf.

Vieles ist in kleinen Mengen nicht schädlich im Restmüll, sondern schlicht Ressourcenverschwendung, etwa alte Elektrogeräte und Batterien. Das gilt auch für Biomüll, der obendrein die Verbrennung erschwert, wenn er feucht ist.

BIOTONNE

Im Sommer gärt es oft schon unterm braunen Deckel – und bei der BSR in Spandau gärt es rund ums Jahr: Ähnliche chemische Prozesse wie im Verdauungstrakt eines Rindes verwandeln Küchenabfälle und Speisereste – Obst, Gemüse, Kaffeefilter, Teebeutel – in Methan und in einen Rückstand, der sich kompostieren lässt. Das Methan ähnelt Erdgas und reicht im Saldo, um 150 der 300 BSR-Müllwagen zu betanken. Auch Grünschnitt kann nach Auskunft von BSR-Sprecher Sebastian Harnisch in die Biotonne, sofern es nicht zu viel und nicht zu holzig wird, weil sich Holz schlecht vergären lässt.

Küchenabfälle in Zeitungspapier zu wickeln, vermindert die Geruchsentwicklung und kann verhindern, dass das Zeug in der Tonne festfriert. Dagegen müssen Kunststoffmüllbeutel vor der Vergärung mühsam aussortiert werden. Biologisch abbaubare Beutel sind besser, aber längst nicht so gut wie die Zeitung. Windeln gehören keinesfalls in die Biotonne. Die Anlage in Spandau bewältigt pro Jahr 75 000 Tonnen Biogut und ist noch nicht ganz ausgelastet.

PAPIER

Papier und Pappe lassen sich gut recyceln, sofern das Material nicht durchgefärbt, beschichtet oder imprägniert ist. Auch Papierhandtücher können in den Restmüll, weil sie in der Regel schon mehrfach recycelt wurden, sodass ihre Fasern zur Wiederverwendung zu kurz sind. In Folie verpacktes Papier – Paradebeispiel ist das Werbesammelsurium „Einkauf aktuell“ – muss beim Recycling mühsam herausgeholt werden. Das ist laut BSR nicht schlimm, aber geht vorab zu Hause einfacher.

Der Inhalt der blauen Tonnen aus Berlin wird laut BSR an verschiedene Sortieranlagen geliefert, etwa an die „Wertstoffunion“, ein Gemeinschaftsunternehmen der BSR-Tochter Berlin Recycling und des Entsorgers Remondis. In den Sortieranlagen wird das Material in zwei Fraktionen sortiert: Karton wird wieder Karton, Altpapier wird von Druckfarben befreit („De-Inking“) und zu neuen Zeitungen und Prospekten verarbeitet. Eine der aus Berlin belieferten Papierfabriken ist Leipa in Schwedt.

GLAS

Glasrecycling ist ökologisch und energetisch absolut sinnvoll – und eigentlich ganz einfach. Man muss nur beachten, dass Weißglas nur dann wieder zu reinem Weißglas geschmolzen werden kann, wenn keine farbigen Scherben dazwischen sind. Auch bei Braunglas empfiehlt es sich, pingelig zu sein. Weniger problematisch, weil farblich nicht klar definiert, ist laut BSR Grünglas, das Farbbeimengungen am ehesten verträgt.

Nicht in die Glastonne gehören Fenster-, Blei- und Laborglas sowie Spiegelscherben, weil sie anders beschaffen sind als Flaschenglas und deshalb auch nicht zu solchem recycelt werden können.

Umgeschlagen wird das eingesammelte Berliner Vepackungsglas bei der BSR-Tochter Berlin Recycling am Westhafen. Zu den wichtigsten Abnehmern zählt die Glasfabrik Ardagh in Neuenhagen, gleich östlich der Stadt.

FAZIT

Mülltrennung lohnt sich. Selbst wenn längst nicht alles wiederverwertet wird, sind es allein für Berlin eben doch mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr, für die sonst viel Erdöl verbraucht oder andere Rohstoff gewonnen werden müssten – oft unter menschenschindenden Bedingungen (zum Beispiel für elektronische Bauteile) oder unter riesigem Energieeinsatz und Landschaftszerstörung (zum Beispiel Bauxit für Aluminium). Noch besser als sauber getrennter Müll ist vermiedener Abfall, betonen sowohl Alba als auch die BSR. Die Mehrwegverpackung ist im Zweifel die bessere.

Viele weitere Informationen zum Recycling finden sich online unter www.trenntstadt-berlin.de. Außerdem berät die BSR (übers Suchfenster auf www.bsr.de) zur Entsorgung fast aller gängigen Abfälle. Was zu schade zum Wegwerfen ist, findet oft über den Tausch- und Verschenkemarkt der BSR einen dankbaren Abnehmer.

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