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Berlin: Mundwinkel hoch

Heute ist Weltlachtag. Also: bitte lächeln

Das kann nicht ihr Ernst sein. Weltlachtag, was soll denn das bitte sein? Susanne Maier lacht leise auf. Ja, diese Reaktion kenne sie, „den meisten Leuten kommt das Thema anfangs spanisch vor“, sagt die Diplompsychologin und Antistresstherapeutin.

Und doch gibt es in Berlin zunehmend Menschen, denen nicht zum Lachen zumute ist – und die sich gerade deswegen heute treffen. Am Sonnabend sollte man sich bereits während der „Langen Nacht das Lachens“ am Kreativhaus an der Fischerinsel 3 in den Sonntag hineingiggeln und -grienen – heute nun findet den ganzen Tag über auf der dortigen Spreebrücke öffentliches Gelächter statt. In vielen Städten der Welt sollen an diesem Tag Menschen zusammenkommen, um gemeinsam fröhlich zu sein.

Indische Gelehrte wüssten schon seit Jahrtausenden um die heilende Kraft dieser Gefühlsäußerung, sagt die Lach- Yoga-Therapeutin Susanne Maier – ihre Gesundheitskurse bietet die 38-Jährige aus Hermsdorf inzwischen für die AOK an. „Wenn man lächelt, wird das Heiterkeitszentrum im Gehirn aktiviert“, sagt Maier, „währenddessen sind dann alle Denkprozesse blockiert, wie EEG-Messungen zeigen, und das besitzt eine so ausgleichende Wirkung für Körper und Seele wie Sport.“

Viele Menschen wissen, wie erleichternd das ist, wenn man sich aus tiefster Seele ausschüttet – doch immer weniger gelingt das. Studien zufolge haben die Deutschen in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer weniger zu lachen. In Deutschland nimmt man sich dafür täglich sechs Minuten Zeit, die Portugiesen führen den Europavergleich mit rund 18 Minuten am Tag an, weiß die Berliner Autorin, Linguistin und Sexforscherin Barbara Merziger, auch bekannt unter dem Namen Laura Méritt.

Damit den Berlinern das Lachen nicht vergeht, erheitern die Veranstalter des heutigen Events immer mal wieder einen U-Bahn-Zug voller Muffelgesichter mit einem spontanen Happening. Heute laden sie nun den ganzen Tag am Kreativhaus zu Zwerchfelltraining. Da übt Susanne Maier stoßweises Ausatmen, dann laufen die Teilnehmer rhythmisch klatschend zu „Hohoho-hahaha“ durch den Raum.

Ist das nicht eine Lachnummer? Keinesfalls, entgegnet Susanne Maier. „Lachen ist ansteckend. Ich arbeite viel mit Pantomime, mit Blickkontakt, da überträgt sich Offenheit, Frohsinn und Leidenschaft von ganz allein.“ Die Therapeutin weiß, wie sie selbst Griesgrämige dazu kriegt, die Mundwinkel zu liften: mit Mitmachübungen etwa, bei denen man die Motorgeräusche einer Harley Davidson mit Haha-Tönen nachstellt. „Wenn man das regelmäßig macht, wird der Zugang zu Heiterkeit gebahnt.“

Schließlich sei auch deren gesellschaftliche Komponente nicht zu unterschätzen: Da gibt es das zustimmende, das peinlich berührte, das Lachen über sich selbst. Susanne Maier ist es schon in Fleisch und Blut übergegangen, sich und andere zu erfreuen. „Ich bringe jeden Tag einen Fremden auf der Straße zum Lächeln, einfach so, durch Blickkontakt.“ Manch einer zieht schon beim Blick auf den Veranstaltungskalender die Mundwinkel hoch: Da gibt es nämlich auch eine „Laughparade“. kög

Informationen zum Weltlachtag übers Internet: www.hauptstadt-lacht.de. Kontakt zu Susanne Maier unter der Telefonnummer 40 58 44 38, im Internet unter der Adresse www.berliner-lachschule.de.

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