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© Uwe Steinert

Museen: Ein zweites Zuhause bei den Schätzen der Südsee

Spenden, Besucher führen oder das Humboldt-Forum vorbereiten: Wie sich die Freundeskreise der Museen für Kultur und Bildung engagieren.

Immer mal wieder sonntags stülpt sich Ursula Todtenhaupt ein Kleid aus grobem Leinen über und reist in der Geschichte Jahrhunderte zurück, bis sie im Mittelalter angekommen ist. Am Webstuhl kann man sie dann treffen oder auf dem Dorfplatz, manchmal mit einer Schale Hirsebrei in der Hand und immer zu einem Gespräch mit den Besuchern aus der modernen Welt aufgelegt. Wenn ihr Dorf feiert, holt Ursula Todtenhaupt Steckenpferde und Brettspiele hervor: „Ich zeige den Familien, wie die Kinder im Mittelalter gespielt haben. Das macht mir besonders viel Spaß“.

Die rüstige Wilmersdorferin ist eins von 1300 Mitgliedern des Fördererkreises des Museumsdorfs Düppel – und dessen Schatzmeisterin. Wer sich für das mittelalterliche Museumsdorf im Süden Berlins engagieren möchte, bezahlt nur einen geringen Jahresbeitrag von 15 Euro, kann dann aber richtig anpacken: Die Mitglieder des Fördererkreises halten Führungen ab, führen Handwerke wie Wollespinnen oder Schmieden vor, backen und verkaufen Kuchen nach alten Rezepten – alles ehrenamtlich. Ohne ihr Engagement könnte das Museumsdorf sein abwechslungsreiches Programm mit Sonntagsführungen und diversen Festtagen im Jahr nicht aufrechterhalten. Der Verein erfüllt das Dorf mit Leben.

Mehrere hundert Freundeskreise für Museen und andere kulturelle Institutionen gibt es in Berlin – und ihre Bedeutung wächst, je knapper die öffentlichen Kassen sind. Eher selten machen sich die Mitglieder im Wortsinne die Hände schmutzig wie im Museumsdorf Düppel. Aber die Vereine bieten für jeden Interessierten die Gelegenheit, sich für Kultur und Bildung zu engagieren – und sei es nur mit einem steuerlich absetzbaren Jahresbeitrag. Der freie Eintritt in das jeweilige Museum ist dafür garantiert und die eine oder andere Vergünstigung: Mitglieder von Freundeskreisen können an Sonderführungen, Vorträgen, gelegentlich an exklusiven Veranstaltungen mit den Museumsdirektoren teilnehmen. Einige Freundeskreise wie der des Ägyptischen Museums organisieren sogar Reisen zu Grabungsstätten oder Ausstellungen.

Die Bandbreite ist groß: Manch ein Freundeskreis hat vor allem Mitglieder, die sich mit der Zahlung des Jahresbeitrags begnügen. Andere sind hoch aktiv und stellen – wie der Verein der Freunde der Nationalgalerie – Ausstellungen auf die Beine, die die öffentliche Hand nicht hätte organisieren können: „Die schönsten Franzosen“ sind ein Beispiel dafür. Es gibt Mini-Vereine wie den des Knoblauch-Hauses und reiche Vereine, in denen Unternehmen vertreten sind und die Forschungsprojekte und Ankäufe fördern. Einige haben eine lange Liste von Prominenten in Vorstand und Kuratorium wie die „Freunde der Antike auf der Museumsinsel“, andere leben vom bodenständigen Engagement einfacher Bürger. Das Jüdische Museum betreibt eine amerikanisch inspirierte Fundraising-Arbeit: Hier kann man wählen, ob man einfaches Mitglied wird oder einem von fünf Fördererkreisen wie dem „Moses Mendelssohn-Kreis“ (2500 Euro pro Jahr) oder gar dem „Max Liebermann-Kreis“ (ab 25 000 Euro einmalig) angehören möchte.

Vergleichsweise neu in der Landschaft ist der Verein der Freunde des Ethnologischen Museums in Dahlem. Vor acht Jahren gegründet, hat der Verein um die 160 Mitglieder und mit dem ehemaligen Kultursenator Volker Hassemer einen bekannten Vorsitzenden. Hassemer wirbt dafür, gerade jetzt Mitglied zu werden, da der Umzug der außereuropäischen Sammlungen auf den Schlossplatz in greifbare Nähe gerückt ist. „Das Humboldt-Forum wird der zentrale Ort für alle sein, die Freude an der Unterschiedlichkeit der Kulturen haben“, schwärmt er. Der Verein der Freunde könne Einfluss darauf nehmen, dass das Humboldt-Forum ein lebendiger Treffpunkt werde: „Es soll nicht museal sein, nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Gegenwart ausgerichtet sein.“ Und dafür sei es wichtig, dass die Museumsleute Anstöße von außen erhielten.

Der Jahresbeitrag ist erschwinglich: Für 60 Euro im Jahr kann man nicht nur das Ethnologische Museum, sondern auch die Dauerausstellungen aller anderen Staatlichen Museen kostenlos besuchen. Für Volker Hassemer hat der scheckkartengroße Ausweis mit der afrikanischen Skulptur drauf aber auch eine „emotionale Qualität“ – und da würden wohl alle Mitglieder von Freundeskreisen zustimmen: „Als Mitglied habe ich das Gefühl: Ich kann immer hingehen, wenn ich Lust habe. Hier, in diesem Museum bin ich zu Hause.“

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