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Berlin: Museum oder Mahnmal

Proteste bei Eröffnung der KGB-Gedenkstätte.

Potsdam - Begleitet von Protesten von Opferverbänden ist am Mittwoch in Potsdam in dem einzigen in Deutschland erhaltenen Gefängnis des Sowjetgeheimdienstes KBG eine Gedenkstätte eröffnet worden. Der befürchtete Eklat blieb zwar aus, es gab keine lauten Zwischenrufe – doch der seit Jahren schwelende Konflikt um die Gestaltung der Gedenkstätte bestimmte auch die Feierstunde mit rund 700 Gästen.

Vor dem Hintergrund des Dauerstreits zwischen Opfern und Zeitzeugen auf der einen und der Gedenkstättenleitung auf der anderen Seite forderte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), die Ausstellung müsse den persönlichen Schicksalen gerecht werden.„Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Zeitzeugen in der Ausstellung wiederfinden.“ Doch die neue Ausstellung sei nicht statisch: „Wo es besser gemacht werden kann, muss es besser gemacht werden.“ Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte: „Es ist immer klug, Opfer und Zeitzeugen in die Gestaltung einer Gedenkstätte einzubeziehen.“ Das Gebäude in der Leistikowstraße dokumentiere „als einziger authentisch erhaltener Haftort das brutale Regime des sowjetischen Militärgeheimdienstes in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR.“

Der Gedenkstättenverein hatte das marode Gebäude jahrelang betreut und erhalten, organisierte Führungen und Ausstellungen – bis 2008 die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten die treuhänderische Verwaltung der Leistikowstraßen-Stiftung übernahm. Seither liefern sich Opferverbände und Zeitzeugen mit Gedenkstätte und Stiftung einen erbitterten Streit. In der nahen Villa Quandt sagte der ehemalige Häftling Bodo Platt auf einer eigenen Veranstaltung: „Ziel war es, uns auszugrenzen.“ Häftlingsschicksale würden „unseriös, einseitig, bruchstückhaft“ dargestellt, einzelne Spionagefälle dagegen aufgebläht. Die Forderung der Opfer lautet daher: „Gedenkstätte ja. KGB-Museum nein.“

Vor der Eröffnung versammelten sich rund 100 Vertreter der Zeitzeugen-Initiative vor dem Gebäude zu einer Menschenkette. Richard Buchner, Chef des Gedenkstättenvereins, sagte nach Platzecks Rede, der Regierungschef habe den richtigen Ton getroffen. Dennoch forderte er weiterhin die Absetzung der Gedenkstätten-Leiterin Ines Reich. „Offensichtlich gehen die Erwartungen auseinander“, sagte diese. „Wir wollten ein modernes zeithistorisches Museum, andere eher ein Mahnmal.“ Sie sei zur weiteren Zusammenarbeit bereit.

Die Schau umfasst auf 1000 Quadratmetern rund 400 Fotos, Dokumente und Medienstationen. Dabei werden 50 Häftlingsschicksale exemplarisch dargestellt. Bund und Land finanzierten das Projekt mit knapp 800 000 Euro. axf

Leistikowstraße 1, Di bis So (14 – 18 Uhr). Eintritt frei (Tel. 0331-2011540, Infos: www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de)

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