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Berlin: Museumsreif

Kratzert/Pahnke-Mode ist so sehenswert, dass sie ausgestellt wird

Von Susanna Nieder

„Arbeitsproben“ ist wohl der nüchternste Titel, den man einer Modenschau geben kann. Zumal einer Schau, die im prächtigen Ephraim-Palais stattfindet und die Designer als ausgezeichnete Berliner Modemacher hervorhebt. Seit fast 20 Jahren gestalten Christian Kratzert und Jochen Pahnke Kollektionen. Sie tun das bescheiden, unbeirrt und selbstsicher. Christine Waidenschlager, Kuratorin der Dauerausstellung „Berliner Chic“ beim Stadtmuseum Berlin, hat ihnen nicht umsonst die Ehre erwiesen, sich in diesem Rahmen zu präsentieren, mitsamt anschließender Ausstellung. Die Mode von Kratzert/Pahnke gehört zum Besten, was in Berlin seit den Achtzigerjahren entstanden ist.

An den über 80 Modellen aus den letzten vier Kollektionen war deutlich zu sehen, wie viele Einflüsse ein guter Designer verarbeiten kann, ohne die eigene Linie zu verlieren. Akkurate Schnitte mit Anklängen an die Zeit zwischen den Zwanziger- bis Fünfzigerjahren stammten ebenso unverwechselbar von Kratzert/Pahnke wie ihre charakteristischen Experimente mit dem Fall des Stoffs. Ob aus vielen Teilen zusammengesetzt oder aus wenigen Stoffbahnen drapiert, ihre Modelle wirken nie ordentlich. Unter der gegürteten Jacke eines nachtblauen Kostüms lugt der Saum der Bluse hervor, ein Mantel wird wie zufällig von einem dünnen Lederband zusammengehalten. Kragen sind häufig nicht aus einem eigenen Stück Stoff angesetzt, sondern ergeben sich aus dem Material, das an Rücken- und Vorderteilen übersteht – ob dicker Flausch, steife Baumwolle oder hauchzarte Organza.

Männer sind in Modedingen weniger experimentierfreudig als Frauen; von Kratzert/Pahnke werden sie gern in taillenhohe, weit fallende Hosen gekleidet, die unaufdringlich sexy wirken, dazu eine geräumige Jacke und enges Shirt oder weites Hemd, je nach Wagemut. Elegant, immer im Wandel, aber stets wiedererkennbar: Kratzert/Pahnke können sich sehen lassen mit ihren „Arbeitsproben“.

Ausstellung von 18 Modellen bis 30. März im Ephraim-Palais, Poststraße 16 (Mitte ).

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