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Berlin: Musicals: Die Oldies für Berlin, die neuen Hits für Hamburg Theater des Westens wird mit dem französischen Revolutionsdrama „Les Misérables“ wiederbelebt

Das Stück gehört zu den größten Erfolgen der Musical-Geschichte, ist aber schon ein Oldie: „Les Misérables“ soll von Mitte September an die Zuschauer ins Theater des Westens locken. Dies kündigte der niederländische Unterhaltungskonzern Stageholding an.

Das Stück gehört zu den größten Erfolgen der Musical-Geschichte, ist aber schon ein Oldie: „Les Misérables“ soll von Mitte September an die Zuschauer ins Theater des Westens locken. Dies kündigte der niederländische Unterhaltungskonzern Stageholding an. Deutschland-Chef Maik Klokow will damit an die Erfolge von „Cats“ anknüpfen, das derzeit im Musical-Theater läuft – und ebenfalls erst nach Berlin kam, als es schon weltweit ein Millionenpublikum gefunden hatte.

Der deutsche Stageholding-Chef ist sichtbar bemüht, das Stück schmackhaft zu machen: „Les Misérables hat jede Menge mit Berlin zu tun“, freut sich Maik Klokow: „Es geht um eine verfilzte Gesellschaft und um das Volk, das auf die Straße stürmt.“ Mit dem 1980 in Paris uraufgeführten Musical nach Victor Hugos „Die Elenden“ präsentiert sich das Unternehmen Mitte September als neuer privater Betreiber des Theaters des Westens. Einen „Klassiker“ nennt Klokow das monumentale Historical von Claude-Michael Schönberg. Obwohl bereits mehr als 50 Millionen Menschen weltweit die schaurig-traurige Geschichte aus dem Paris der 1830er Jahre durchlitten haben, ist er davon überzeugt, dass auch in Berlin die Massen strömen werden. Als Beispiel der gelungenen Revitalisierung eines totgesagten Stücks nennt er „Cats“ im Theater am Potsdamer Platz. Die Show wird ebenfalls von der Stageholding präsentiert und verkauft sich bestens. Andererseits fragt sich der Musicalfan, warum der Musicalmulti mit seinen 70 Lizenz- und Eigenproduktionen nicht etwas frischere Ware für Berlin übrig hat. Die deutschen Erstaufführungen der Hits „König der Löwen“, „Mamma Mia“ und „Titanic“ fanden in Hamburg statt. Für die Premiere von Elton Johns „Aida“ im Herbst wurde Essen der Vorrang gegeben. „Als klar wurde, dass der Senat uns das Theater des Westens verkauft, waren bereits alle Standortentscheidungen getroffen“, sagt Klokow. Gleichzeitig betont er, dass man an einer Uraufführung für Berlin arbeite: Klaus Meine und Rudolf Schenker wollen in „Wind of Change“ deutsche Geschichte der Jahre 1960 bis 1989 zum Klingen bringen. Wunschtermin für die Premiere: Herbst 2004.

Ganz nüchtern betrachtet der sonst so schwärmerische Klokow im Übrigen das Drama um das Metropol-Theater. Eigentlich wollte sein Konzern das marode Operettenhaus umbauen. Allerdings hatte Klokow ausgehandelt, dass das Land Berlin die Immobilie zurücknehmen muss, wenn eine Renovierung nach Ermessen der Stageholding zu teuer würde. Genau dies passierte. Nun beschloss der Senat an diesem Dienstag, dass das Haus abgerissen werden dürfe, wenn sich kein Käufer findet, der es kulturell nutzen will. „In den Sechzigerjahren wurden am Broadway auch jede Menge Theater abgerissen“, kommentiert Klokow den in Deutschland bislang einmaligen Vorgang.

Statt ins Metropol-Theater steckt die Stageholding ihr Geld nun also erst in die Generalüberholung des TdW und dann in Nebelmaschinen für die große Revolutions-Show. Die Story verspricht nicht nur große Emotionen, sondern auch jede Menge heißer Bühnenluft. Ganz so wie es die Inschrift an der Fassade des Theaters verkündet: Ex fumo lucem dare nitimur. „Aus dem Rauch werden wir hervortreten und hell leuchten.“

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