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Berlin: Mutmaßliche Bande von Schleusern vor Gericht

Die mutmaßlichen Schleuser führten ein unauffälliges Leben in Berlin. Doch die sechs aus Nigeria stammenden Männer, die seit Mittwoch vor dem Landgericht stehen, waren aus Sicht der Ermittler Mitglieder einer international agierenden Bande.

Die mutmaßlichen Schleuser führten ein unauffälliges Leben in Berlin. Doch die sechs aus Nigeria stammenden Männer, die seit Mittwoch vor dem Landgericht stehen, waren aus Sicht der Ermittler Mitglieder einer international agierenden Bande. Allein der 46-jährige Hauptangeklagte soll bei insgesamt 46 Taten rund 184 000 Euro kassiert haben. Seit Juli 2012 befindet sich Omotayo O. in Haft.

Über die Neuköllner Reinigungsfirma eines Bruders von O. soll es zu ersten illegalen Reisen gekommen sein. Es lief Ermittlungen zufolge über Fälschungen und Korruption. Beim Deutschen Generalkonsulat in Lagos seien seit 2008 Visa für angebliche Besuchs- oder Geschäftsreisen erschlichen worden. Die Täter konnten sich laut Anklage auf einen bestechlichen Mitarbeiter im Generalkonsulat verlassen, der für jeweils etwa 750 Euro manipulierte Visa-Vorgänge passieren ließ. Pro Einschleusung habe die Gruppierung bis zu 10 000 Euro verlangt.

Die mutmaßliche Bande soll mehrfach auch für eine Zuhälterin aktiv geworden sein, gegen die bereits seit Dezember 2012 wegen Menschenhandels verhandelt wird. Die 34-jährige Nigerianerin lockte laut Anklage drei Frauen mit falschen Versprechen und auch Druck nach Deutschland, zwang sie dann zur Prostitution. So sei eine 20-Jährige vor ihrer Abreise zu einem Voodoo-Tempel gebracht worden, wo sie schwören musste, dass sie Schulden von 55 000 Euro abzahlen und sich der Auftraggeberin der Schleusung als „Madame“ unterwerfen werde. Die mutmaßliche Zuhälterin habe für die Schleusung 9000 Euro gezahlt.

Der Hauptangeklagte war in Berlin zwar bei einem Autohaus tätig, die Polizei aber hält ihn für einen „Berufsschleuser“. Er habe über Komplizen für gefälschte Dokumente gesorgt, er habe in Berlin lebende Landsleute angeheuert, die sich für 200 bis zu 400 Euro gegenüber der Ausländerbehörde als Verwandte der Schleusungswilligen ausgaben. Im Juli ging die Polizei mit einer groß angelegten Razzia gegen die mutmaßliche Bande vor. Der Prozess geht Montag weiter. K.G.

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