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Berlin: Mutmaßlicher Serientäter gefaßt: Einmal zu früh die Maske gelüftet

Ein verhängnisvoller Fehler. Sieben Jahre war für Michael W.

Ein verhängnisvoller Fehler. Sieben Jahre war für Michael W. alles gut gegangen. Fünfzehn Banken hatte er laut Polizei überfallen, rund 700 000 Mark erbeutet. Und war immer unerkannt entkommen. Bis der 43-Jährige sich an jenem Augusttag in einer Zehlendorfer Bank die Maske einen Augenblick zu früh vom Kopf riss: Die Kamera erwischte ihn im Vorraum, etwas unscharf, halb von hinten. Viel erkennt man nicht von Michael W., doch der Polizei genügte es. "Einer von 15 Hinweisen aus der Bevölkerung erwies sich als entscheidend", sagt Kriminaloberrat Manfred Schmandra.

Doch bis ein Sondereinsatzkommando der Polizei den Verdächtigen am 18. Oktober festnehmen konnte, lag noch eine Menge Arbeit vor den Beamten des Raubdezernats. "Der genannte Name war 150 Mal in Berlin vertreten", sagt Schmandra. Als sich die Ermittler dann auf die Spur von Michael W. gesetzt hatten, wuchs bald die Überzeugung, den richtigen Mann zu beobachten. Die Fahnder dürften sich die Hände gerieben haben, als Michael W. kurz vor seiner Festnahme in einem Baumarkt mit einem 500-Mark-Schein bezahlte, der aus dem letzten Bankraub stammte. "Da waren wir hundertprozentig sicher", sagt Schmandra.

Der Bankräuber war bei seinen Beutezügen immer ähnlich vorgegangen: Er betrat die Bank maskiert, in der Hand eine Pistole, um seinen Hals hing die täuschend echt aussehende Attrappe einer Handgranate. Den Kassierern drohte er, sich und andere in die Luft zu sprengen, wenn man seinen Forderungen nicht nachkäme. Drei Mal - am 18. Februar 1994, am 30. Juni 1994 und am 18. Juli 1996 - hatte er einen Komplizen an seiner Seite. "Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, wer der zweite Täter war", sagt Schmandra. Der Mann sei Deutscher, knapp 1,85 Meter groß, zwischen 30 und 40 Jahre alt. Die Polizei sei "auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Denn der gelernte Maler und Lackierer weigert sich beharrlich, zu den Vorwürfen der Polizei Stellung zu nehmen. Dabei brachte die Durchsuchung seiner Wohnung in Adlershof noch mehr Verdächtiges zu Tage: 10 000 Mark aus dem letzten Bankraub, zwei Handgranatenattrappen, zwei Pistolen, eine Pumpgun, eine Maske, die Latzhose... Die Wohnung teilte sich der geschiedene Familienvater mit seiner neuen Lebensgefährtin. Sie konnte laut Schmandra glaubhaft versichern, nichts von den Überfällen gewusst zu haben. Auch bei Nachbarn und Freunden erregte Michael W. keinen Verdacht. "Er ist nicht aufgefallen, weil er weiterhin normal lebte", sagt der Kriminaloberrat. Kein Ferrari, keine goldene Rolex, keine Weltreisen. Gedarbt dürfte der Mann aber nicht haben: "Die Beute ist verschwunden."

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