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Berlin: Mutter gesteht Tötung ihres Babys Das Landgericht Cottbus verhandelt seit gestern gegen eine 23-Jährige

Lübben - Die junge Frau, die gestern Vormittag aus der Untersuchungshaft in Handschellen in den Schwurgerichtssaal des Cottbuser Landgerichts geführt wird, will von den Fotografen nicht abgelichtet werden. Sie trägt eine gestreifte Hose, die knapp bis zur Hüfte reicht.

Lübben - Die junge Frau, die gestern Vormittag aus der Untersuchungshaft in Handschellen in den Schwurgerichtssaal des Cottbuser Landgerichts geführt wird, will von den Fotografen nicht abgelichtet werden. Sie trägt eine gestreifte Hose, die knapp bis zur Hüfte reicht. Das helle Shirt endet kurz oberhalb des weißen Gürtels. Mehr ist zunächst von Bianca Sch. nicht zu sehen. Kopf und Oberkörper versteckt sie unter einer Kapuzenjacke, die sie erst ablegt, als die Fotografen den Saal verlassen.

Als Staatsanwalt Tobias Pinder dann die nur wenige Sätze umfassende Anklageschrift verliest, wird das ohnehin schon blasse Gesicht von Bianca Sch. noch bleicher. Doch sie bleibt gefasst. Der Ankläger wirft ihr vor, dass sie in der Nacht zum 13. Februar 2008 in ihrer Wohnung ihr gerade geborenes Baby in der Badewanne ertränkt hat. Totschlag sei das gewesen, sagt der Staatsanwalt.

Es fällt der Angeklagten schwer, in dem vollen Gerichtssaal von sich aus über die Tat zu sprechen. Sie bittet den Richter, Fragen zu stellen. Und dann gesteht sie ihre Tat. Stockend erzählt die junge Frau, wie nachts, nach der Rückkehr von der Arbeit in einem Spielkasino in der Wohnung die Wehen einsetzten. Wie sie vom Wohnzimmer ins Bad ging, dort das kleine Mädchen gebar. Wie sie mit dem Säugling an der Nabelschnur in die mit Wasser gefüllte Wanne stieg, das Neugeborene unter Wasser drückte. Wie sie den kurze Zeit später leblosen kleinen Körper in ein Handtuch wickelte und in die Küche trug, ihn dort abnabelte.

Drei Tage lang ging sie noch einkaufen und zur Arbeit. Schließlich nahm sie wahllos Tabletten, trug den toten Säugling aus der Küche ins Schlafzimmer, schnitt sich die Pulsadern auf. Der Selbstmordversuch misslang. Der Zwillingsbruder und ihre Mutter fanden Bianca Sch. am 16. Februar.

Vor der Tat war die zierliche Frau aus der Spreewaldstadt schon einmal schwanger. Der Kindsvater wollte sich aber nicht zu ihr bekennen. Er hatte, so erklärte Bianca Sch. gestern, damals noch eine andere Freundin. Obwohl die Mutter und ihre Brüder sie überzeugen wollten, dass sie das Ungeborene austragen solle, entschloss sie sich aber zum Abbruch der Schwangerschaft.

Nach außen hin schien es damals, als hätte sie den Abbruch gut verarbeitet. Das sagt die Mutter nun als Zeugin. Bianca Sch. hingegen räumt ein, dass sie ihn psychisch nicht verkraftet hat. Deshalb sei eine erneute Abtreibung nicht in Frage gekommen, als ein Schwangerschaftstest im Mai 2007 erneut positiv war.

Der Vater war damals ein anderer Mann, mit dem sie nach eigenen Worten nichts verband. Deshalb wollte sie das Kind nicht, sagt sie. Die Freigabe für eine Adoption habe sie zwar erwogen, auch, es in einer Babyklappe abzulegen – unternommen habe sie dafür allerdings nichts. Warum nicht, blieb gestern unklar. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Wolfgang Swat

Wolfgang Swat

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