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Spuren gesichert. Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen suchten das Gelände in Glindow ab, auf dem der tote Säugling gefunden wurde. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Mutter gesteht Tötung ihres Neugeborenen

Warum die 34-Jährige ihren Sohn erstickte, ist noch unklar. Ein Gericht erließ nun Haftbefehl.

Glindow - Nach dem Fund einer Babyleiche im brandenburgischen Glindow ist die 34-jährige Mutter festgenommen worden. Nach unbestätigten Angaben aus Ermittlerkreisen sollen Rettungssanitäter im Rachen des Babys ein Tuch gefunden haben, an dem es vermutlich erstickt ist. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Potsdam ergab die Obduktion des Leichnams, dass der Junge bei seinem Tod erst wenige Tage alt war. Er sei „auf unnatürliche Art und Weise ums Leben“ gekommen, seine Leiche sei vor einigen Tagen in einem Schnellkompostierer abgelegt worden. Die 34-Jährige habe die Tat gestanden, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam am gestrigen Mittwoch mit. Das Amtsgericht Potsdam erließ Haftbefehl gegen die Mutter wegen Totschlags. Die Ermittler konzentrieren sich jetzt auf das Motiv für die Tat, das bislang unklar ist.

Am Dienstag kurz nach 12 Uhr hatte eine Bewohnerin des Grundstücks in Glindow, einem Ortsteil der Stadt Werder (Havel) bei Potsdam, das in ein Tuch gewickelte Kind gefunden und die Polizei alarmiert. Die Ermittler waren schnell darauf gekommen, dass die 34-Jährige die Mutter sein könnte, die mit ihrem Lebenspartner bei dessen Großeltern auf dem Grundstück wohnte.

Aus Sorge, die laut Ermittlern als psychisch labil geltende Frau könnte sich selbst umbringen, leitete die Polizei umfangreiche Suchmaßnahmen ein. Die Frau meldete sich dann am Nachmittag von einem Supermarkt-Parkplatz in Werder bei der Polizei. Die Frau soll verstört gewesen sein und psychologische Betreuung erhalten haben.

Auf dem Grundstück befindet sich ein älterer Bungalow und nebenan der Neubau, in dem die 34-Jährige mit den Angehörigen lebt, ein hübsch verklinkertes Einfamilienhaus mit Satteldach. Das Klinkerhaus ist hinter hohen Hecken verborgen. Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm war kurz am Tatort und sagte dem Tagesspiegel, dass es einen so furchtbaren Fall im Ort noch nicht gegeben habe. Er sei „sehr erschüttert und tief betroffen“.

Zuletzt war in Brandenburg im Februar vergangenen Jahres ein totes Baby in Borgsdorf (Oberhavel) gefunden worden. Es wurde in einer Plastiktüte auf dem Grundstück der Eltern der Mutter entdeckt. Diese hatte das Kind allein zur Welt gebracht und hinter einem Schuppen versteckt. Im April 2013 erging gegen die 29-Jährige am Landgericht Neuruppin ein Urteil wegen Totschlags im minderschweren Fall. Wegen einer psychischen Erkrankung sei die Steuerungsfähigkeit der Frau erheblich eingeschränkt gewesen, stellte das Gericht fest. Die Mutter, die zwei weitere Kinder hat, ist aber weiter auf freiem Fuß. Das Gericht sah keinen Haftgrund, zumal das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Die Frau hat gegen die Entscheidung Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) eingelegt.

Vor knapp zwei Jahren, am 23. Dezember 2011, war ein totes Neugeborenes in Potsdam-West an einem Garagenkomplex gefunden worden. Eine heiße Spur gibt es bis jetzt nicht, hatte zuletzt eine Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft bestätigt. Allerdings sei der Fall nicht zu den Akten gelegt, sagte die Sprecherin.

Derzeit würden in einem aufwendigen Verfahren das Erbgut des Kinds untersucht – daraus könnten die Ermittler möglicherweise Schlussfolgerungen ziehen, ob die Mutter Raucherin war oder ob sie an einem besonderen Arbeitsplatz häufig tätig war. Dadurch könnten sich neue Hinweise ergeben. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hatte die Polizei damals 28 Frauen identifiziert und erfolglos auf eine mögliche Mutterschaft überprüft. Der Fall wurde ein halbes Jahr später Thema in der Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ des Zweiten deutschen fernsehens, die Ausstrahlung brachte keine neuen Erkenntnisse. Das Kind wurde anonym auf dem evangelischen Friedhof in Potsdam-Bornstedt beigesetzt. Durch Spenden von zahlreichen Bürgern konnte eine Grabskulptur für das namenlose Mädchen finanziert werden. (mit axf/HK)

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