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Mysteriöses Verschwinden: Seit 28 Jahren keine Spur vom Sohn

Eine Ex-DDR-Bürgerin sucht ihr verschwundenes Kind bis heute. Auch nach 28 Jahren hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben.

Die verfilmte Lebensgeschichte von Jutta Gallus, der (von Veronika Ferres gespielten) „Frau vom Checkpoint Charlie“, hatte einen glücklichen Ausgang. Wird es dieses Happy End auch im Fall von Heidi Stein geben? Die Mutter zweier Kinder berichtete gestern im Museum Haus am Checkpoint Charlie über ihren mysteriösen, bis heute ungeklärten Fall.

Die Görlitzer Familie machte im März 1979 mit Tochter Silvia (7) und Sohn Dirk (3) Urlaub im Harz. Vor der „Heimkehle“, einer Höhle bei Uftrungen, lassen die Eltern wegen einer Besorgung die Kinder für fünf Minuten auf einem Parkplatz allein. Als sie zurückkommen, ist der kleine Dirk weg – bis heute. Auch 28 Jahre danach glaubt Heidi Stein, dass ihr Sohn noch lebt, er könnte entführt und irgendwo, vielleicht in Russland, adoptiert worden sein, denn da gab es noch einen dunkelblauen „Moskwitsch“ mit einem Ehepaar, das plötzlich den Parkplatz verließ. Die Stasi schaltet sich in die Ermittlungen ein, sie verlangt schließlich von dem Ehepaar, den kleinen Dirk für tot erklären zu lassen. Dies lehnen die Eltern ab, stellen einen Ausreiseantrag und bitten internationale Organisationen um Mithilfe. Daraufhin werden sie verhaftet und im Mai 1983 zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, nach 18 Monaten freigekauft. In der Haft erzählen sich Jutta Gallus und Heidi Stein mittels Klopfzeichen ihre Lebensgeschichten, später, 1984, in Abschiebehaft, teilen sie sich eine Zelle. Gestern Abend, zur Filmpremiere, sahen sie sich nach langer Zeit überraschend wieder.

In der Bundesrepublik wurde Heidi Stein nicht müde, auf das Schicksal ihres kleinen blonden Dirk aufmerksam zu machen. Sie schreibt im März 1989 an Erich Honecker („wir sind der festen Überzeugung, daß Dirk entführt wurde und irgendwo möglicherweise noch lebt“), erfährt nach der Wende, dass es bei der Stasi keine Akten zu dem Fall gibt, während es DDR-Rechtsanwalt Wolfgang Vogel bemerkenswert findet, dass das Ehepaar zur Strafverbüßung nach Bautzen gebracht wurde, dorthin aber nur „besondere Fälle“ kamen. Mauermuseumschefin Alexandra Hildebrandt verweist nun auf eine von der Mutter geerbte offene Fontanelle bei Dirk als seltenen medizinischen Befund: „Vielleicht hilft uns das weiter und Dirk kommt eines Tages hier rein?“ Er wäre jetzt 31 Jahre alt.

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