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Berlin: Mythen und Riten

Zu früheren Zeiten war es nicht möglich, kurzentschlossen vor den Traualtar zu treten. Denn der Eheschließung voraus gingen feste Rituale, von denen sich einige wie der Heiratsantrag und die Verlobung in ihren Grundzügen bis heute erhalten haben.

Zu früheren Zeiten war es nicht möglich, kurzentschlossen vor den Traualtar zu treten. Denn der Eheschließung voraus gingen feste Rituale, von denen sich einige wie der Heiratsantrag und die Verlobung in ihren Grundzügen bis heute erhalten haben. Ganz und gar nicht mehr üblich sind dagegen die klassischen Ehe-Proben, die das Paar einst in manch strengem Haus nach erfolgtem Heiratsantrag, aber oft noch vor der Verlobung zu bestehen hatte. So musste die Braut der Schwiegermutter beispielsweise nicht selten ihre Handarbeits-Künste beweisen und Fragen zu Küche und Speisevorschriften beantworten. Der Mann wurde in der Zwischenzeit vom künftigen Schwiegervater geprüft. Meist ging es dabei um die Kenntnis und Auslegung der Bibel.

Im süddeutschen Raum kommt es noch heute vor, dass der Bräutigam am Verlobungstag ganz nach alter Tradition auf die Probe gestellt wird. So kann es sein, dass während des Festmahls eine fremde Frau an den Tisch stürzt und dem frisch Verlobten ein ausgestopftes Wickelkind vor die Füße legt. Wenn der Bräutigam errötet, gilt es als sicher, dass er eine geheime Liebschaft oder sogar uneheliche Kinder hat.

Holger Müller-Hillebrand

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