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Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek

© Spiekermann-Klaas

Nach Äußerungen zu Flüchtlingsheimen in Marzahn: Grüne sorgen sich um Stellung im Wahlkampf

Fraktionschefin Antje Kapek sagte, Flüchtlingsheime sollten lieber nicht in eine schwierige Nachbarschaft wie Marzahn. Kritik gibt es von Mitgliedern der eigenen Fraktion, die den Wahlkampf im Blick haben.

Von Sabine Beikler

Es wird zurzeit viel telefoniert und gesimst bei den Grünen. Der Grund liegt in den jüngsten Äußerungen der Fraktionschefin Antje Kapek. Sie sagte, in einer „schwierigen Nachbarschaft wie Marzahn“ seien Flüchtlingsheime „weniger geeignet“. Das empörte viele grüne Parteifreunde. In der Fraktion hört man Murren. Denn so ein verbaler Ausrutscher passiert Kapek nicht das erste Mal. Langjährige Parteimitglieder sehen eine „Mischung aus Unerfahrenheit, fehlender politischer Sensibilität und Geltungsdrang“ bei der 39-jährigen Stadt- und Regionalplanerin, die seit Oktober 2012 als Doppelspitze mit Ramona Pop der Fraktion vorsteht. Die 38-jährige Pop ist seit Oktober 2009 Fraktionschefin.

Nicht wenige Grünen sorgen sich, dass im Wahlkampf missverständliche Äußerungen potenzielle Wähler vergraulen oder eine für die Grünen schädliche Debatte entfachen könnten. Auch wenn die Grünen ein „Spitzenteam“ mit Pop, Kapek und den beiden Landeschefs Daniel Wesener und Bettina Jarasch haben, wird Pop als Spitzenkandidatin auf Platz eins der Landesliste gewählt, gefolgt von Kapek, Jarasch und Wesener. Alle vier werden wohl ins Abgeordnetenhaus ziehen. Und Gedankenspiele gibt es bei den Grünen für die Zeit nach der Wahl.

"Auch mal die Berliner Schnauze einsetzen"

Denn Wesener und Jarasch sind ein gutes Team. Der Parteilinke und die Realpolitikerin führen den Landesverband ohne Streitereien oder Eifersüchteleien. Sollte es zu einer rot-grünen Koalition kommen, gilt Pop als senatorabel und wird in die Regierung gehen. Wesener ist schon jetzt als Fraktionschef im Gespräch. Sollte es bei einer Doppelspitze bleiben, würden die Realpolitiker ihren Anspruch auf Besetzung des anderen Vorstandspostens anmelden. Dann wäre aber Kapek nicht mehr gesetzt, da sie auch die Parteilinke vertritt. Deshalb ist Kapek auch politisch unter Druck.

Sie sagt, sie sei als Fraktionsvorsitzende gewohnt, immer wieder Kritik zu hören. „Und am Ende des Tages möchte ich keine vorgestanzten Sätze von mir geben, sondern auch mal die Berliner Schnauze einsetzen.“ Die kann aber auch sehr schmerzvoll sein.

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