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Der Radweg an einer Baustelle in der Greifswalder Straße ist lebensgefährlich. Hier entsteht eine Fußgängerampel.

©  Foto: Kai-Uwe Heinrich

Nach Beinahe-Unfall mit Radfahrern: Kaum einer hält sich an Tempo 10

An der Baustelle Greifswalder Straße gilt Tempo 10 - doch das beachten nur wenige. Und es ist nicht die einzige Gefahrenstelle im Berliner Verkehr.

Von Fatina Keilani

Autos sausen vorbei, LKWs brummen, die Straßenbahn quietscht. Mittendrin strampeln Radfahrer. Eine chaotische und unübersichtliche Situation, die sich derzeit auf der Greifswalder Ecke Christburger Straße beobachten lässt. Neuerdings ist hier Tempo 10 vorgeschrieben, nachdem seit vergangener Woche ein Video kursiert, das eine brenzlige Situation zwischen einem Lastwagen und zwei Radlern zeigt. Zuletzt hatte es in Berlin mehrere schwere Unfälle gegeben. Dabei wurden zwei Kinder getötet. Am Wochenende ist erneut ein Kind schwer verletzt worden (siehe Kasten).

Tempo 10 ist ungewöhnlich, und beim Senat weiß niemand, wo es in Berlin noch gilt. An der betroffenen Stelle soll es vorerst für einen ruhigeren und geordneteren Verkehrsfluss sorgen. Nur hält sich kaum jemand daran.

Die Baustelle dient der Vorbereitung der Errichtung von Ampelanlagen entlang der Greifswalder Straße. Die nächsten Bauphasen sind laut Senat jetzt gestoppt, um erst mal zu schauen, wie man bei den dann folgenden Arbeiten die Verkehrsführung verbessern kann. Am heutigen Dienstag wollen sich Vertreter von Polizei, Verkehrslenkung und Baufirma deshalb an Ort und Stelle treffen, um die nächsten Bauphasen zu besprechen. Bis zum 30. Juni, wenn die aktuellen Bauarbeiten beendet sein sollen, bleibt diese Gefahrenstelle folglich bestehen.

In dem Radfahr-Video sieht man zunächst zwei Radler die Radspur entlangfahren – gefilmt offenbar mit einer Helmkamera –, dann erscheinen plötzlich Bauzäune auf dem Radweg, dieser wird links herum am Zaun entlang über die Fahrbahn geleitet. Es erscheint ein Lastwagen im Bild, der einfach geradeaus fährt - über die Grenze der Radspur, was einen Radler in heftige Bedrängnis bringt. Es kommt zu keinem Unfall, das erscheint in der Szene aber als reines Glück. Die Radler haben sich mittlerweile bei der Polizei gemeldet, und auch der Lastwagenfahrer ist bekannt. Gegen ihn wird jetzt wegen Verdachts auf Gefährdung des Straßenverkehrs ermittelt. Das Video wird hierbei ebenso wie Zeugenaussagen als Beweismittel eingesetzt. „Der Gehweg ist zu schmal, um den Radverkehr sicher zu führen, und auf dem Mittelstreifen der Straße sind die Straßenbahngleise“, heißt es aus der Verkehrsverwaltung.

In der Wirklichkeit steht das Schild, das hier Tempo 10 vorschreibt, recht unauffällig am Straßenrand, nicht jeder sieht es. Die meisten Autofahrer lassen es außer Acht und fahren weiterhin 30, wenn nicht sogar 40 oder 50. Dabei ist die Autospur im Gegensatz zur normalen Breite um etwa ein Fünftel schmaler, die Fahrradspur bleibt gleich. Links rauscht die Straßenbahn vorbei. Die Autos, die zu schnell fahren, können nicht kontrollieren, wie weit sie über ihrer Spur und auf dem Fahrradweg fahren. Es sind keine Blitzer und keine Polizeikontrollen sichtbar, mit denen die Einhaltung des Limits überprüft wird. „Laut dem Abschnitt 16 der Direktion 1 werden an dieser konkreten Stelle Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt, wenn auch nicht rund um die Uhr“, heißt es dazu aus der Verkehrsverwaltung.

Wenn die Radfahrer etwas für ihre Sicherheit tun möchten, fahren sie auf dem Fußweg, was aber nach der Straßenverkehrsordnung nicht erlaubt ist.

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