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Für diesen Schneidersitz wird Wolfgang Thierse von allen Seiten kritisiert.

© dpa

Nach dem 1. Mai: Thierse nach Blockade in der Kritik

Körting, Parteifreunde, die Gewerkschaft der Polizei. Wolfgang Thierse wird von allen Seiten kritisiert. Einen Rücktritt lehnt der Bundestagsvizepräsident ab.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat seine Parteifreunde Wolfgang Thierse und Matthias Köhne scharf für die Sitzblockade beim Neonaziaufmarsch in Prenzlauer Berg gerügt. „Man darf die Polizei nicht in eine solche Situation bringen“, sagte Körting. Die Lage hätte „eskalieren“ können. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, forderte Thierse zum Rücktritt auf. Die Staatsanwaltschaft prüft nun den Anfangsverdacht eines etwaigen strafbaren Verhaltens, sagte ein Justizsprecher.

Wie berichtet, waren die etwa 600 Neonazis beim Aufmarsch am 1. Mai in aggressiver Stimmung, ein Angriff auf die Polizei oder die Gegendemonstranten war nicht auszuschließen. Neben Bundestagsvizepräsident Thierse hatten sich auch Pankows Bürgermeister Köhne, der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening sowie der Bundestagsabgeordnete und frühere Justizsenator Wolfgang Wieland (Grüne) auf den Asphalt gesetzt. Wenig später gesellte sich der grüne Abgeordnete Benedikt Lux dazu. Nach 20 Minuten wurden die Politiker „vom Blockadeort weggeführt“, sagte Gesamteinsatzleiter Jürgen Klug gestern. Körting sagte, dass gegen einen Teil der Blockierer eventuell ein Strafverfahren angestrengt werde. Möglich ist dem Vernehmen nach auch ein Bußgeld bis zu 1000 Euro. Piening hat unter den fünf bekannten Politikern am meisten riskiert, dem Integrationsbeauftragten droht ein dienstrechtliches Disziplinarverfahren. Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner forderte Piening zum Rücktritt auf, „zumal er sein Amt ohnehin nicht vernünftig ausfüllt“.

Thierse rechtfertigte sich gestern auf seiner Internetseite: „Dass Neonazis mitten durch Prenzlauer Berg marschieren, können Demokraten nicht schweigend hinnehmen.“ Seine Sitzblockade nannte der frühere Bundestagspräsident „friedlich, fröhlich und gewaltfrei“. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte, Thierse habe sich „glasklar rechtswidrig verhalten“. Abgeordnete genießen zwar Immunität, dies schließt eine Strafverfolgung jedoch nicht aus.

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