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Nicht mehr bewohnbar. Nach dem Brand in dem Containerdorf muss nun ein Großteil der bisher hier untergebrachten 185 Flüchtlinge umziehen.

© Helena Piontek

Update

Nach dem Brand in Buch: Flüchtlingsheim bleibt wochenlang unbewohnbar

Die Hintergründe des vorsätzlichen Brands in der Flüchtlingsunterkunft in Buch sind weiterhin unklar. Die Unterkunft bleibt wochenlang unbewohnbar. Bewohner mussten in eine Turnhalle umziehen.

Der schwarze Streifen sticht immer noch heraus, unter den gelben, blauen und roten Feldern. Ein sichtbares Zeugnis des Brandes vom Montag, die viele der Flüchtlinge hier in der Groscurthstraße in Buch wohl so schnell nicht vergessen werden. Um 3.09 Uhr ging am Montagmorgen der Notruf bei der Feuerwehr ein. Der Brand war im Erdgeschoss des Containerdorfs ausgebrochen, in einem Raum, in dem niemand wohnte und Kinderwagen abgestellt wurden. Die Flammen griffen über auf den zweiten und den dritten Stock. Nach zwei Stunden war das Feuer gelöscht. Sechs Bewohner erlitten leichte Rauchgasvergiftungen und mussten von Rettungskräften behandelt werden.

Die Unterkunft bleibt wochenlang unbewohnbar

Ein Großteil der 185 Bewohner musste noch am Montag in eine Notunterkunft in der Glienicker Straße in Treptow-Köpenick ziehen. Noch liegt laut Michael Hilbold, dem Leiter der Berliner Unterbringungsleitstelle, kein genaues Gutachten für die Wiederherstellung des Containerhauses vor. "Die Schäden sind aber überschaubar. Nach ersten Einschätzungen kann wohl renoviert werden", sagte Hilbold am Mittwoch auf Nachfrage. Dennoch kann die Instandsetzung des Gebäudes einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Bewohner seien inzwischen größtenteils in einer Turnhalle in der Glienicker Straße in Treptow-Köpenick untergebracht. Besonders schutzbedürftige Flüchtlinge konnten in feste Unterkünfte umziehen.

Bujar aus dem Kosovo hat alles in dem Feuer verloren

Ein irakischer Flüchtling schilderte nach dem Brand, wie er die Nacht erlebt hatte: „Ich habe geschlafen. Auf einmal haben alle geschrien: raus, raus, Feuer! Überall war Rauch.“ Er sagte, dass einige im Heim davon ausgingen, dass es Nazis gewesen seien. Anderes hat Othman Hamsho aus Syrien gehört: „Die Leute sagen, es sollen drei Jungs gewesen sein.“ Der 22-jährige Kosovare Bujar hat sein Zimmer im dritten Stock. Ein Mitarbeiter der Security habe an seine Tür geklopft: „Feuer, sofort raus!“ Er sei runtergelaufen, aber dann drei Mal zurückgegangen, um Menschen zu helfen. „Ich hatte zwei Kinder im Arm, da kam mir das Feuer direkt entgegen. Ich musste raus, da war einfach zu viel Rauch.“ In seinem Zimmer sei alles verbrannt.

Brandspuren. Das Feuer hat deutliche Schäden hinterlassen.
Brandspuren. Das Feuer hat deutliche Schäden hinterlassen.

© Fto: Helena Piontek

Bewohner werden in Turnhalle untergebracht

Um die Menschen nicht aus ihrem Umfeld in Pankow zu reißen, wollte das für die Flüchtlinge zuständige Landesamt die Bewohner eigentlich in einer Turnhalle in Pankow unterbringen. „Schließlich gehen die Kinder hier in die Schule und in die Kita“, sagte Sprecherin Regina Kneiding noch am Montagnachmittag. Am Abend wurde dann klar, dass dies nicht klappt. Die Flüchtlinge mussten tatsächlich nach Treptow-Köpenick - und werden dort mehrheitlich erst einmal bleiben müssen.

Schon am Montagmittag hieß es von der Polizei, man gehe von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. Die Hintergründe seien unklar, hieß es auch noch am Mittwoch. Der für politische Delikte zuständige polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

Gerüchte gingen nach dem Brand um, die Brandstifter könnten in dem Heim gelebt haben. Innensenator Frank Henkel (CDU) wollte das zunächst nicht bestätigen. „Ich empfehle jedem, beim jetzigen Stand der Ermittlungen keine Vorfestlegung in irgendeine Richtung zu treffen. Das würde der Polizei nur die Arbeit erschweren“, erklärte er. SPD und Linke verurteilten die Tat. Die Brandstifter hätten bewusst in Kauf genommen, dass Bewohner der Flüchtlingsunterkunft verletzt oder getötet würden, erklärten Elke Breitenbach von der Linksfraktion und der SPD-Politiker Rainer-Michael Lehmann.

NPD provoziert am Nachmittag vor der Unterkunft

Das Flüchtlingsheim wird von der Arbeiterwohlfahrt betrieben. In der Vergangenheit gab es häufig Probleme, vor allem mit Rechtsextremen. Die ersten Flüchtlinge zogen im April 2015 in die Unterkunft ein – unter Polizeischutz. Wenige Tage zuvor waren Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes attackiert worden. Die Täter stammten wohl aus dem Umfeld der NPD.

Am Nachmittag nach dem Brand war die rechte Partei am Ort, um ihre Wahlplakate direkt vor dem Heim aufzuhängen. Einige wurden sofort von aufgebrachten Bewohnern wieder heruntergerissen.

Auch beim „Tag der Offenen Tür“ im März 2015 sollen Rechtsextreme offen aufgetreten sein und ein Auto der Arbeiterwohlfahrt beschmiert haben. Nachdem die Flüchtlinge eingezogen waren, zeigten sich jedoch viele Anwohner hilfsbereit. (mit AFP)

Flüchtlingsgegner. Die NPD hängte nach dem Feuer Wahlplakate direkt vor der Unterkunft auf.
Flüchtlingsgegner. Die NPD hängte nach dem Feuer Wahlplakate direkt vor der Unterkunft auf.

© Tagesspiegel

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