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Auch fünf Jahre nach der Bluttat ist der Mörder von Burak B. nicht gefunden. Dieses Bild entstand bei einer Demonstration 2014.

© dpa

Nach dem Mord in Neukölln: Familie von Burak Bektas fordert neue Ermittlungen

Fünf Jahre Trauer und kein Täter: Noch immer ist nicht geklärt, wer Burak Bektas erschossen hat. Mittwochabend wurde am Tatort der Grundstein für einen Gedenkort gelegt.

Buraks Mutter hat nur die Kraft für wenige Sätze. „Es sind jetzt fünf Jahre. Der Täter ist immer noch nicht gefunden. Wir sind sehr traurig.“ Dann bricht Melek Bektas ab, sichtlich um Fassung ringend. Es ist ein schwerer Tag für sie.

Vor fünf Jahren, am 5. April 2012, ist ihr Sohn (22) auf der Straße im Süden Neuköllns erschossen worden. Es war 20 Minuten nach Mitternacht, Burak stand mit vier Freunden gegenüber dem Krankenhaus Neukölln und unterhielt sich. Ein Mann kam auf die Gruppe hinzu und feuerte mehrfach wortlos. Burak starb, zwei seiner Freunde wurden schwerstverletzt. Die Überlebenden konnten den Täter nur vage beschreiben – 40 bis 60, helle Haut, dunkle Jacke. Der Mann wurde nie gefasst, das Motiv ist rätselhaft. Streit soll es vorher nicht gegeben haben.

Am Mittwochabend wurde am Tatort, Rudower Straße Ecke Möwenweg, der Grundstein für einen Gedenkort gelegt. Seit Jahren behauptet die „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak“, dass ein rassistisches Motiv möglich sei – die Tat geschah wenige Monate nach dem Aufdecken des NSU-Terrors. War es vielleicht eine Nachahmungstat? „Aus dem Fall NSU müsste man gelernt haben, dass Täter nicht immer aus der Nachbarschaft kommen“, sagt der Anwalt der Familie, Ogün Parlayan. Zuletzt hatte er im Dezember 2016 Akteneinsicht. Nun hat er bei der Staatsanwaltschaft angefragt, ob die Ermittlungen tatsächlich eingestellt wurden.

Der Anwalt und die Initiative  fordern nun eine unabhängige Kommission, die den Fall erneut untersuchen soll. „Wir haben keine Beweise für einen rassistischen Mord“, sagte Anwalt Parlayan, „aber wir wünschen uns, dass davor nicht die Augen verschlossen werden“. Der Fall sollte aus einem anderen Blickwinkel, von außen, noch einmal betrachtet werden. Mit einer ähnlichen Begründung hat der Senat gerade einen Sonderermittler im Fall des Breitscheidplatz-Attentäters Amri eingesetzt. Buraks Familie und Freunde hoffen, dass sie bei der neuen rot-rot-grünen Regierung mehr Gehör finden.

Bislang hatte die zuvor CDU-geführte Innenverwaltung argumentiert, dass es den unabhängigen Blick auf den Fall bereits gab. So sei Anfang 2014 der für politische Delikte zuständige Staatsschutz beauftragt worden, die Ermittlungen der Mordkommission „aus dem Blickwinkel einer „fachexternen“ Dienststelle zu bewerten“. Doch auch diese Experten hätten in mehrmonatiger Arbeit keine Hinweise auf ein ausländerfeindliches Motiv gefunden. Die Initiative glaubt das nicht. „Wir haben jedes Vertrauen in Polizei und Staatsanwaltschaft verloren.“

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