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Berlin: Nach dem Schnupfen erstmal zum Chef

Vor einigen Monaten hat die IHK einen Gesundheits-Wettbewerb gestartet. Jetzt gibt es die Ergebnisse

Renate Harnisch ist eine angenehme Gesprächspartnerin. An der Personaldirektorin des Hotel Intercontinental Berlin lag es sicher nicht, dass die Mitarbeiter des Nobel-Hotels Angst vor den Gesprächen hatten, die Harnisch vor gut fünf Jahren einführte. Der Grund waren wohl eher die Unterhaltungen selbst. Ein „Krankheitsrückkehrgespräch“ muss seither jeder der rund 400 Interconti-Angestellten führen, wenn er wieder zur Arbeit kommt. Egal, ob er einen Schnupfen auskuriert hat oder wegen ernster Beschwerden fehlte.

Doch was nach knallharter Kontrolle klingt, erscheint in einem anderen Licht, wenn Renate Harnisch „ihr Projekt“ erklärt. Sie hat das betriebliche Gesundheitsmanagement-Konzept initiiert. Dessen Grundstein sind die „Rückkehrgespräche“: „Wir brauchen motivierte Mitarbeiter. Deshalb wollen wir herausfinden, ob die Arbeit krank macht. Dann können wir helfen“, sagt Harnisch. Das sieht Heike Schöning von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin ganz ähnlich: „Mitarbeiter sind das Erfolgspotenzial unserer Wirtschaft.“ Deshalb schrieben die IHK und die Senatsverwaltung für Gesundheit Ende 2005 den Wettbewerb „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ aus (der Tagesspiegel berichtete). Renate Harnisch hat sich mit ihrem Projekt daran beteiligt. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert.

Mitmachen konnten Berliner Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern, denn was in großen Unternehmen gang und gäbe ist, fehlt in den meisten kleineren noch immer, sagt Schöning: „Große Firmen können einen Mitarbeiter extra für solche Programme abstellen, in kleinen Unternehmen muss das oft jemand nebenbei tun.“

Auch Renate Harnisch schob am Anfang so manche Überstunde, aber der Einsatz hat sich gelohnt: Einzelaktionen wie einen „Venentag“ inklusive Gymnastik-Tipps und Stützstrumpf-Beratung für das von Krampfadern geplagte Küchenpersonal gab es schon, und eine „Woche der gesunden Ernährung“ für alle Mitarbeiter. Der Erfolg der Rückkehrgespräche lässt sich in Zahlen beziffern: Beim Programm-Start Ende 2001 lag der Krankenstand der Interconti-Belegschaft bei knapp sechs Prozent. Seit ein paar Jahren hat er sich bei etwa drei Prozent eingependelt. Auch Zufriedenheit und Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft seien gewachsen, erzählt Renate Harnisch. Sie weiß noch, wie schwierig es war, ihre Pläne durchzusetzen: „Es dauert, bis die ersten Erfolge sichtbar sind. Und Vorstände wünschen schnelle Ergebnisse. “

Vielleicht auch deshalb war die Teilnahme am Wettbewerb so gering, dass keine Sieger in diesem Wettbewerb gekürt werden konnten. Es haben sich nur drei Unternehmen gemeldet, je eines pro festgelegter Größenordnung: Das Interconti, der DGB Berlin-Brandenburg und die VHV-Versicherung. Trotzdem soll es im kommenden Jahr eine zweite Runde geben: „Wir pochen weiter auf das Thema Gesundheit“, sagt Heike Schöning.

Nicole Dieckmann

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