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Berlin: Nach dem U-Bahn-Brand: Fahrgäste suchten im brennenden Waggon verzweifelt nach dem Notöffner

Die Fahrgäste des Unglückszuges der U 6 hatten am Samstagnachmittag offenbar großes Glück, fast unversehrt aus dem U-Bahntunnel zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Afrikanische Straße zu entkommen. Denn zunächst fanden die Passagiere in dem brennenden Waggon den Notschalter für die Türen nicht und schlugen in Panik ein Fenster ein.

Die Fahrgäste des Unglückszuges der U 6 hatten am Samstagnachmittag offenbar großes Glück, fast unversehrt aus dem U-Bahntunnel zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Afrikanische Straße zu entkommen. Denn zunächst fanden die Passagiere in dem brennenden Waggon den Notschalter für die Türen nicht und schlugen in Panik ein Fenster ein. Dank der schnellen Reaktion des Zugführers der die Türen öffnete, konnten die etwa 80 bis 100 Menschen schnell an die Luft gebracht werden. Bei dem Schwelbrand erlitten laut Polizei 28 Fahrgäste Rauchvergiftungen oder kleinere Verletzungen.

Unterstützt wurde der Zugführer bei seinen Rettungsmaßnahmen von einem Kollegen, der den Gegenzug steuerte und im personalfreien Bahnhof Afrikanische Straße halten musste. Die Feuerwehr konnte die Fahrgäste schnell evakuieren. "Das nach dem Brand im Bahnhof Deutsche Oper im vergangenen Jahr begonnene Trainingsprogramm für die BVG-Mitarbeiter hat sich bewährt", sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme gestern. Ein Glück für die Rettungsarbeiten seien der relativ breite Tunnel und die geringe Zahl der Fahrgäste gewesen. Hätten sich Schwerbehinderte unter ihnen befunden, wäre die Rettung vermutlich wesentlich komplizierter gewesen, sagte Broemme. Die BVG erklärt, sie verlasse sich in derartigen Fällen darauf, dass sich die Fahrgäste gegenseitig helfen. Am Sonnabend etwa, sagt Ulrich Deinhardt, Leiter des Bereiches U-Bahn bei der BVG, sei eine ältere Frau von Fahrgästen durch den dunklen Tunnel und das unebene Gleisbett geführt worden.

Das Unglück lässt die Diskussion um fahrerlose Züge wieder aufleben. "Ich kann mir vorstellen, Züge computergesteuert fahren zu lassen, aber keinesfalls ohne Personal", sagte Broemme. Daran denkt derzeit die BVG offenbar auch nicht mehr. Der fahrerlose Betrieb war für die Regierungs-U-Bahn U 5 vorgesehen. Deren Bau ist inzwischen vom Senat gestrichen. Doch die BVG glaubt an die Erfolgschancen des fahrerlosen Betriebs. Für Unglücksfälle gebe es internationale Bergungs- und Rettungskonzepte und Kamerüberwachung der Züge und Waggons, sagt Deinhardt. Über Kameras könne die Situation beurteilt und über Lautsprecher könnten genaue Anweisungen gegeben werden.

Noch immer ist die Ursache des Brandunglücks von Sonnabend ungeklärt. In fast kriminalistischer Kleinarbeit wolle man das Drehgestell des betroffenen Waggons untersuchen, um herauszufinden, was den Schwelbrand ausgelöst hat, sagt Deinhardt. "Menschliches Versagen ist auszuschließen. Wir konzentrieren uns aufs Fahrzeug." Der 31 Jahre alte Waggon der Baureihe DL 70 war zuletzt vor etwa zweieinhalb Jahren generalüberholt worden.

Eine solche Generalüberholung findet alle acht Jahre statt. Jeweils nach 30 000 Fahrkilometern (das entspricht etwa drei bis vier Monaten) werden die Waggons untersucht und gewartet. Deinhardt zufolge gilt die Baureihe DL 70 als der VW unter den U-Bahnwaggons: "Er läuft und läuft und läuft." Die Wartungsintervalle können auch nicht je nach finanzieller und personeller Situation verändert werden, sondern sie sind in einer Bundesverordnung ähnlich der technischen Untersuchung für Autos vorgeschrieben.

Zum Hergang des Unfalls steht bisher lediglich fest, dass es keinen "richtigen Kurzschluss" gab, denn sonst wären Streckensicherungen durchgebrannt und der Strom abgeschaltet worden. In diesem Fall gab es Broemme zufolge einen lauten Knall, dem unmittelbar ein 1000 Grad heißer Lichtbogen folgte. Dann brannten Kabelisolierungen und Plastikteile am Wagenboden. Die Bremsleitung wurde beschädigt, der Zug blieb im Tunnel stehen.

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