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Es ist ein Tor gefallen. Freizeitkicker benötigen zum Spielen nicht viel mehr als einen Ball und zwei Pfosten. Für richtige Sportplätze, wie sie sich der Berliner Fußball-Verband erhofft hatte, braucht es allerdings etwas mehr: zum Beispiel Umkleidekabinen und Sanitäranlagen. Dieser Bau ist nun allerdings unmöglich geworden. Der Verband beklagt seit Jahren fehlende Sportplätze. Aufgrund des regen Zulaufs vor allem im Jugendbereich hätten einige Vereine Aufnahmestopps verhängen müssen. Alternativen sind derzeit nicht in Sicht.

© Kai-Uwe Heinrich

Nach dem Volksentscheid in Berlin: Still ruht das Tempelhofer Feld

Neue Sportplätze sollten hier entstehen, ein Bus- und S-Bahnhof und vieles mehr. Daraus wird nun nichts. Und was ist mit den vielen Veranstaltungen? Ein Überblick.

SPORTPLÄTZE

Der Berliner Fußball-Verband hatte gehofft, auf dem Tempelhofer Feld neue Sportplätze zu bekommen. „Doch dazu gehören natürlich auch ein Kabinentrakt, Sanitäranlagen und vielleicht ein kleines Vereinskasino“, sagte der Verbandssprecher. Der Bau dieser Einrichtungen sei nun erst einmal unmöglich geworden. Entsprechend groß ist die Enttäuschung beim Fußball-Verband – zumal die zusätzlichen Fußballplätze dringend benötigt werden. Der Verband verzeichnet seit Jahren regen Zulauf im Jugendbereich, besonders in den Innenstadtbezirken. Die Sportplätze sind ausgebucht. „Uns erreichen viele Klagen von Vereinen aus der Innenstadt. Viele mussten sogar einen Aufnahmestopp mangels Trainingsmöglichkeiten verhängen“, sagte der Sprecher. Umso schwerer wiegt es aus Sicht des Verbandes, dass man bereits bei der Planung des Parks am Gleisdreieck übergangen worden sei. Eine Alternative zum Tempelhofer Feld sei nicht in Sicht: „Es gibt momentan keinen Plan B. Wir müssen gucken, ob vorhandene Sportanlagen saniert werden können.“

BIERGARTEN

Eins ist sicher: Der „Luftgarten“ an der Nordseite des Tempelhofer Feldes, Eingang Columbiadamm, darf auch in diesem Sommer in grüner Umgebung Bier und Grillfleisch verkaufen. Wann die Saison beginnt, ist allerdings noch nicht klar. Bis dahin muss niemand verhungern. An der Oderstraße und am Tempelhofer Damm betreiben die Betreiber schon jetzt mobile Stände mit kühlen Getränken für heiße Tage.

Schöner Schaum. Der Biergarten soll bald wieder öffnen.
Schöner Schaum. Der Biergarten soll bald wieder öffnen.

© Kitty Kleist-Heinrich

S-BAHNHOF

An der Ringbahn wird es nun auch keinen neuen S-Bahnhof Tempelhofer Freiheit geben. Er war vorgesehen, um vor allem das geplante Gewerbegebiet zu erschließen. Die Planer wollen aber die Option für einen späteren Bau erhalten. Für den Betrieb der S-Bahn ist der Verzicht sogar gut, denn jeder weitere Stopp der Züge gefährdet die für den Ring vorgesehene Fahrzeit von maximal 60 Minuten. Gebaut werden soll nach derzeitigem Stand aber der zweite Zugang zur östlichen Straßenseite am U-Bahnhof Paradestraße, der den Weg zu Veranstaltungen im und am Gebäude verkürzen kann. Denn dort geht es weiter rund ...

FORMEL E

Veranstaltungen im und am Flughafengebäude sind nämlich vom Volksentscheid nicht betroffen. Auch die Rennen mit Elektroautos, Formel E genannt, finden wie geplant im Mai 2015 statt. Die Planungen dafür laufen derzeit, sagte der Sprecher der Tempelhof Projekt GmbH, Martin Pallgen, am Dienstag. Die Rennen finden auf dem eingezäunten Areal vor dem Flughafengebäude statt. Rund 23 Hektar umfasst die asphaltierte Freifläche dort; genügend Platz, um einen rund zwei Kilometer langen Rundkurs anzulegen. Die Formula- E-Holding hatte einen Start auf der Straße des 17. Juni favorisiert – mit dem werbewirksamen Brandenburger Tor im Hintergrund. Diesen Wunsch hatte der Senat jedoch nicht erfüllt. Erwartet werden beim Rennen in Tempelhof etwa 30 000 Besucher.

BREAD & BUTTER

Auch alle anderen Veranstaltungen, die sich auf das Gebäude, die Hangars oder das eingezäunte Vorfeld beschränken, können weiter stattfinden, das bestätigte die Tempelhof Projekt GmbH. Auch die Modemesse Bread & Butter, die hier zweimal im Jahr Gast – und Hauptmieter – ist und vorwiegend die Hangars nutzt.

Schöner Sound. Das Berlin Festival findet auch künftig regelmäßig statt.
Schöner Sound. Das Berlin Festival findet auch künftig regelmäßig statt.

© picture alliance / dpa

BERLIN-FESTIVAL

Das seit langem geplante Berlin Festival findet ebenfalls wie vorgesehen statt. Vom 5. bis zum 7. September treten viele Bands und DJs in den ehemaligen Hangars auf, zum Beispiel K.I.Z., Sven Väth, Woodkit, Moderat und Alle Farben. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, Karten gibt’s ab 79 Euro.

OMNIBUSBAHNHOF

Endgültig erledigt ist hingegen das Projekt, auf dem Tempelhofer Feld einen zweiten Busbahnhof anzulegen. Der vorhandene Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) am Messegelände ist völlig überlastet, vor allem, seit Fernverkehr mit Bussen in Deutschland überall zugelassen ist. Die BVG als Betreiber der Anlage favorisiert einen Standort im Osten der Stadt, möglichst nahe an der Autobahn wie am Funkturm. Bisher gibt es aber im Ostteil nur den Pankower Abzweig der A 114; die Stadtautobahn A 100 zum Treptower Park wird derzeit erst gebaut. Auch das Areal um den Ostbahnhof ist als Standort im Gespräch, allerdings dann nur über Stadtstraßen zu erreichen. Das Tempelhofer ZOB- Projekt war aber auch von den Senatsplanern nur halbherzig verfolgt und intern bereits gestrichen worden.

HATUN-SÜRÜCÜ-BRÜCKE

Auch der Brückenbau von der Oberlandstraße zum Tempelhofer Feld ist nun obsolet. Ursprünglich war die Brücke geplant, um das Gelände der damals vorgesehenen Internationalen Gartenbauausstellung zu erschließen. Auch nach deren Umzug nach Marzahn hielt man an den Brückenplänen fest. Unter anderem hätte sie für einen Omnibusbahnhof und die Zentrale Landesbibliothek genutzt werden können. Auch ins Radwegenetz sollte sie eingebunden werden. Ein preisgekrönter Entwurf lag vor. 2016 hätte die Brücke fertig sein sollen, benannt nach der Kurdin Hatun Sürücü, die von ihren Brüdern ermordet worden war. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Daniela Augenstein.

PARKPLÄTZE

Auf das Parken von Autos wirkt sich der Volksentscheid nicht aus. Der Bau neuer Plätze sei ohnehin nicht geplant gewesen, sagte Pallgen. Rings um das Gebäude gebe es rund tausend Stellplätze, die bei Veranstaltungen genutzt werden könnten.

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