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Der "Zug der Liebe" fand zum ersten Mal 2015 statt.

© Kai-Uwe Heinrich

Nach dem Zug der Liebe in Berlin: „Ich hatte extreme Gänsehaut“

Mehrere zehntausend Menschen waren am Wochenende beim Zug der Liebe dabei. Jens Schwan hat ihn mitorganisiert. Ein Gespräch über taube Füße und neue Pläne.

Am Samstag fand der erste „Zug der Liebe“ durch Berlin statt. Es ging nicht nur darum zu feiern, sondern mit Vereinen wie Berlin 21 e.V. oder Gangway für Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Toleranz zu demonstrieren. Jens Schwan hat den „Zug der Liebe“ mitorganisiert und zieht am Morgen danach Bilanz.

Herr Schwan, Ihr „Zug der Liebe“ sollte mehr als nur eine große Party sein. War die Parade wirklich politisch genug?

Um ehrlich zu sein: Ich habe mir mehr gewünscht. Ich hätte gern mehr Transparente gesehen. Aber dann hab ich mir vorgestellt, wie es ist, mit einem Schild zu tanzen. Das ist nicht leicht. Aber wer mitgefeiert hat, war für die Ziele der Demonstration. Deswegen haben wir auch die Überlegung, bei Facebook nochmal zu Mitgliedschaften und Spenden für die Vereine aufzurufen. Es ging schließlich nicht nur um Bespaßung der Leute, sondern vor allem um soziale, alternative und kulturelle Themen, wie zum Beispiel der Flüchtlingsproblematik oder den Rechten von Homosexuellen.

Jens Schwan (Bild) und Martin Hüttmann organisierten den „Zug der Liebe“.
Jens Schwan (Bild) und Martin Hüttmann organisierten den „Zug der Liebe“.

© Georg Moritz

Der Zug der Liebe sollte eine einmalige Sache bleiben. Am Ende waren laut Polizei 28 000 Menschen dabei – gerechnet haben Sie mit 25 000. Gibt es vielleicht doch eine Wiederholung?

Ich glaube es waren sogar noch viel mehr Menschen da. Wir haben so 40 000 geschätzt, aber ich bin schlecht im Schätzen. Gefühlt waren es auf jeden Fall mehr! Die ursprüngliche Route war auf 25 000 Menschen ausgelegt und wurde geändert, weil zu viele da waren – und wegen des Sturms am Abend. Das wird die Polizei ja nicht wegen 3 000 Menschen machen. Wir hatten vorher Angst, dass nur so 150 Leute kommen würden. Beim Start hatte ich dann extreme Gänsehaut wegen der Massen. Aber wenn ich die vielen Blasen an meinen tauben Füßen sehe, glaube ich nicht, dass es noch einen Zug der Liebe geben wird. So richtig Gedanken haben wir uns aber noch nicht gemacht.

Apropos viele Blasen: Die waren hoffentlich vom Tanzen auf dem Umzug.

Nein, ich war extrem eingespannt. Das ist zu viel Verantwortung, um die ganze Zeit zu feiern. Ich habe immer nach der Polizei geschaut, es blieb zum Glück alles friedlich. Wir müssen aber noch das Feedback abwarten. Auf der Afterparty in den drei Clubs konnte ich dann bis vier tanzen. Um 8 Uhr bin ich schon wieder aufgestanden, um die vielen Mails abzuarbeiten. Also wenn ich nicht mehr antworten sollte, bin ich eingeschlafen.

Wie schön der „Zug der Liebe“ war, sehen Sie in dieser Bilderstrecke.

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