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Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands der Musikindustrie.

© promo

Nach der digitalen Revolution: „Berlin ist in der Pole Position bei der Musikindustrie“

Ein Handbuch erklärt die Musikindustrie der digitalen Welt. Was man wissen muss und warum Berlin die Haupstadt der Musik ist, erklärt der Mitherausgeber.

Die digitale Revolution hat die Musikindustrie grundlegend verändert. Trotzdem ist das mehr als 1000 Seiten starke „Handbuch der Musikwirtschaft“ für alle Musikprofis eines der wichtigsten Nachschlagewerke, der Verlag C.H. Beck hat es nach zehn Jahren Pause in einer überarbeiteten Version neu aufgelegt. Mitherausgeber ist der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke. Mit ihm sprach Elisabeth Binder über den Sinn eines analogen Nachschlagewerks und die Rolle Berlins als Musikstandort.

Wie beurteilen Sie den Standort Berlin für die Musikindustrie?

In Deutschland hat Berlin die Pole Position in der Musikbranche. Als der Marktführer Universal von Hamburg nach Berlin gezogen ist, ergab sich ein neues Miteinander von großen und kleinen Unternehmen, das auch Auswirkungen bis hin zur Start-up-Szene hatte.

Mit der frischen Entscheidung, von München nach Berlin zu ziehen, kommt auch Sony Music hierher, die Nummer zwei am Markt. Auch die Bertelsmann-Tochter BMG wurde vor zehn Jahren hier gegründet. Da gibt es viele Synergien und einen äußerst vitalen Wettbewerb um Kreativität.

Wo genau ist die Stadt Trendsetter?

Nach der Wende ging Techno als Ausdruck einer musikalischen Wende von hier aus um die ganze Welt und hat mindestens eine Generation aus Berlin heraus geprägt. Es entsteht musikalische Anziehungskraft durch neue große Venues wie die Mercedes-Benz-Arena oder zuletzt die Verti Music Hall, aber auch globale Festivalbrands wie das Lollapalooza oder innovative Radioformen wie FluxFM etablieren sich seit einigen Jahren.

Auch kleinere Clubs gibt es zuhauf, was für viele zur DNA Berlins gehört. Für die Stadt stellen sich da natürlich Herausforderungen: Wie schafft man es, geeignete Räume offen zu erhalten? Das gilt für Proberäume kleiner Bands bis zu den Clubs, in denen es ja auch nicht immer ganz leise zugeht.

Welche gesetzlichen Änderungen wären angesichts dieser Entwicklungen in Ihren Augen besonders wünschenswert?

Was die Musikindustrie, den sogenannten Recorded-Music-Bereich, betrifft, steht an erster Stelle das Urheberrecht. Es ist insbesondere im digitalen Lizenzhandel der Dreh- und Angelpunkt und es begleitet uns als Thema letztlich immer. Vordringlich geht es dabei aktuell um die Umsetzung der europäischen Richtlinie in deutsches Recht.

Wir haben uns außerdem als Branche schon sehr früh mit einem Phänomen beschäftigt, das inzwischen zum Kernthema unserer Zeit geworden ist: Verantwortung im Internet. Als wir anfingen, uns damit auseinanderzusetzen, waren wir zu klein, um eine gesellschaftliche Debatte zu stemmen. Jetzt ist diese Diskussion in vollem Gang und wir werden uns weiter einbringen.

Kann man in klassischen Handbüchern mit dem Tempo der Veränderungen überhaupt noch mithalten?

Uns ging es darum, mal einen Zwischenboden einzuziehen, der für Anwälte so interessant ist wie für Musikstudenten. Das Ziel lag darin, die Fäden inhaltlich und fachlich einmal wieder zusammenzuziehen, alte Hypes und neue Markttrends aufzuzeigen. Da konkurriert man nicht im gleichen Maße mit Tweets und Blogs.

Viele Musikinteressierte haben den Urknall des Internets ja gar nicht erlebt oder die Entstehung des CD-Brenners. Auch kann man hier anhand einer Branche stellvertretend viele Entwicklungen nachvollziehen, mit denen sich heute ganz andere Berufsgruppen ebenfalls auseinandersetzen müssen. Andere Wirtschaftszweige interessieren sich inzwischen erfreulicherweise sehr für unseren Umgang mit digitalen Entwicklungen.

Nach welchen Neuerungen zum Thema Digitalisierung sollte man unbedingt Ausschau halten beim Blättern im Handbuch?

Erst einmal zeigt sich die Musikwirtschaft hier in ihrer ganzen Breite. In den letzten zehn Jahren hat sich ja immens viel getan. Das gilt für die Entwicklung im Tonträgermarkt über den Live-Sektor bis zu den Verlagen. Als Branche lagen wir bei Neuerungen immer sehr weit vorn. Mit Blick auf die Digitalisierung kann man zum Beispiel nachvollziehen, welche rechtlichen und wirtschaftlichen Strategien wir etwa bei Themen wie Download und Streaming verfolgt haben.

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