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Seit 2011 pflegt eine Initiative aus Fachleuten den 2000 Quadratmeter großen Steppengarten. 150 müssen nach Schätzung der Helfer nun erneuert werden, nachdem die Geldsucher durchgezogen sind.

© www.steppengarten.de

Nach der Geldsuche "Hidden Cash" in Berlin: Grünpfleger fordern Schadensersatz für zertrampelten Tiergarten

Der Einsatz: rund 1500 Euro. Der Schaden: rund 6000 Euro. Hunderte suchten am Sonntag den Tiergarten nach Umschlägen mit verstecktem Geld eines Millionärs ab. Dabei sollen sie den Steppengarten ramponiert haben.

Normalerweise verteilt Jason Buzi sein Geld nur freiwillig. Aber nach seiner Aktion „Hidden Cash“ vom vergangenen Wochenende im Tiergarten soll der israelisch-amerikanische Millionär nun eine Rechnung aus Berlin bekommen – und notfalls auch Post vom Anwalt. Dafür will die Landschaftsgärtnerin Gabriele Holst sorgen, die an der Beuth-Hochschule Gartenbau lehrt und gemeinsam mit weiteren Fachleuten ehrenamtlich den „Steppengarten“ pflegt – jenes üppig blühende Kleinod neben dem Goldfischteich, durch das am Sonntag scharenweise die Menschen zogen, die sich teilweise mit Stöcken ausgerüstet hatten, um besser durchs Dickicht stöbern zu können. „Wir waren geschockt, wie es nach dieser ekligen Aktion aussah“, sagt Holst. Auf 6000 Euro beziffert sie den Schaden. Die Summe ist etwa vier Mal so groß wie die, die Buzi und dessen Helfer nach eigenen Angaben in 24 grüne Umschläge verteilt und im Tiergarten versteckt hatten.

Sein Einsatz: Rund 1500 Euro. Der Schaden: Rund 6000 Euro.

Auf Hilfe des für die Pflege des Tiergartens eigentlich zuständigen Bezirks können die Ehrenamtler kaum hoffen: Auf die entsprechende Bitte hieß es, sie sollten es auf eigene Faust versuchen. Und dem Tagesspiegel wurde auf Nachfrage fast schon demonstrativ mitgeteilt: „Nach derzeitigem Stand sind dem Grünflächenamt keine Schäden bekannt.“

Gabriele Holst dagegen hat eine ganze Liste zusammengetragen. Abgeknickte Stauden müssten zurückgeschnitten, in den Boden getrampelte Pfade wieder aufgelockert werden, auch einige neue Pflanzen würden gebraucht. In den 6000 Euro stecken Material- und Arbeitskosten, die Summe errechnet sich aus Arbeitszeit und Geld für neue Pflanzen. Wobei die freiwilligen Gärtner normalerweise keine Rechnungen schreiben, zumal sie bei ihrer Arbeit auf Gartenbaustudenten und auf Pflanzen aus den Gewächshäusern der Beuth-Hochschule zurückgreifen können.

Für Laien und aus der Entfernung sieht der Steppengarten – keine 300 Meter südwestlich des Brandenburger Tores gelegen – auch nach der Aktion passabel aus, jedenfalls nach Berliner Maßstäben. Dabei ist er nicht der erste, der bei einer von Buzis Geldverteilaktionen ramponiert wurde: Im Juni zertrampelten laut „Los Angeles Times“ rund 1000 Menschen einen Stadtpark im Vorort Whittier auf der Suche nach den grünen Umschlägen voller Geldscheine, woraufhin Buzi 5000 Dollar Entschädigung zusagte.

Schon in Los Angeles gab es Ärger um Hidden Cash

Er bekannte, es sei „wohl keine so kluge Idee gewesen“, Geld in einem kleinen Stadtpark nach Einbruch der Dunkelheit zu verstecken. Allerdings stellte der mit Immobiliengeschäften zum Millionär gewordene Spender auf Twitter gerade erst klar, dass er kein Wohltäter, sondern ein Spaßmacher sei. Nächstes Wochenende will er sich und die Geldsucher gleich an beiden Küsten der USA amüsieren, in San Francisco und New York: „BIG cash“ kündigte er am Montag an – also an jenem Tag, an dem Gabriele Holst und ihre Mitstreiter im Tiergarten einen Herzkasper bekamen.

Die ehrenamtlichen Pfleger sind in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur organisiert, so dass die Entschädigung auf ein unverdächtiges Vereinskonto überwiesen werden kann. Auf dem wäre nach Auskunft von Gabriele Holst beinahe schon anderes Geld eingegangen: „Ein älterer Herr aus der Nachbarschaft wollte 10 000 Euro für einen Zaun um den Steppengarten spenden. Aber nachdem das Landesdenkmalamt über Monate nicht reagiert hat, ist er abgesprungen.“ 1953 sei der Garten zwar ohne Zaun geplant worden. „Aber jetzt haben wir 2014, und da brauchen wir einen, weil sich manche Leute benehmen wie die Axt im Walde.“

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