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Berlin: Nach der Loveparade 2000: Weniger Festnahmen, viel mehr Alkohol und Drogen

Wie viele Raver nun tatsächlich dabei waren, vermag keiner genau zu sagen. 1,3 Millionen glauben die Veranstalter, 800.

Wie viele Raver nun tatsächlich dabei waren, vermag keiner genau zu sagen. 1,3 Millionen glauben die Veranstalter, 800.000 sagt die Polizei. Aber die nüchternen Teilnehmerzahlen der zwölften Love Parade sind für alle zweitranging. Wichtig ist für das Organisationsteam um Ralf Regitz, dem Geschäftsführer der Firma Planetcom: Alles ist weitgehend friedlich verlaufen. Ihren Exportartikel verkaufen sie nach Tel Aviv, und dann laufen noch Gespräche für Love Parades in Hongkong, Buenos Aires und Mexico-City. Die Forschungsstelle für den Handel (FfH) hat errechnet, dass jeder Love-Parade-Besucher im Durchschnitt 254,90 Mark in der Stadt lässt. Die meisten Gäste kommen nach Angaben der FfH aus Nordrhein-Westfalen. Den Anteil der Besucher aus dem Ausland schätzt sie auf 7,4 Prozent.

Die Polizei zieht ebenfalls eine insgesamt positive Bilanz. 2300 Beamte waren im Einsatz, 194 Personen haben sie festgenommen, vor allem, weil sie mit Drogen handelten oder welche einnahmen. "Das sind weniger als in den Jahren zuvor", erklärt Love-Parade-Einsatzleiter Jürgen Schubert. Er ist auch beruhigt, dass es dem Opfer der Messerstecherei an der Bartningallee mittlerweile etwas besser gehe: "Er ist außer Lebensgefahr." Zum ersten Mal hatte die Polizei 13 mobile Wachen im Tiergarten eingesetzt. Mit Erfolg, sagt Schubert. So seien viel mehr Straftaten angezeigt und die Täter tatsächlich festgestellt worden, weil sie sich zum großteils weiterhin in den Parkanlagen entlang der Straße des 17. Juni aufhielten.

Insgesamt positiv fällt auch die Statistik des Malteser Hilfsdienstes aus. Mit 2332 Hilfeleistungen waren die 770 Sanitäter und 40 Ärzte rund 2000 Mal weniger im Einsatz als im Jahr zuvor. Der Grund war die kühle Wetter. Dafür seien die Fälle durchweg schwerer gewesen. So mussten 538 Raver ins Krankenhaus gebracht werden - das sind 200 mehr als 1999. "Der Missbrauch von Alkohol und Drogen hat in erschreckendem Maße zugenommen", sagt die Malteser-Sprecherin Charlotte Hahner. Aber auch die Verletzungen waren schwerer, weil Raver von Laternen stürzten oder sich die Haut an den zahllosen Glasplittern aufschnitten. Ein Raver erlitt einen Schädelbruch.

Die Stadtreinigung ist mit sich zufrieden. Die exakten Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber Alba und BSR haben offenbar weit weniger Müll eingesammelt als noch 1999, wo zusammen 300 Tonnen Müll anfielen. Auch die Deutsche Bahn ist mit sich im Reinen. 350.000 Raver seien auf der Schiene angekommen, 142 Sonderzüge hatte die Bahn auf die Gleise geschickt. Auch am Sonntag endeten fünf Regionalzug-Linien, die sonst durch die Innenstadt fahren, an Bahnhöfen vor den Toren Berlins. Die Weiterfahrt erfolgte dann mit der S-Bahn. Dieses Konzept habe sich bewährt, erklärt Bahn-Sprecherin Marlene Schwarz. Da sind Fahrgäste, die am Sonntag am Bahnhof Zoo vergeblich auf ihren Regionalexpress warteten ganz anderer Ansicht.

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