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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Nach Doppelmord in Plattenbau in Berlin-Marzahn: Angeklagter Nachbar soll Mutter und Tochter aus Habgier getötet haben

37 Mal stach ein Angreifer auf die Mutter ein und brachte danach die Tochter um. Der mutmaßliche Täter Ali H. bestritt vor dem Landgericht in Berlin die Tat.

Immer wieder stach der Angreifer auf Homa Z. ein. 37 Mal. Als ihre neun Jahre alte Tochter die Schreie der Mutter hörte, lief sie aus dem Kinderzimmer, heißt es in der Anklage. Der Täter brachte auch das Mädchen um. Knapp sieben Monate später steht mit Ali H. ein Nachbar aus dem Plattenbau in Marzahn vor dem Landgericht. Aus Habgier und zur Verdeckung einer Straftat soll er gemordet haben. Seine Verteidiger erklärten am Montag, Indizien würden gegen die Annahme der Staatsanwaltschaft sprechen. Das Tatbild verweise „eher auf eine Strafaktion“.

Ali H. stammt wie die beiden Opfer aus Afghanistan. Der 32-Jährige sei mit Familie Z. gut bekannt gewesen, hieß es am Rande. Am 29. Februar, einem Sonnabend, soll er gegen Mittag bei der 38-jährigen Nachbarin aus dem achten Stock geklingelt haben. Ihr Ehemann hatte die Wohnung am Morgen verlassen. Ahmad Z. arbeitete auf einem Wochenmarkt. Er wurde unruhig, als er seine Frau telefonisch nicht erreichen konnte. Als er dann die Wohnungstür nicht aufschließen konnte, weil von innen ein Schlüssel steckte, ging Ahmad Z. zu Ali H., um sich Rat zu holen.

Ali H. trat als Helfer auf. Ein Schlüsseldienst wurde bestellt. Die Wohnung war verwüstet. Ahmad Z. fand seine Tochter tot im Badezimmer – er brach psychisch zusammen. Homa Z. lag im Schlafzimmer.

37 Stiche in den Hals und den Oberkörper wurden festgestellt. Die Vielzahl weise auf „große Wut oder großen Hass“ des Täters hin, so die Verteidiger. Das spreche gegen die These von Habgier. Wie eine Inszenierung habe auch gewirkt, wie der oder die Täter die Tote zurückließen: mit einer Gebetskette, einem Gebetsbuch, die Leiche umhüllt von Tüchern. „Wie bei einem islamischen Begräbnis“, so ein Anwalt.

DNA-Spuren fanden sich auf einem Schal

Der Angeklagte hat drei Kinder. Seit 2011 lebt er in Deutschland, seit 2014 in Berlin. Ein gelernter Kfz-Mechaniker, dessen Asylantrag abgelehnt wurde. Er habe eine Duldung, hieß es. Er wurde einen Monat nach dem Verbrechen festgenommen. DNA-Spuren hätten auf seine Spur geführt, sagte der Staatsanwalt. Eine habe sich an einem Schal befunden, mit dem das Mädchen nach einem Messerstich in den Hals gedrosselt worden sei.

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Ahmad Z. war mit seiner Familie Ende 2014 nach Deutschland geflohen. Vor drei Jahren zogen sie in einen Plattenbau an der Wörlitzer Straße. Seit dem furchtbaren Verbrechen sei er in psychologischer Behandlung, hieß es. Ahmad Z. ist nun Nebenkläger. Am ersten Tag saß er nicht mit im Saal. Er wird im Oktober im Prozess als Zeuge befragt werden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass H. viel Geld in der Wohnung von Familie Z. vermutete. Die Verteidiger erklärten nun, es sei viel Geld zurückgelassen worden – 20.000 Euro in einer Kassette und zwei Scheine im Flur. Bei einer Tat aus Habgier wäre das vom Täter wohl nicht zurückgelassen worden. Und auf dem Konto von Ali H. hätten sich etwa 1000 Euro befunden. Er habe sich finanziell nicht in Not befunden. Die Verteidiger wiesen auch darauf hin, dass es für Schreie in dem hellhörigen Haus keine Zeugen gebe. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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