Nach Ende des Mietendeckels: Immobilienkonzern Heimstaden irritiert Berliner Mieter mit Nachforderungen
Der Immobilienkonzern Heimstaden hatte auf Nachzahlungen aus dem Mietendeckel verzichtet. Dennoch erhielten einige Mieter Zahlungsaufforderungen.
Eine unangenehme Überraschung erhielten zahlreiche Berliner Mieter:innen des schwedischen Immobilienkonzerns Heimstaden Mitte Juni per Post. Im Namen des Eigentümers forderte eine Hausverwaltung Mietzahlungen nach. Die Begründung: Die Mietparteien hatten in der Zeit des „Mietendeckels“ die Miete gemindert.
Allerdings hatte Heimstaden im Mai angekündigt, auf solche Nachforderungen zu verzichten. Der umstrittene Investor sieht in der Zahlungsaufforderung der Hausverwaltung ein „Missverständnis“.
Betroffen von dem Schreiben sind Mietparteien mehrerer Häuser in Friedrichshain-Kreuzberg, die Ende 2020 von Heimstaden gekauft wurden. Seit dem Eigentümerwechsel ist die Berliner Hausverwaltung Von Rüden mit der Verwaltung betraut.
Von Rüden versandte auch die Nachforderungen, die dem Tagesspiegel vorliegen. In einem Fall wurden etwa 270 Euro nachgefordert, in einem anderen mehr als 2200 Euro.
Vermieter sind zu Nachforderungen berechtigt
Der Berliner Mietendeckel hatte Mietparteien erlaubt, ab Ende November weniger Miete zu zahlen, wenn die vertraglich festgelegte Miete über bestimmten Obergrenzen lag. Das Bundesverfassungsgericht hat das Gesetz jedoch im April 2021 für verfassungswidrig erklärt.
Vermieter:innen steht es rechtlich zu, die Differenz nachzufordern. Einige Unternehmen haben das getan, zum Beispiel der Konzern Deutsche Wohnen. Doch andere verzichteten öffentlichkeitswirksam darauf, unter anderem Vonovia und Heimstaden.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Heimstaden-Sprecher Lutz Ackermann versicherte dem Tagesspiegel: Heimstaden habe die Hausverwaltung angewiesen, auf die Forderungen zu verzichten. Von Rüden hat auch im Mai ein entsprechendes Schreiben an die Mieterinnen und Mieter versendet. Warum danach dennoch Nachforderungen verschickt wurden, konnte der Sprecher nicht erklären, sagte jedoch: „Wir stehen zu unserem Wort.“ Die Hausverwaltung Von Rüden, die die Verwirrung ausgelöst hatte, wollte sich trotz mehrerer Anfragen nicht äußern.
Dem Tagesspiegel liegt jedoch eine Mail an eine Mieterin vom Mittwoch vor, in der eine Mitarbeiterin die Nachforderung als Buchungsfehler und daher „nichtig“ bezeichnet. Ab Juli übernimmt Heimstaden selbst die Verwaltung einiger Häuser, das teilte das Unternehmen Mieter:innen mit.
Heimstaden bemüht sich um ein positives Image
Der skandinavische Konzern Heimstaden gilt als umstritten, seit er im vergangenen Jahr Tausende Wohnungen aufgekauft hat. Das Unternehmen bemüht sich seither um ein positives Image, zum Beispiel mit Kunstförderung. Ein Wohnhaus in Tempelhof wurde kürzlich zum begehbaren Kunstwerk umgestaltet.
Die in Berlin lebende und aus Schweden stammende Künstlerin Emma Rytoft hat das Haus am Bayernring großflächig bemalt. Heimstaden teilt dazu mit: Rytoft setze „vor allem auf helle, freundliche Farben und Motive, die Betrachterinnen und Betrachter in eine positive Stimmung versetzen sollen.“ Die Aktion unter dem Motto „Make Room (Raum für alle)” soll der Start für eine langfristige Kooperation mit weiblichen Kunstschaffenden sein.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- showPaywallPiano:
- false