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Berlin: Nach Hause zum Gesundwerden

Neue Technik verkürzt den Klinikaufenthalt

Chronische Herzschwäche – diese Erkrankung ist im schlimmsten Falle lebensbedrohlich, der Patient muss mit häufigen Klinikaufenthalten rechnen. Doch inzwischen gibt es das so genannte „Telemonitoring“ mit elektronischen Messinstrumenten, die man zu Hause selbst bedienen kann. Bei der Herzinsuffizienz sind dies ein Blutdruckmesser und eine Waage zur Kontrolle gewichtserhöhender Wassereinlagerungen. Die Messergebnisse werden an eine Datenbank gefunkt, Klinik und Hausarzt können sie dort abrufen. Das erspart zusätzliche Klinikzeiten. Immer öfter kommt diese Technik zum Einsatz, weil man weiß: Wird der Patient früher in die gewohnte Umgebung entlassen, kann dies die Heilung fördern.

Aus Sicht von Karl Blum, Gesundheitswissenschaftler am Deutschen Krankenhausinstitut e.V. in Düsseldorf, zeigen die Fortschritte des Telemonitoring, wie sich das Selbstverständnis in den Krankenhäusern wandelt. Das Institut ist die Forschungseinrichtung der großen bundesdeutschen Krankenhausverbände. „Bisher hatte man den Anspruch, innerhalb der Klinik zu heilen“, sagt Blum. Das Krankenhaus der Zukunft verstehe sich eher als „integrierendes Gesundheitszentrum“. Es werde den Patienten kontinuierlich während des gesamten Heilungsprozesses begleiten – auch vor und nach der Behandlung in der Klinik. Die Liegezeit soll damit auf das medizinisch Notwendige verkürzt werden.

Diese Entwicklung hat auch finanzielle Gründe. Bis Ende 2004 errechnete sich das Klinikhonorar pauschal nach den Liegezeiten, jeder zusätzliche Tag brachte mehr Geld. Seit 2005 gilt ein neues Vergütungssystem mit Fallpauschalen. Die Kassen zahlen feste Beträge für die Behandlung einzelner Erkrankungen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens. Dadurch ist kein Anreiz mehr da, einen Patienten länger als nötig auf Station zu behalten.

Doch kurze Liegezeiten erfordern Veränderungen: „Eine enge Kooperation mit Arztpraxen beim Austausch von Befunden; mehr ambulante Rehazentren sowie ein Entlassungsmanagement, das Pflegehilfen in der Nachbetreuung koordiniert“, sagt Eberhard Thombansen, Experte für „neue Versorgungsformen“ des Klinikkonzerns Vivantes. Auch die Organisation der Klinikbehandlung müsse sich ändern. Schon heute werde der Patient seltener von einer Fachabteilung zur anderen geschickt, sondern in fachübergreifenden Zentren betreut. Dort können zum Beispiel alle Spezialgebiete für Herz-Kreislauf-Krankheiten zusammengefasst sein – bis zu Diabetes und Lungenleiden, die oft mit Gefäßkrankheiten einhergehen.

Bei Vivantes hat diese Zukunft teils schon begonnen. Es gibt „Kompetenzzentren“ zum Beispiel für Kinder- und Jugendkrankheiten und ein ambulantes Rehabilitationszentrum. Und als neuestes Projekt wird eine „elektronische Patientenakte“ entwickelt. Dort sind alle Befunde von der Hausarzt- bis zur Klinikdiagnose gespeichert, jeder behandelnde Mediziner hat Zugriff. „Das soll einen zuverlässigen Infoaustausch zwischen Kliniken und Arztpraxen bei Überweisungen ermöglichen“, sagt Eberhard Thombansen.

Er fördert auch das Tele-Monitoring und überlegt nur kurz, wenn man ihn nach seinem Zukunftsmotto fragt: „Die Patienten sollen baldmöglichst wieder zu Hause leben können.“

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