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Mit solchen Hinweisen warnten Anwohner des Tegeler Sees vor möglichen Giftködern, die Kinder und Tiere gefährden könnten.

© dpa

Nach Hundesterben am Tegeler See: So kann man sich vor Blaualgen schützen

Nachdem ein Hund am Tegeler See durch Blaualgengift starb, sind Schwimmer und Tierhalter beunruhigt. Wie gefährlich sind Blaualgen für die Gesundheit?

Sie legen einen blau-grünen Schimmer auf den See oder bilden dichte Schlieren, sie sehen aus wie Algen, sind aber Bakterien: Die Rede ist von den so genannten Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Seit dem Wochenende beunruhigt das giftige Bakterium nicht nur Hundebesitzer, sondern auch viele Berliner, die gerne in Spree und Havel und den Seen ihrer Stadt baden gehen. Wie berichtet, ist ein Hund in den vergangenen Tagen gestorben, nachdem er mit Blaualgen belastetes Wasser am Tegeler See getrunken hatte. Eine Autopsie in der Tierklinik Düppel ergab: Zum Tod führte das Algengift. Laut "Berliner Zeitung" starben sechs Hunde an einer Zinkvergiftung. Ein Sprecher der Berliner Polizei wusste davon am Dienstagabend nichts.

Nun fragen sich Schwimmer und Hundehalter: Wie groß ist die Gefahr durch das schlierige Bakterium, das normalerweise erst bei Hitze im Sommer auftritt? Wie kann man sich selbst und ausgeführte Hunde schützen?

Wer derzeit das Berliner Badegewässertelefon des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) unter der Nummer 90229-5555 anruft, erfährt erstmal Beruhigendes: Mit Ausnahme des Tegeler Sees ist die Wasserqualität an allen anderen See- und Flussufern top. Für den Havelsee bei Tegel allerdings gab das Lageso am Freitag einen „Warnhinweis“ heraus. Untersuchungen hatten eine bedenkliche Konzentration von Blaualgen ergeben. Die Behörde warnte vor dem Kontakt mit Algenansammlungen und dem Verschlucken von Wasser.

Seit Anfang Juni sind am Tegeler See 14 Hunde gestorben

Ein war ein ungewöhnlicher Alarm für dieses Gewässer. In den vergangenen Jahren gehörte der Tegeler See meist zu den „Top Five“ der Berliner Seen, unter anderem dank einer Aufbereitungsanlage der Berliner Wasserbetriebe an seinem Zufluss, dem Tegeler Fließ, die Phosphate und Stickstoff eliminiert. Phosphate fördern massiv das Wachstum der Blaualgen.

2012 lobten die Wasserbetriebe den See als „sauberstes Gewässer der Spree-Havelkette“. Am Dienstag waren auch sie von der offenbar hohen Algenkonzentration und dem Tod des Hundes „völlig überrascht“, so eine Sprecherin. Inzwischen hat das Lageso weitere Wasseranalysen vom Tegeler Ufer beim Umweltbundesamt in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse lagen bis Dienstagabend noch nicht vor.

Seit Anfang Juni sind rund um den Tegeler See 14 Hunde nach Spaziergängen gestorben. Die Aufregung unter den Tierhaltern war groß, als Ursache wurden bislang von Hundehassern ausgelegte Giftköder vermutet. Um dies zu klären, bat der Reinickendorfer Tierarzt Kai Rödiger die Pathologie der Veterinärmedizinischen Klinik der Freien Universität in Düppel, zwei der verstorbenen Hunde zu untersuchen. Bei einem lag die Todesursache „Blaualgengift“ am Montag vor, bei dem anderen Tier war die Autopsie am Dienstag laut Klinikchef Professor Achim Gruber noch nicht abgeschlossen.

Tödliche Vergiftungen von Hunden oder anderen Tieren durch das Bakterium seien aber in Deutschland höchst selten, bei Menschen schließt er sie gänzlich aus. Gruber: „Es hängt bei einem Tier natürlich davon ab, wie groß es ist, wieviel Wasser es trinkt und ob es bereits gesundheitliche Schädigungen hat und dadurch empfindlicher reagiert.“

Blaualgen produzieren Leber- und Nervengifte. Hat ein Hund sie in größerer Menge geschluckt, tritt der Tod „extrem schnell ein“, so Gruber – beispielsweise durch Krämpfe und Atemlähmungen, wie bei dem in Tegel gestorbenen Hund. Gleichwohl rät der Veterinärwissenschaftler dazu, „ das Risiko besonnen abzuwägen“. Zur Lebensqualität von Hunden gehöre nun mal Toben und ins Wasser gehen. Sie ständig an der Leine und mit Maulkorb auszuführen, könne nicht die Lösung sein. „Das ist nur ratsam, wenn dichte Algen sichtbar sind.“

In stark blaualgenhaltigem Wasser sollte man nicht baden

Aber wie erkennt man diese Gefahr? Und wie hoch sind die Risiken für Menschen?

Algenforscherin Professor Elke Dittmann von der Universität Potsdam beschreibt bedenkliche Algenbildungen so: „Manche Gattungen bilden Blüten aus, die als Schaum auf dem See zu finden sind.“ Der Wind treibt Schaum und Schlieren oft in Buchten. Andere Gattungen Färben das Wasser tiefgrün- und blau, machen es trübe oder bilden Flocken, so dass die Sichttiefe weniger als einen Meter beträgt. Solche Ansammlungen müsse man meiden, sagt Dittmann. „Dort kann es zu kritischen toxischen Konzentrationen kommen.“ Weshalb die Algen in Tegel in diesem Jahr derart früh auftreten, ist allerdings auch für die Professorin ein Rätsel.

In stark blaualgenhaltigem Wasser solle man auf keinen Fall baden, warnen das Lageso und Umweltbundesamt. Haut- und Schleimhautreizungen sowie allergische Reaktionen können die Folge sein, aber auch Magen-Darm- und Atemwegsprobleme. Grundsätzlich sei der Mensch weniger gefährdet als Tiere, „weil er das Wasser nicht in vollen Zügen trinkt“, heißt es. Die Ausnahme sind Kinder bis zum Grundschulalter. Bei ihnen raten die Behörden zu besonderer Vorsicht. „Sie können größere Mengen schlucken.“

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