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Anfang August fanden die Einsatzkräfte der Kriminalpolizei Max' Leiche am nordöstlichen Berliner Stadtrand.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild

Nach Leichenfund in Ahrensfelde: Ursache für den Tod von Max aus Marzahn weiter unbekannt

Warum starb der 13-jährige Max aus Berlin-Marzahn? Die Leiche lag in Ahrensfelde, die Obduktion brachte keinen Aufschluss. War eine toxische Substanz im Spiel?

Von Sandra Dassler

Am 31. Juli wurde der 13-jährige Max R. aus Berlin als vermisst gemeldet. Er hatte sich unweit seiner Wohnung in Marzahn mit Freunden treffen wollen. Eine Bekannte hatte nach eigenen Aussagen noch mit dem Jungen telefoniert und sich gewundert, dass er nach kurzer Zeit ungewohnt unhöflich das Gespräch beendete. Seither fehlte jeder Kontakt.

Als zwei Tage später in der Nähe einer nicht weit entfernten Kläranlage in Ahrensfelde eine Leiche gefunden wurde, wurde es für die Familie und die Freunde schnell zur traurigen Gewissheit: Max ist tot. Die Kriminalpolizei ermittelte in alle Richtungen, schloss ein Verbrechen nicht aus, fand aber keinerlei Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Max wies keine äußerlichen Verletzungen oder andere Merkmale auf, die auf einen Kampf oder eine Auseinandersetzung hinwiesen. Auch die Obduktion gab keinerlei Aufschluss. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) beauftragte ein toxikologisch-chemisches Gutachten, doch auch das brachte kein Ergebnis.

Keine körperliche Ursache, noch keine toxische Substanz

„Wir haben dann ein auf solche Fälle spezialisiertes Institut eingeschaltet“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ulrich Scherding, auf Anfrage des Tagesspiegels: „Bislang gibt es keine neuen Erkenntnisse. Der Abschlussbericht wird in etwa zwei, drei Wochen vorliegen. Bleibt es dabei, dass es keine Hinweise auf eine Straftat gibt, würden und müssten wir die Ermittlungen einstellen.“ Das wäre laut Scherding für alle Beteiligten natürlich wenig befriedigend, zumal man bei den Untersuchungen auch keine körperliche Ursache wie etwa einen Infarkt, ein Aneurysma oder Ähnliches festgestellt habe.

„13-Jährige sterben doch nicht einfach so“, kritisiert ein Bekannter des Jungen: „Ich verstehe nicht, dass die Behörden so etwas akzeptieren.“ Doch ganz ungewöhnlich ist es nicht, dass auch mit den besten Untersuchungsmethoden keine Todesursache gefunden wird, sagt der Leiter des Forensisch Toxikologischen Centrums München, Frank Mußhoff: „Das geschieht immer wieder, auch wenn Laien oft meinen, man brauche nur etwas Blut in eine Maschine zu geben und dann käme etwas später der Befund heraus. Es gibt unzählige Mittel, die toxisch wirken können, und nicht alle werden erfasst. Und gerade wenn der Tote erst zwei Tage später gefunden wurde, können sich manche von ihnen verflüchtigt haben.“

Wurde Max so eine Substanz verabreicht? Oder haben er und seine Freunde, wie es Jugendliche in diesem Alter schon mal tun, mit irgendwelchen Substanzen herumexperimentiert? Die Ermittler seien natürlich auch diesen Fragen nachgegangen, sagt Ulrich Scherding. Ohne Erfolg allerdings.

Toxikologen wie Frank Mußhoff erleben auch immer wieder, dass gerade unerfahrene Jugendliche sogenannte NPS (Neue Psychoaktive Substanzen) ausprobieren, die es im Internet für wenig Geld (zwei Rauscheinheiten für 15 Euro) gibt und die in ihrer Wirkung schwer einschätzbar und oft schwer oder nur von spezialisierten Laboren nachweisbar sind. Aber selbst das bei manchen Teenagern beliebte Schnüffeln an Lacken oder Farben könnte zu schlimmen Ergebnissen führen – und im Zweifel nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar sein.

War es also ein tragischer Unfall?

Die Ermittler hatten sich zunächst auch Aufklärung von einem anderen Jungen erhofft, mit dem sich Max angeblich treffen wollte. Dieser Kumpel kam – nach damaligen Zeitungsberichten – in den Marzahner Gärten der Welt am Abend jenes 31. Juli zu sich – völlig desorientiert mit Blut an den Schuhen und ohne jegliche Erinnerung an das, was passiert sei. „Wir haben nichts weiter aus ihm herausbekommen“, sagt Ulrich Scherding: „Er weiß einfach nicht, was geschehen ist.“

Das spricht nach Ansicht von Frank Mußhoff schon für eine Intoxikation. „Wenn zwei Jungen, die sich kannten, etwa zur gleichen Zeit sonderliche Symptome zeigen, liegt der Verdacht zumindest nahe.“ Das Blut an den Schuhen des Jungen stammte jedenfalls nicht von Max.

Viel mehr können die Ermittler auch zehn Wochen nach dem schrecklichen Fund nicht sagen. Für die Familie und die Freunde macht es das noch schwerer, vom verstorbenen Max in Frieden Abschied zu nehmen.

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