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Schläge statt Therapie: Wegen der Missstände in den Haasenburg-Heimen müssen diese nun zum 20. Dezember schließen.

© dpa

Nach Misshandlungsvorwürfen: Brandenburg ordnet Schließung der Haasenburg-Heime an

In den Haasenburg-Heimen sollen Kinder gequält worden sein, die eigentlich hätten therapiert werden sollen. Jetzt werden die Heime geschlossen

Brandenburg hat die Schließung der umstrittenen Haasenburg-Jugendheime angeordnet. Der Widerruf der Betriebserlaubnis für die drei Häuser in Neuendorf, Müncheberg und Jessern sei am Freitag zugestellt worden, teilte Jugendministerin Martina Münch (SPD) am Freitag in Potsdam mit. Bis 20. Dezember müssen die Einrichtungen endgültig geschlossen werden.

Das Wohl der untergebrachten Kinder und Jugendlichen sei in der Haasenburg gefährdet, hieß es zur Begründung. Der Träger, die Haasenburg GmbH, sei nicht bereit oder in der Lage, die Gefährdung abzuwenden. In den Einrichtungen könne eine Gefahr für das körperliche, geistige oder seelische Wohl der untergebrachten Minderjährigen deshalb nicht ausgeschlossen werden.

Die Alltagspraxis in der Haasenburg widerspreche „in erheblichem Maße dem Zweck und der Konzeption der Einrichtung“, hieß es weiter. Die notwendige gesundheitliche und medizinische Betreuung der Kinder und Jugendlichen sei nicht ausreichend gewährleistet. Die Eignung und Zuverlässigkeit der Haasenburg GmbH sei damit nicht mehr gegeben.

Der Anfang November vorgelegt Bericht der vom Ministerium eingesetzten Untersuchungskommission belege eindrücklich, dass das pädagogische Selbstverständnis in den Heimen der Haasenburg überwiegend von überzogenen, schematischen und drangsalierenden Erziehungsmaßnahmen geprägt sei, betonte Münch. Es bestehe eine latente Gefahr für die Jugendlichen, da sie jederzeit mit unverhältnismäßigen körperlichen Zwangsmaßnahmen rechnen müssten.

Der Bericht der Kommission habe klar gemacht, dass es „nicht nur an einzelnen Punkten, sondern nahezu in allen Bereichen der Haasenburg-Heime erheblichen Reformbedarf gibt“, betonte Münch. Diese weitreichenden Reformen seien „weder realistisch noch umsetzbar“. Aus diesem Grund werde die Betriebserlaubnis widerrufen.

Die Schließung geht auf eine lange Debatte über Misshandlungsvorwürfe gegen die Einrichtungen zurück. Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat inzwischen rund 70 Ermittlungsverfahren aufgenommen.

In den Haasenburg-Heimen sind Jugendliche in einer Art Sicherungsverwahrung untergebracht. Die Einrichtungen kamen in den vergangenen Monaten wegen Selbstmorden und mysteriösen Todesfällen von Insassen in die Schlagzeilen. Nach eigenen Angaben hat das Land Brandenburg inzwischen die Eignung anderer möglicher Träger geprüft, darunter auch kirchliche Einrichtungen. In Brandenburg befinden sich 100 von 400 deutschen Heimplätzen dieser Art.

Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD) verwies zur Begründung der Schließung auf den bereits im November veröffentlichten Bericht einer unabhängigen Kommission. Er belege „eindrücklich, dass das pädagogische Selbstverständnis in den Heimen der Haasenburg überwiegend von überzogenen, schematischen und drangsalierenden Erziehungsmaßnahmen auf Kosten der dort untergebrachten Jugendlichen geprägt ist“. Sie müssten „jederzeit mit unverhältnismäßigen körperlichen Zwangsmaßnahmen rechnen“. epd/KNA

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