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Nach Personalversammlung: Treberhilfe-Mitarbeiter planen die Abspaltung

Der ins Zwielicht geratenen Treberhilfe droht die Spaltung. Ein Teil der Belegschaft verließ aus Protest die Personalversammlung. Der Aufsichtsrat droht mit weiteren Kündigungen.

Der ins Zwielicht geratenen Treberhilfe droht jetzt die Spaltung. „Offenbar wollen sich einige Truppenteile entfernen und einem anderen Träger zugeschlagen werden“, sagte Treberhilfe-Geschäftsführer Dietrich Fenner nach einer Personalversammlung in der Kreuzberger Passionskirche. „Solche Überlegungen gibt es“, hieß es aus Kreisen der Belegschaft.

Mit „Truppenteilen“ sind die Wohnprojekte der Treberhilfe gemeint, die nach dem Rauswurf von Abteilungsleiter Ingo Bullermann ohne Führung dastehen. Die Wohnprojekte für Obdachlose und benachteiligte Jugendliche sind der wirtschaftliche Kern des gemeinnützigen Sozialunternehmens, die gewinnträchtige „Cash Cow“, wie ein Insider sagt. Bräche dieser Unternehmenszweig weg, wäre die Treberhilfe nur noch ein kleiner finanzschwacher Sozialhilfeverein.

Zur Personalversammlung waren etwa 120 Mitarbeiter gekommen. Etwa die Hälfte von ihnen verließ die Kirche aus Protest vorzeitig. „Es wurde nur drumherum geredet“, sagte eine Sozialarbeiterin. Fragen nach dem Maserati oder der Kündigung des Abteilungsleiters seien ausweichend beantwortet worden.

Stattdessen drohte der Aufsichtsrat offen mit weiteren Kündigungen, sollten interne Informationen in die Öffentlichkeit gelangen. Moralische Zweifel am Geschäftsgebaren der Treberhilfe seien nicht Aufgabe der Mitarbeiter. Gleichzeitig versprach Geschäftsführer Fenner, dass Mehrarbeit bei der Betreuung von Bedürftigen künftig bezahlt werde. Bisher richtete sich das Gehalt der Mitarbeiter allein nach dem Umsatz des jeweiligen Wohnprojekts. Wer mehr „Klienten“ ins Haus holte, verdiente mehr Geld.

Die Enthüllungen um das Luxusleben des zurückgetretenen Treberhilfe-Chefs Harald Ehlert erschweren inzwischen den Arbeitsalltag der Mitarbeiter. Nach Auskunft von Beschäftigten verzögern einige Jobcenter die Überweisung von Hartz-IV-Geldern, die von der Treberhilfe verwaltet werden. Auch die Akquise von Wohnungen zur Unterbringung von Hilfsbedürftigen sei schwieriger geworden, weil einige Vermieter mit der Treberhilfe nichts mehr zu tun haben möchten.

Viele Mitarbeiter misstrauen der neuen Treberhilfe-Führung, weil sie befürchten, im Hintergrund ziehe weiterhin der Machtmensch Ehlert die Fäden. Bezweifelt wird auch die Kompetenz der neu ernannten Aufsichtsräte, die nicht aus der Branche kommen. „Die haben von dem Metier keine Ahnung. Wir müssen unsere Glaubwürdigkeit wiederherstellen. Sonst ist von der Treberhilfe bald nichts mehr übrig“, sagte ein Mitarbeiter dem Tagesspiegel.

Zwei Bezirke – Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg – haben die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen schon teilweise aufgekündigt. In Neukölln soll im Mai darüber entschieden werden. Die Kriseneinrichtungen der Treberhilfe sind nach Auskunft eines Insiders bereits stark defizitär. Hier werden von zuhause weggelaufene Jugendliche aufgenommen und nach wenigen Wochen wieder entlassen. „Einige Bezirke übernehmen die Kosten nicht mehr. Außerdem sind viele Mitarbeiter frustriert. Es gibt einen hohen Krankenstand.“

Geschäftsführer Fenner, erst seit wenigen Wochen im Amt, dementierte Berichte über eine bevorstehende Insolvenz. „Wir sind liquide.“ Allerdings sagte er auch, dass die finanzielle Zukunft vom Verhalten der Bezirke abhänge. Mit den zuständigen Stadträten der abtrünnigen Bezirke sollen Gespräche geführt werden. Gegenwärtig laufen Prüfungen der Senatsverwaltung für Soziales und der Finanzbehörden. Fenner spricht von einer „ganz normalen Betriebsprüfung“ mit offenem Ergebnis. Der Staatssekretär der Sozialverwaltung, Rainer-Maria Fritsch, rechnet jedoch fest damit, dass der Treberhilfe die Gemeinnützigkeit entzogen wird. Jedes andere Ergebnis würde ihn wundern, erklärte er im rbb.

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