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Nach tödlichem Messerangriff am Berliner Humboldt-Forum: Acht Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft
Im September wird ein Syrer am Berliner Humboldt-Forum durch mehrere Messerstiche getötet. Nun wurden acht Verdächtige gefasst.
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Knapp drei Monate nach einem tödlichen Messerangriff am Humboldt-Forum, bei dem ein 20-jähriger Syrer starb, sind acht Haftbefehle vollstreckt worden. Das teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit. Die Tatverdächtigen sind demnach Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren.
Sie wurden am Montag bei Wohnungsdurchsuchungen in verschiedenen Stadtteilen festgenommen. Bei diesen kam laut Staatsanwaltschaft auch das Spezialeinsatzkommando (SEK) zum Einsatz. Sieben Personen wurden am Montag einem Richter am Amtsgericht Tiergarten vorgeführt und befinden sich aktuell in Untersuchungshaft. Ein weiterer Beschuldigter wurde am Dienstagnachmittag einem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun ebenfalls in U-Haft, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage sagte.
Nach Informationen aus Ermittlerkreisen handelt es sich bei den Verdächtigen um Afghanen. Die Staatsanwaltschaft machte zur Staatsangehörigkeit „aus ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben. Auch das genaue Alter aller mutmaßlichen Beteiligten wurde nicht mitgeteilt. Ob aktuell noch nach weiteren Beteiligten gesucht werde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen.
Nach bisherigen Ermittlungen war der Getötete am 12. September mit zwei weiteren Männern unterwegs. Der Syrer wurde laut Polizei und Staatsanwaltschaft von einer Gruppe Afghanen angegriffen, sie soll aus etwa 15 Personen bestanden haben. Bei dem Angriff soll der 20-Jährige mehrere lebensgefährliche Stichverletzungen, auch ins Herz, erlitten haben.
Der junge Mann wurde vor Ort reanimiert und kam ins Krankenhaus, starb dort aber. Seine Begleiter im Alter von 22 und 23 Jahren wurden leicht verletzt. Die Angreifer flohen.
Nach der Attacke hatte die Polizei ihre Präsenz an der Spreeseite des Humboldt-Forums massiv verstärkt. „Wir gehen nun offensiv mit polizeilichen Maßnahmen dagegen vor und sind in der größtmöglichen Stärke dort unterwegs – auch nachts“, hatte Florian Nath, Sprecher der Berliner Polizei, dem Tagesspiegel im September mitgeteilt. Auch das Humboldt-Forum hatte erklärt, für größere Events zusätzliches Sicherheitspersonal zur Verfügung stellen zu wollen.
Fast zehn Messerangriffe in Berlin pro Tag
Bereits wenige Wochen vor der Attacke hatte es einen ähnlichen Vorfall in dem Bereich gegeben: Bei einer Messerstecherei zwischen zwei Gruppen wurden am 23. August sechs Männer verletzt. Ein 24-Jähriger erlitt lebensgefährliche Verletzungen am Rücken und kam ins Krankenhaus.
Die anderen Männer im Alter von 20 bis 26 Jahren erlitten nach Polizeiangaben Stich- und Schnittverletzungen an Händen, Beinen sowie an Becken und Oberkörper. Demnach handelte es sich bei allen Beteiligten ebenfalls um Afghanen.
Die steigende Messergewalt ist in Berlin ein Problem, das die Sicherheitsbehörden und die Politik zunehmend beschäftigt. Im ersten Halbjahr 2025 hatte die Berliner Polizei 1598 Straftaten mit Messern erfasst. Dazu zählten Angriffe ebenso wie Drohungen.
Die meisten mutmaßlichen Täter waren männlich und bereits polizeibekannt. Unter ihnen waren auch 106 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren und 56 Kinder, die jünger als 14 Jahre waren. 48 Prozent (527) der Verdächtigen hatten die deutsche Nationalität. Es folgten in der Statistik Syrer (81), Türken (75) und Afghanen (40).
2024 hatte die Polizei in der Hauptstadt laut Kriminalitätsstatistik 3412 Messerangriffe registriert – also fast zehn pro Tag. Nach Angaben der Innensenatorin war das im Langzeitvergleich der zweithöchste Wert. Die überwiegende Mehrheit der ermittelten Tatverdächtigen (knapp 88 Prozent) waren Männer. 58 Prozent hatten keine deutsche Staatsangehörigkeit.
Der Berliner Senat und die Polizei erließen angesichts der vielen Straftaten in den vergangenen Jahren Messerverbote für mehrere Gebiete in Berlin sowie den gesamten Nahverkehr aus Bahnen, Bussen und Bahnhöfen. (Tsp, dpa)
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