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Im Gedenken. Charlottenburger Anwohnerinnen am Unfallort.

© Cay Dobberke

Nach tödlichem Unfall in Berlin: Radfahrerin überfahren – ein Besuch an der Unfallstelle

Die verkehrsberuhigte Zone in Charlottenburg, in der eine Radlerin überfahren und tödlich verletzt wurde, ist als Raser-Strecke berüchtigt.

Blumen und Grablichter, niedergelegt von Charlottenburger Anwohnern, erinnern am Donnerstag in der Schillerstraße, Ecke Krumme Straße an den tödlichen Unfall, bei dem ein Auto am Vorabend eine Radfahrerin überrollt hatte. Auf der Fahrbahn sind noch gelbe Kreidemarkierungen der polizeilichen Unfallermittler zu sehen.

Demnach starb die 55-jährige Radlerin neben einem Schild, das den Übergang von einem Spielstraßen-Abschnitt der Krummen Straße in eine angrenzende Tempo-30-Zone verkündet. Es scheint kaum vorstellbar, dass der 78-jährige Fahrer des VW Touran, der die Frau beim Abbiegen erfasst hatte, hier gerast sein könnte.

Andererseits muss man nur ein paar Minuten lang den Verkehr beobachten, um zu erkennen, dass sich fast niemand an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit im mittleren Teil der Krummen Straße hält. Die meisten Autos sind mit schätzungsweise mindestens 30 Stundenkilometern unterwegs. Der Unfallfahrer war aus der Krummen Straße links in die Schillerstraße eingebogen. Dort wollte die Radfahrerin gerade die Fahrbahn überqueren.

Vor allem abends und nachts rasen Autos durch die Wohngegend

„Hier wird unglaublich viel gerast“, sagt Anwohnerin Ortrud Neubauer aus der Schillerstraße. Am schlimmsten sei es abends und nachts, wenn „getunte Wagen“ durch den Kiez brausten. Leider liege ihr Schlafzimmer zur Straße hin, bei geöffnetem Fenster sei das Schlafen oft unmöglich. Ähnlich beschreibt ihre Freundin Katharina Ratthey aus der Krummen Straße die Zustände. „Junge Männer in Papas Auto“ machten die Gegend unsicher. Aber auch Radfahrer hielten sich oft nicht an die Schrittgeschwindigkeit. „Jeder denkt nur an sich.“

Eine Kellnerin der Kneipe „Thomas-Eck“ an der Krummen Straße bestätigt, dass durch die Spielstraße „gebrettert“ wird – nicht zuletzt mittwochs und sonnabends, wenn nebenan der Wochenmarkt auf dem Karl-August-Platz läuft.

Aufruf zur Mahnwache

Bei starkem Verkehr verlangsamen vorgestreckte Gehwege und Grün-Inseln in der Spielstraße das Tempo. Häufig müssen Autos stoppen, um den Gegenverkehr durchzulassen. Doch außerhalb der Hauptverkehrszeiten bremst wenig die Raser: Ein paar Fahrbahnschwellen sind so flach, dass sie als Hindernis kaum spürbar sein dürften.

Der Verein Changing Cities und der ADFC Berlin rufen für diesen Freitag (12. Juli) ab 17.30 Uhr zur Mahnwache an der Unfallstelle auf. Ein weißes „Geisterfahrrad“ soll dort auf den Tod der Radlerin aufmerksam machen.

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