zum Hauptinhalt
Eine Grundschülerin aus Berlin ist auf einer Klassenfahrt nach einem Badeunfall im Werbellinsee in Brandenburg gestorben.

© dpa

Nach Tragödie am Werbellinsee: Wie den Kindern und Lehrern jetzt geholfen wird

Nach dem tödlichen Badeunfall der Siebenjährigen beginnt für die Angehörigen, Mitschüler und Lehrer die Trauerbewältigung. Wie Kinder mit dem Tod umgehen – und was hilft.

Am Dienstagabend wurde in Neukölln getrauert. An der Schule wurde an das Mädchen erinnert wurde, das bei einer Klassenfahrt in Brandenburg in einem See gestorben ist. Blumen und Botschaften wurden abgelegt. Die Ursache ist unklar. Nicht nur um Angehörige müssen sich nun Seelsorger kümmern, sondern auch um die Mitschüler und Lehrer und Eltern

Bei schweren Unglücksfällen an Berliner Schulen kümmern sich Psychologen für Gewaltprävention und Krisenintervention darum. So ist es auch jetzt – Schulpsychologen aus mehreren Bezirken stehen in der Peter-Petersen-Schule den Angehörigen, Mitschülern und Lehrern zur Seite.

Wie Grundschüler auf den Tod reagieren

Schulkinder von sieben bis elf Jahren begreifen, dass der Tod endgültig ist. Schwer zu verstehen ist für sie aber, dass auch junge Menschen sterben können, heißt es in einer Broschüre der Senatsverwaltung zum Thema. Die Folge können Ängste sein: dass sie selbst oder Angehörige sterben. Manchmal entwickeln die Kinder Schuldgefühle am Tod anderer oder halten den Tod für eine Strafe. Manche Kinder reagieren mit Alpträumen, Wut, überdrehtem Verhalten. Andere wollen kaum noch etwas essen oder ziehen sich zurück. Manche Kinder tun auch so, als ob nichts gewesen wäre. All das sind normale Reaktionen. Erst wenn sie mehrere Wochen lang anhalten, sollte man sich beraten lassen.

Wie kann man den Kindern helfen?
Je jünger die Kinder sind, umso stärker brauchen sie Unterstützung bei der Bewältigung. Wichtig ist, mit ihnen über die Ursachen des Todesfalls zu sprechen, damit sie keine Schuldgefühle entwickeln. Es hilft, wenn normale Alltagsroutinen beibehalten werden. Eltern sollten ihren Kindern zuhören und ihre Gefühlsäußerungen akzeptieren. Sie sollten ihre Kinder ermutigen, Dinge zu unternehmen, die ihnen Spaß machen.

Was sollten Lehrer beachten

„Über die Trauer reden hilft“, sagt der Neuköllner Bezirksstadtrat Jan-Christopher Rämer, der am Montag nach Bekanntwerden des Unglücks alle Termine absagte und in die Petersen-Schule eilte. Als er selbst Schüler war, starb sein Bruder ganz plötzlich, und die Art und Weise, wie seine Schule damit umgegangen ist, sei für ihn bei der Bewältigung der Trauer sehr wichtig gewesen. „Ich bin tief betroffen und wünsche den Angehörigen viel Kraft und Offenheit mit ihren eigenen Gefühlen.“

Offenheit und genügend Zeit sind auch wichtige Ratschläge, die Psychologen Lehrern geben. Es kann mehrere Wochen dauern, bis eine Klasse wieder zu sich findet. Auch die Lehrer selbst brauchen Unterstützung und sollten Gesprächsangebote wahrnehmen – mit Kollegen und Schulpsychologen.

Lehrer sollten die Schüler informieren, wie es weiter geht, welche Ereignisse anstehen und wie mit dem Vorfall umgegangen wird. Schüler können und sollen in Trauerrituale eingebunden werden, aber zu nichts gezwungen werden. Bilder malen, Briefe schreiben oder einen Stein aussuchen, den man aufs Grab legen kann. Die Kinder sollten selbst entscheiden, ob sie zur Beerdigung gehen wollen. Manchmal erbringen die Schüler infolge eines traumatischen Ereignisses schlechtere Leistungen, das sollten Lehrer nicht überbewerten. An der Peter-Petersen-Schule hat die Schulleitung einen Raum der Trauer eingerichtet, den Eltern und Schüler nutzen können. Den Kindern werden Angebote für Einzel- und Gruppengespräche mit Schulpsychologen gemacht. svo

Weitere Informationen und Ansprechpartner online unter www.berlin.de/sen/bildung/unterstuetzung/gewalt-und-notfaelle/

Zur Startseite