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Nach dem Aus für den ZLB-Neubau in Tempelhof sind Umbau und Erweiterung der Amerika-Gedenk-Bibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg eine mögliche Alternative.

© dpa

Nach Votum zu Tempelhofer Feld: Was wird jetzt aus der Zentral- und Landesbibliothek?

Nach dem Volksentscheid bleibt die Zukunft der ZLB ohne ihren Neubau auf dem Tempelhofer Feld ungewiss. Und auch was mit der landeseigenen Firma „Tempelhof Projekt“ geschieht, ist offen.

Die Entscheidung ist gefallen, das Tempelhofer Feld bleibt frei, das aber wirft für zwei der wichtigsten Akteure am Areal grundlegende Fragen auf: die Zentral- und Landesbibliothek, deren Neubau nun Vergangenheit ist und die landeseigene Firma „Tempelhof Projekt“, die die Ränder des Feldes aufteilen und in Bauland verwandeln sollte.

„Das war keine Abstimmung über die ZLB, sondern über die Bebauung des Feldes“, sagte der Chef der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Volker Heller auf Anfrage. Dass nach dem Votum kein Neubau mehr möglich ist, ändere nichts am dringenden Bedarf der ZLB nach zusätzlichen Flächen. Der Hauptstandort in Kreuzberg war in den 1950er Jahren gebaut worden und konzipiert für 500 Besucher täglich – „heute ist er mit 3500 Besuchern völlig überfüllt“, sagte Heller. Es fehle an Arbeitsplätzen für die Besucher, der Zugang zu digitalen Angeboten, Büchern und Archiven sei begrenzt, und weil die Sammlungen der ZLB auf drei Standorte verteilt sind, müssten deren Nutzer oft quer durch die Stadt fahren.

Eine Frage des Ortes

Werden nun Umbau und Erweiterung des größten ZLB-Standortes, der Amerika-Gedenk-Bibliothek, das gescheiterte Tempelhof-Vorhaben ersetzen? „Da gibt es viel politisch abzustimmen“, weicht Heller aus. Die AGB sei bei der „Nutzwertanalyse“ der möglichen Standorte für eine erneuerte ZLB zweite Wahl nach dem Neubau. Wichtigster Nachteil: die Beeinträchtigungen während der Bauzeit, wobei eine zeitweilige Schließung möglich ist. Unterzubringen wäre die gewünschte Verdreifachung der „Publikumsfläche“ von 7500 auf 25000 Quadratmeter wohl, wenn der Bezirk seine Flächen dafür hergibt.

Und „ohne Rückhalt des Bürgermeisters ging das auch bei der Bibliothek in Amsterdam nicht, insofern bin ich Klaus Wowereit dankbar, dass er sich trotz teils persönlicher Anfeindungen für dieses bildungspolitische Projekt eingesetzt hat“, sagt Heller. Aber auch wenn man diese Erweiterung in Kreuzberg rasch beschließe, würde es den Zeitplan wohl deutlich zurückwerfen. Kulturstaatssekretär Tim Renner kündigte gar ein „Moratorium“ an, um die Pläne anzupassen. Ursprünglich sollte der Neubau im Jahr 2021 eröffnen.

"Tempelhof Projekt" steht vor Umstrukturierung

Die Ränder des Feldes aufteilen, Straßen und Wege anlegen, die Baugrundstücke erschließen und verkaufen, das alles war die Aufgabe der landeseigenen Firma „Tempelhof Projekt“. Rund 30 Mitarbeiter für städtebauliche Planung, Bewirtschaftung und Entwicklung des denkmalgeschützten Gebäudes stehen ihr dazu zur Verfügung. Die Firma nahm im vergangenen Jahr 13,5 Millionen Euro ein aus der Vermietung der Airportflächen, Betriebskosten mitgerechnet. Nun steht sie vor einer Umstrukturierung, wie Sprecher Martin Pallgen bestätigt.

Ergebnis davon könnte die Übernahme des Veranstaltungsbetriebs durch die landeseigene Messe-Gesellschaft sein, die dies seit etwa einem Jahr prüft, weil der Senat sie darum bat. Bei der Sanierung und Verwaltung des Gebäudes könnte die landeseigene Berliner Immobilien Management einspringen. Die BIM verwaltete das Airportgebäude bereits vor der Übergabe an die „Tempelhof Projekt“ und tut dasselbe für hunderte anderer Landesliegenschaften. Die „Tempelhof Projekt“ hatte das Gebäude übernommen, weil aus Verkauf von Bauflächen und Veranstaltungsbetrieb die Gebäudesanierung mitfinanziert werden sollte. Dies geht nun nicht mehr.

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