zum Hauptinhalt
Die Zentrale des BND im Herzen Berlins entsteht gerade. Jetzt gibt es Missstimmung um die Notfallpläne.

© dpa

Nachrichtendienst fürchtet Spionage im Brandfall: BND und Feuerwehr streiten um Notfallpläne

Beim Bundesnachrichtendienst ist alles so geheim, dass nicht einmal die Feuerwehr unbeaufsichtigt löschen darf. Fremde Geheimdienste könnten eine solche Situation ausnutzen, befürchtet der BND - doch das könnte im Notfall kostbare Zeit kosten, bemängelt die Feuerwehr. Jetzt ringen beide um eine Lösung.

Das zumindest ist kein Geheimnis mehr: Beim Bundesnachrichtendienst (BND) soll alles so geheim sein, dass nicht einmal die Feuerwehr bei einem Brand in der neuen Zentrale an der Chausseestraße in Mitte unbegleitet löschen darf. Weil sie sich zunächst nicht darauf einlassen wollte, kosteten die intensiven Diskussionen Zeit und Geld. Dabei steigen die Baukosten ohnehin: Inzwischen ist die Rede von 900 Millionen Euro. Von der Feuerwehr gab es am Pfingstmontag keine Stellungnahme. „Brandschutz und Geheimhaltung müssen in einen sinnvollen Ausgleich gebracht werden“, sagte Berlins Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU). Im derzeitigen Hauptquartier in Pullach bei München habe man in dieser Frage eine Lösung gefunden, „insofern bin ich auch für Berlin zuversichtlich“, sagte Krömer.

Zudem deute sich an, „dass man zu einer pragmatischen Lösung kommen wird“. Normalerweise bekommt die Feuerwehr bei Großbauten Generalschlüssel, die ihr alle Türen öffnen, ohne dass die Brandbekämpfer erst an der Pforte um Einlass bitten müssen. Nicht so beim BND: Ohne Eskorte durch eigene Mitarbeiter sollte die Feuerwehr nicht zum Einsatzort kommen, hatten die Sicherheitsbesessenen laut einem „Spiegel“-Bericht zunächst verlangt.

Würde die Feuerwehr unbeobachtet arbeiten, könnten fremde Geheimdienste eine Notfallübung nutzen, um das Kontrollsystem zu umgehen. Der ganze Aufwand wäre dann umsonst, hieß es beim BND. Genauso gut könnten sich deutsche Agenten nackt auf den Roten Platz in Moskau stellen und laut „Hier“ schreien, sollen die Sicherheitsbeamten intern argumentiert haben.

Der nun nach langem Hin und Her gefundene Kompromiss sieht vor, dass der BND eine „Schlüsselzentrale“ schafft, die rund um die Uhr besetzt sein wird. Vor einem Einsatz holen sich die Retter hier Schlüssel ab, mit denen sie auch „batteriegespeiste elektromagnetische Schließsysteme“ mit einer einfachen Drehung öffnen können. Eine Eskorte soll die Feuerwehrleute anschließend zum Einsatzort bringen. Neu ist das Verfahren nicht. Es wird auch in Pullach praktiziert, wie der dortige langjährige Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Josef Rauscher, dem Tagesspiegel bestätigte.

Auch dort müssten sich die Wehren vor einem Einsatz erst die Schlüssel holen; selbst die Einsatzpläne gebe es erst auf dem BND-Gelände. Ein BND-Fahrzeug fahre dann der Feuerwehr voraus bis zum Einsatzort. Gelöscht werde aber ohne Aufsicht, vor allem, wenn die Retter Atemschutzmasken tragen müssten, sagte Rauscher weiter. Früher sei es noch strenger gewesen, erinnert sich Rauscher, der 26 Jahre Kommandant der Pullacher Feuerwehr und 22 Jahre auch Kreisbrandmeister war. Da seien die Feuerwehrleute vor einem Einsatz und dann beim Abrücken auch noch gezählt worden. Das immerhin habe man abgeschafft.

Kleinere Einsätze habe es immer wieder gegeben, aber keinen Großbrand, bei dem das Sicherheitssystem hätte greifen müssen. Ohnehin habe es der BND mit der Sicherheit nicht immer so genau genommen, schmunzelt Rauscher. Bei einer Begehung habe er neben einem Notausgang einmal einen leeren Schlüsselkasten entdeckt und moniert, dass solche Kästen unzulässig seien und außerdem der Schlüssel fehle. Die Antwort: Dieser werde fast wöchentlich neu deponiert, weil er ständig entwendet werde. Rauscher reagierte prompt: Wenn so auf Dauer fast jeder einen Schlüssel habe, brauche man gar nicht mehr abzusperren.

Zur Startseite