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Berlin: Nacht zum 1. Mai: Boxhagener Platz im Brennpunkt Militante Linke wenden sich vom Mauerpark ab

und melden Großveranstaltung in Friedrichshain an

Zwei Wochen vor Walpurgisnacht und 1. Mai ist nur eines klar: die Urlaubssperre bei der Berliner Polizei. „In der Szene herrscht völlige Konfusion, die Lage am 1. Mai ist völlig unübersichtlich“, hieß es in der Polizeiführung. „Es kann militanter werden, muss es aber nicht“, sagte ein leitender Beamter. Nicht vorhersagbar sei, inwieweit sich arabische Jugendliche oder Hooligans an den von militanten Linken angezettelten Krawallen beteiligen. 9000 Polizisten sollen an dem Wochenende im Einsatz sein, 1000 mehr als im Vorjahr – obwohl die rechtsextremistische NPD in diesem Jahr nicht in Berlin auf die Straße gehen will.

Geeinter scheint die linke Szene derzeit in der Walpurgisnacht, der Nacht vor dem 1. Mai. Fast das gesamte – ansonsten politisch völlig zerstrittene – linke Spektrum strebt zum Boxhagener Platz, und nicht mehr zum Mauerpark. Dort hat ihnen die Polizei im vergangenen Jahr den Spaß mit massiver Präsenz und einem Flaschenverbot verdorben. In den Jahren davor hatte gegen Mitternacht regelmäßig ein Stein- und Flaschenhagel auf Polizisten begonnen.

In diesem Jahr ist für den Park keine Veranstaltung angemeldet – schließlich hat die Polizei in diesem Jahr zusätzlich noch das traditionelle Maifeuer verboten. Ohne Bier und ohne Feuer im Park soll offensichtlich der „Boxi“ wie in den 90ern in den Mittelpunkt rücken. Für die Polizei ist dieser eng bebaute Platz schwerer zu überwachen, „dennoch werden wir uns auch dort das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen.“ Offiziell angemeldet sind dort 500 Personen, in internen Unterlagen der Polizei wurde das jetzt auf „500 Plus“ korrigiert. „Falls erforderlich, verbieten wir auch dort Flaschen und Dosen“, hieß es.

Schwer einzuschätzen für die Polizei ist eine Demo, die am Abend des 30. April vom Frankfurter Tor zum Mauerpark ziehen will. Dem Motto der Demo „Berlin protestiert friedlich – Für friedlichen Protest“ traut die Polizei nicht.

Klaren Konfrontationskurs steuert die militante Linke am 1. Mai. Gleich zwei „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstrationen“ wurden angemeldet, beide wollen im Zick-Zack durch Kreuzberg 36 laufen – doch dort findet wieder das von Bezirk und Bürgern veranstaltete „Myfest“ statt. Für die Polizei eine Provokation: „Durch das Fest lassen wir die nicht“, hieß es gestern. Die Begründung für das Verbot fällt der Behörde leicht: Zwischen Mariannen- und Oranienplatz wollen zehntausende Menschen friedlich feiern.

Auf dieses Fest setzt die Polizei auch langfristig sehr große Hoffnung. „Die friedlichen Kreuzberger müssen ihren Kiez am 1. Mai zurückerobern. Nur so lässt sich die Gewalttradition brechen“, sagte ein Polizeiführer. „Wir können das nicht.“ Erste positive Ansätze gab es im Vorjahr: Erstmals gingen Anwohner gegen die Chaoten vor. „Die Krawallszene hat jetzt zwei Feinde – uns und das Fest“, sagte der Beamte.

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