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Góktan Budakoglu (re.), Ozan Maral und Booker Tobias Schurig (v. re.).

© Doris Spiekermann-Klaas

Nachtleben in der Hauptstadt: Istanbuler Club "Arkaoda" eröffnet in Berlin

Normalerweise gilt die Berliner Clubkultur als Exportschlager. Hier ist es mal umgekehrt. Das legendäre Istanbuler „Arkaoda“ hat nun einen Ableger in Neukölln.

Alle reden mal wieder vom Clubsterben: In Prenzlauer Berg macht der Bassy Club dicht, der Privatclub in Kreuzberg ist von Verdrängung bedroht – derweil wird in Neukölln einfach ein neuer Club eröffnet. Mit dem Arkaoda bekommt Berlin am Karl-Marx-Platz einen Ableger der gleichnamigen Location in Istanbul. Normalerweise gilt die Berliner Clubkultur als Exportschlager, Städte in der ganzen Welt versuchen sie zu kopieren, nun wird mal umgekehrt ein im Ausland erprobtes Clubkonzept in die deutsche Hauptstadt importiert.

Das türkische Arkaoda befindet sich im Istanbuler Stadtteil Kadiköy im asiatischen Teil der Stadt. Tagsüber ist es ein Café, abends ein Veranstaltungsort mit Bar, dieses Mischkonzept wird es auch in Berlin geben, schon ab 10 Uhr morgens kann man hier seinen Kaffee trinken.

Kadiköy gilt als eine Art Istanbuler Neukölln, als Szene- und Hipsterviertel. 1999 hat Góktan Budakoglu hier seinen Club gegründet, der sich einen Namen als Party-Location, vor allem aber als Ort für etwas ausgefallenere Konzerte und für die lokale Alternativszene gemacht hat. John Maus und Six Organs of Admittance sind hier beispielsweise in der letzten Zeit aufgetreten, Pop-Acts der etwas avancierteren Sorte.

Deutsch-türkischer Kulturtransfer

Tobias Schurig, Konzertbooker des Berliner Arkaoda, sagt, eine ähnliche musikalische Ausrichtung werde man auch in Neukölln verfolgen: „Avantgarde, Experimentelles, Klänge aus aller Welt, bei uns soll es gute Musik aller Art geben.“ Das türkische Arkaoda wird weiter existieren, auch wenn Budakoglu nun in Berlin nicht nur einen Ableger des Clubs eröffnet, sondern vor einem Dreivierteljahr selbst hierhergezogen ist.

Ein türkischer Club in Berlin und dann auch noch mitten in Neukölln, wo so viele Menschen mit türkischen Wurzeln leben, da denkt man natürlich an Brückenschlagen und deutsch-türkischen Kulturtransfer. Und darum soll es auch gehen. „Wir suchen einen Austausch zwischen der Musikszene, mit der wir uns in Berlin verbunden fühlen, und der, in der wir uns in Istanbul verorten“, sagt Schurig. Daneben verfolge man jedoch einen „universellen Ansatz“, bei dem die Herkunft der Musik nicht das Entscheidende sei.

Anfang Januar gab es bereits eine Eröffnungsfeier des Berliner Arkaoda für einen internen Kreis. Der Andrang sei riesig gewesen, so Tobias Schurig, man habe gar nicht alle Leute hineinlassen können, so viele waren es. Aktuell sei man jedoch immer noch mit kleineren Umbaumaßnahmen beschäftigt und wolle lieber langsam in den regulären Betrieb einsteigen.

Nach Schurigs Vorstellung soll sich das Arkaoda dann längerfristig zu einer Örtlichkeit entwickeln, die in Berlin explizit dafür bekannt ist, für die eher kleineren, dafür umso feineren Konzerte zuständig zu sein. Gelegentlich wolle man auch Plattenbörsen und Ähnliches organisieren, so wie im Istanbuler Schwesterclub.

"Es ist nicht immer ganz einfach mit Erdogan"

Natürlich muss bei einem Projekt wie dem Arkaoda auch noch über die aktuelle politische Situation gesprochen werden. Doch als der Name Erdogan fällt, herrscht erst einmal Schweigen. Bis Ozan Maral, einer der Geschäftspartner von Góktan Budakoglu, sagt: „Lasst uns lieber weiter über Musik reden und nicht so viel über Politik. Nur so viel: Es ist nicht immer ganz einfach mit Erdogan.

In seinem Club in Istanbul, dessen Programm ziemlich westlich ausgerichtet ist, wogegen konservative Erdogan-Anhänger in der Türkei immer stärker mobilisieren, habe es immerhin noch keine gravierenden Probleme gegeben, so Góktan Budakoglu. „Wir befinden uns im asiatischen Teil der Stadt, dort wird man meist eher in Ruhe gelassen.“ Aber in Berlin, wo er jetzt lebt, fügt er noch hinzu, fühle er sich doch um einiges freier als aktuell in seiner Heimatstadt.

Ein paar Konzerte in den nächsten Monaten, die Tobias Schurig nennt, deuten schon mal etwas konkreter die musikalische Ausrichtung des neuen Berliner Clubs an: Soft Grid aus Berlin werden beispielsweise auftreten, Eric Copeland aus den USA und die kanadische Band Esmerine, allesamt experimentell orientierte Indie-Acts.

"Mash Banger"

Und am 9. Februar lässt sich erleben, wohin die Reisen durch die Nacht im Arkaoda in Zukunft gehen. Bei der Party „Mash Banger“ wird es DJ-Sets geben, vor allem aber Live-Konzerte, die die Idee des Clubs unterstreichen, verschiedene Musikkulturen unter einem Dach fusionieren zu wollen. Der Londoner Drummer Tom Page etwa wird sich von dem japanischen Reggae- und Dubstep-Produzenten Goh Nakada seine Beats erst von dubbigen Effekten unterlegen lassen, bevor er sein gemeinsames Projekt mit dem Namen 2.99 mit dem in Berlin lebenden DJ Scotch Egg aus Tokio präsentiert, der sich in der Breakcore-Szene einen Namen gemacht hat. Es wird also schwer experimentell und fordernd, aber doch tanzbar an diesem Abend. Ganz, so scheint es, im Stile des Arkaoda.

Karl-Marx-Platz 16. Mehr Infos unter: www.facebook.com/berlinarkaoda

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